Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
machen. Du kannst dir alles wünschen, was dein Herz begehrt, und ich werde es dir, falls es in meiner Macht steht, zu Füßen legen.«
»Alles, was mein Herz begehrt?« Mit kokettem Augenaufschlag lächelte sie ihn an. Sie war selbst erstaunt, wie leicht ihr das Flirten fiel. »Nun, das ist ein Angebot. Da muss ich gut überlegen, bevor ich eine Entscheidung treffe.«
Sie spazierte durch den Raum, strich mit der Fingerspitze beiläufig über die Sofalehne und die schimmernd polierte Tischoberfläche. »Beinhaltet dieses Angebot auch, sagen wir mal, die Sonne und den Mond?«
Was für eine Frau, dachte er. Sie wird von Stunde zu Stunde schöner. »Du meinst, etwas in der Art?« Er streckte die Hände aus. Und hielt darin eine immer länger werdende Schnur mit strahlend weißen Perlen und diamantverziertem Verschluss.
Kayleen verschlug es den Atem. Lachend sah sie ihn an. »Für den Anfang nicht schlecht. Nein, die Kette ist wunderschön, Flynn. Doch ich habe nicht um Perlen und Diamanten gebeten.«
»Ich schenke sie dir trotzdem.« Er ging zu ihr und legte ihr die Kette um den Hals. »Weil mir der Anblick Freude macht.«
»Ich habe noch nie Perlen getragen.« Staunend befühlte sie die Perlen, ließ ihre mondbleiche, schimmernde Glätte durch die Finger gleiten. »Ich komme mir damit wie eine Königin vor.«
Übermütig drehte sie sich im Kreis, so dass der Diamantverschluss funkelnd aufblitzte. »Woher kommt die
Kette? Stellst du sie dir in Gedanken einfach vor und dann … puff?«
»Puff?« Verdutzt sah er sie an, gelangte aber zu dem Schluss, dass sie das nicht beleidigend gemeint hatte. »So läuft es wohl mehr oder weniger ab. Die Kette existiert, ich bewege sie nur von einem Ort zum anderen. Ich kann alles, was keinen freien Willen hat, hierher bringen und hier behalten. Was Herz oder Seele hat, darf nicht angetastet werden. Doch alles andere … Hm, mir schwebt da etwas mit Saphiren vor.«
Ehe Kayleen es sich versah, hing um ihren Hals eine Kette mit schwarzen Perlen und einem herrlichen Saphirverschluss. »Oh! Ich werde mich wohl niemals daran gewöhnen.« Sie runzelte die Stirn, legte den Kopf zur Seite. »Du bewegst die Dinge von einem Ort zum anderen, sagst du. Heißt das, du nimmst sie iregendjemandem weg?«
»Mmm.« Er drehte sich um und schenkte Wein in die Gläser ein.
»Aber …« Kayleen sah sich in dem Raum um, während sie nachdenklich auf ihrer Unterlippe herumkaute. Die kostbaren Antiquitäten, die moderne Technik – die, wie sie festgestellt hatte, ohne Elektrizizät funktionierte –, die erlesenen Ming-Vasen, die grellen Pop-Art-Objekte.
Als er hierher verbannt worden war, hatte es diese Einrichtung sicherlich nicht gegeben.
»Flynn, woher stammen all diese Dinge? Das Fernsehgerät, das Klavier, die Möbel, die Teppiche, die Kunstobjekte. Das Essen und der Wein?«
»Von allen nur erdenklichen Orten.«
»Und wie funktioniert es?« Sie ließ sich von ihm ein Glas Wein geben. »Ich meine, ist es eine Art von Nachbildung? Kopierst du die Gegenstände?«
»Mitunter, wenn ich dazu Lust habe. Diese Vorgehensweise nimmt etwas mehr Zeit und Mühe in Anspruch. Um ein richtiges Ergebnis zu erzielen, muss man Struktur und Aufbau eines Gegenstandes kennen, sein Innenleben sozusagen, und alle möglichen wissenschaftlichen Hintergründe. Der geistige Transport ist da wesentlich einfacher.«
»Aber wenn du die Dinge lediglich transportierst und sie von irgendeinem Ort hierher schaffst, dann ist das Diebstahl.«
»Ich bin kein Dieb.« Was für ein absurder Gedanke! »Ich bin Zauberer. Für uns gelten andere Gesetze.«
Geduld war eine von Kayleens herausragenden Tugenden. »Wurdest du nicht ursprünglich dafür bestraft, weil du jemandem etwas genommen hast?«
»Das war etwas gänzlich anderes. Ich habe zugunsten einer bestimmten Person in das Leben von jemandem eingegriffen. Und ich bin vielleicht etwas … vorschnell gewesen. Wiewohl das keinesfalls eine derart harte Strafe rechtfertigt.«
»Und inwieweit greifst du in das Leben anderer ein, indem du diese Ketten herbeischaffst?« Sie hielt die Perlen hoch. »Oder all die anderen Gegenstände? Wenn du jemandem etwas wegnimmst, greifst du in sein Leben ein. Das kann man drehen und wenden, wie man will, es bleibt dennoch Diebstahl.« Ohne Bedauern zog sie die Perlenketten über den Kopf. »Du musst die Ketten dorthin zurückbringen, wo du sie hergeholt hast.«
»Das werde ich nicht tun.« Zutiefst gekränkt stellte er sein Glas ab.
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