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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einfach ein Gefühl innerer Ruhe war. Schlicht und einfach Freude.
    Ein Vogel rief, schoss wie eine Pistolenkugel an ihm vorbei. Mac stand einfach nur da und grinste wie ein Idiot. Es fühlt sich gut an, hier zu sein, dachte er. Ein Ort mit einer
wohltuenden Atmosphäre. Ein Ort, wo die Gedanken zur Ruhe kommen konnten. Ein Ort für Picknicks oder zum Nachsinnen.
    Mit einigem Widerstreben ging er weiter, schwor sich jedoch, dass er wieder hierher zurückkommen würde, um einfach nur zu genießen.
    Er wanderte durch den Wald, und obwohl er es hasste, die besinnliche Stimmung zu zerstören, versuchte er sich vorzustellen, wie es gewesen sein mochte, als Nell durch den dunklen Wald gerannt war, als sie vor einem Mann geflohen war, der zu Gewalttätigkeit neigte. Ein Mann, bewaffnet mit einem Messer, das bereits blutbeschmiert gewesen war.
    Scheißkerl, dachte Mac. Der Bastard hatte unerbittlich Jagd auf sie gemacht. Wie ein tollwütiger Wolf, der ein Reh hetzte. Weil er es konnte. Weil er sie lieber tot sehen wollte, als zuzulassen, dass sie sich von ihm befreite. Eher bereit, ihr die Kehle durchzuschneiden, als das zu verlieren, was er als sein persönliches Eigentum betrachtete.
    Mac fühlte Zorn in sich aufwallen, heißen, ohnmächtigen Zorn. Er konnte fast das Blut riechen, den Hass. Die Angst. Er war derart in seine Empfindungen versunken, dass es ein paar Augenblicke dauerte, bis er merkte, dass seine Sensoren verrückt zu spielen begannen.
    »Jesus!« Er erwachte mit einem Ruck aus seiner Gedankenverlorenheit, schüttelte sich und verwandelte sich augenblicklich wieder in den nüchtern beobachtenden Wissenschaftler.
    »Hier. Genau hier!«
    Er hantierte mit Energie-Abtastern herum, zog seinen Kassettenrecorder aus der Tasche, murmelte Daten vor sich hin. Er schritt das Gebiet ab, während er ein weiteres Messgerät benutzte, um Entfernung, Radius und Umfang zu messen. Dann kniete er sich in den Schnee, um seine Beobachtungen zu protokollieren, Messwerte festzuhalten und
Berechnungen anzustellen. Und um zu überlegen, während die Nadeln an seinen Geräten wild ausschlugen.
    »Die höchsten Messwerte einer fast reinen, positiven Energie finden sich auf einer Fläche von zwölf Fuß Durchmesser  – in einem perfekten Kreis. Die meisten Rituale paranormalen Ursprungs haben mit schützenden Kreisen zu tun. Dies ist das stärkste Energiefeld, das ich jemals gefunden habe.«
    Er steckte seine Geräte wieder ein und benutzte dann die Hände, um zu graben, den Schnee wegzuräumen. Sein Rücken war mit einem dünnen Schweißfilm überzogen, bis er einen annehmbaren Teil des Energiekreises freigelegt hatte.
    »Es finden sich keine Markierungen unter dem Schnee. Keine Symbole. Ich werde noch einmal mit einer Schaufel zurückkommen müssen, um den ganzen Kreis freizulegen. Wenn dieser hier in der Nacht entstanden ist, in der Evan Remington festgenommen wurde, dann ist er vor über zwei Monaten geformt worden und wäre nach den Regeln des Rituals noch in derselben Nacht wieder geschlossen worden. Trotzdem ist hier ein positives Echo, das mein Energiedetektor mit einem gleich bleibenden Messwert von sechs Komma zwei registriert.«
    Sechs Komma zwei! Sein Verstand stürzte sich förmlich auf diesen Wert. Wahnsinn!
    »Meine früheren Messungen in einem aktiven Kreis während eines Initiationsritus haben nie einen höheren Wert als fünf Komma acht ergeben. Muss diese Messwerte noch einmal überprüfen.«
    Er erhob sich wieder, seine Kleider voller Schnee, als er Fotos von der Stelle machte. Er ließ seinen Kassettenrecorder fallen, fluchte und verbrachte einige Zeit damit, das Gerät aus einem Schneehaufen auszugraben; dann sorgte er sich, dass er den Recorder womöglich beschädigt hatte.
    Aber nichts konnte seine freudige Erregung dämpfen. Er
stand in dem stillen Wald und fragte sich, ob er vielleicht auf das heimliche Herz der Insel gestoßen war.
     
    Eine Stunde später trottete Mac den verschneiten Strand entlang, noch nicht bereit, wieder zum Cottage zurückzugehen. Die Flut war gekommen und hatte einen Teil des Schnees verschluckt; dann hatte wieder die Ebbe eingesetzt, aber die Feuchtigkeit und die Kälte hatten das, was von dem Schnee noch übrig geblieben war, so hart wie Stein werden lassen.
    Hier am Strand war die Luft alles andere als unbewegt, sondern kam in eisigen Strömen von der See herüber. Trotz der vielen Schichten wärmender Kleidung, die Mac trug, begannen seine Finger und Zehen die Kälte allmählich

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