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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gedeckt, und obgleich er der Zeitschrift regelmäßig Storys zukommen ließ, so wusste er doch, dass einmal der Tag kommen würde, an dem man seine Leistung mit den Ausgaben dafür vergleichen würde. Er hatte schon damit begonnen, Geld aus seinem Privatvermögen zu verwenden, offenbar konnte er gar nicht mehr aufhören.
    Wenn er einst stolz gewesen war auf seine Arbeit für die Zeitschrift, wenn er das Tempo und die Herausforderung einst genossen und es ihm sogar eine Art Kick verschafft hatte  – so ärgerte ihn jetzt jede einzelne Stunde, die er für seine beruflichen Verpflichtungen aufbringen musste.
    Die Remington/Todd-Story war wie ein Fieber, das in ihm brannte.
    Am Valentinstag – und das fand er herrlich ironisch – konnte er zum ersten Mal wirklichen Kontakt zu Remington herstellen.
    »Die glauben, dass ich verrückt bin.«
    Es war das erste Mal, dass Remington mit ihm sprach, ohne dass man ihn dazu hatte auffordern müssen. Harding musste all seine Willenskraft aufbringen, um bei dem Klang von Remingtons Stimme nicht zusammenzuzucken. Diesem ruhigen, vernünftigen Klang. Er ließ seinen Blick kurz zu seinem Kassettenrecorder schweifen, um sich zu vergewissern, dass das Gerät auch wirklich lief.
    »Wer glaubt das?«
    »Die Leute hier. Meine verräterische Schwester. Meine treulose Frau. Haben Sie schon meine Frau kennen gelernt, Mr Harding?«
    Irgendetwas Eiskaltes schien über die Innenseite seines Magens zu gleiten, als Harding mit seinem Namen angesprochen wurde. Er hatte sich Remington zwar bei jedem seiner Besuche immer wieder vorgestellt, aber er hatte nicht geglaubt, nie damit gerechnet, dass Remington ihn wirklich gehört oder gar verstanden hatte.
    Und nun sah er in den kalten, blassen Augen eine belustigte und beängstigende Intelligenz. Wie die Augen einer Kobra, dachte Harding, die ganz nach Laune einfach zuschlägt.
    »Nein, das habe ich nicht. Ich hatte gehofft, Sie würden mir ein bisschen von ihr erzählen.«
    »Was soll ich Ihnen von Helen berichten?« Remington seufzte, als ob er bemüht wäre, nicht die Geduld zu verlieren. »Sie hat mich betrogen und verlassen. Sie ist eine Hure, eine Betrügerin, eine Lügnerin. Aber sie ist immer noch meine Hure. Ich habe ihr alles gegeben. Ich habe sie zu etwas Wunderschönem gemacht. Sie gehört mir. Hat sie versucht, Sie zu verführen?«
    Hardings Mund wurde plötzlich ganz trocken. Es schien – es war lächerlich, aber so kam es ihm nun einmal vor –, als ob Remington seine Gedanken lesen könnte. »Ich habe Ihre Frau … noch nicht getroffen, Mr Remington. Ich hoffe aber, dass ich noch die Gelegenheit bekommen werde, sie kennen zu lernen. Wenn ich sie dann sehen sollte, kann ich ihr gerne eine Nachricht von Ihnen überbringen.«
    »Oh, ich habe Helen tatsächlich eine Menge zu sagen. Aber das ist privat«, fügte er flüsternd hinzu, während sich seine Lippen langsam zu einem Lächeln verzogen. »Es gibt viele Dinge zwischen einer Frau und einem Mann, die privat bleiben sollten, stimmen Sie mir da nicht zu? Was in der Unantastbarkeit ihres Zuhauses zwischen ihnen passiert, geht niemanden etwas an.«
    Harding brachte ein zustimmendes Nicken zu Stande. »Es ist schwierig, nicht wahr, seine Privatsphäre zu schützen, wenn man ein Mann wie Sie ist, der im Licht der Öffentlichkeit steht.« Remingtons Blick trübte sich – Nebelschwaden über Eis – und schoss dann im Raum hin und her. Die Intelligenz, der scharfe Humor waren auf einmal aus seinen Augen verschwunden. »Ich brauche ein Telefon. Ich muss meines wohl verlegt haben. Wo ist der verdammte Concierge?«
    »Ich bin mir sicher, dass er gleich da sein wird. Darf ich fragen, was das war, das Sie damals an Mrs Remington fasziniert hat, als Sie ihr das erste Mal begegnet sind?«
    »Sie war rein, schlicht, wie Lehm, der darauf wartet, geformt zu werden. Ich wusste sofort, dass sie dazu bestimmt war, mir zu gehören. Ich habe sie modelliert.« Seine Hände unter den Ärmelenden seiner Zwangsjacke begannen sich zu öffnen und wieder zu Fäusten zusammenzuballen. »Ich wusste zuerst nicht, wie fehlerhaft sie doch war, wie viel Mühe und Arbeit ich in sie investieren müsste. Ich habe mich ihr mit großer Hingabe gewidmet.«
    Er beugte sich vor, und sein Körper spannte sich an und erzitterte. »Wissen Sie, warum sie davongelaufen ist?«
    »Warum?«
    »Weil sie schwach ist. Und dumm. Schwach und dumm. Schwach und dumm.« Er sagte dies immer wieder und wieder, wie eine Art

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