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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Flynn würde ihr eine weitere Reitstunde geben. Und später könnte sie ja mit der Katalogisierung der Bibliothek beginnen. Es machte sicher Spaß, durch all diese Bücher zu stöbern. Sie zu erforschen und einzuordnen.
    Und sie würde bei dieser Arbeit nicht zwanghaft sein. In diese Falle würde sie nicht wieder tappen. Sie würde die Bücher katalogisieren, weil es ihr Freude machte, nicht deshalb, weil sie sich dazu verpflichtet fühlte.
    Beschwingt riss sie die Fenster auf, beugte sich hinaus und atmete die süß duftende Luft ein. »Ich habe mich bereits so sehr verändert«, murmelte sie. »Ich mag die Person, die ich geworden bin. Ja, ich kann mich mit ihr anfreunden.«
    Sie kniff die Augen fest zusammen. »Mom, ich wünschte, ich könnte dir davon erzählen. Ich bin so unendlich verliebt. Er macht mich so glücklich. Ja, ich wünschte, ich könnte es dir erzählen. Und dir sagen, dass ich dich jetzt verstehen kann. Ich wünschte, ich könnte mein Glück mit dir teilen.«
    Seufzend trat sie vom Fenster zurück und ging nach draußen.
     
    Er beschäftigte sich. Das war die einzige Möglichkeit, den Tag irgendwie zu überstehen. In Gedanken und im Herzen
hatte er sich bereits in der gestrigen Nacht von ihr verabschiedet. Hatte sie bereits gehen lassen.
    Es gab keine andere Möglichkeit, als sie gehen zu lassen.
    Er hätte sie bei sich behalten können, sie mit sich in die langen Tage, die endlosen Nächte des nächsten Traumes ziehen können. Seine Einsamkeit wäre vorbei, seine Isolation erträglicher. Und am Ende würde auch sie für diese eine kurze Woche leben. Um zu berühren. Zu sein.
    Das Verlangen nach ihr, der Wunsch, sie nah bei sich zu haben, war stärker als alles, was er jemals empfunden hatte. Bis auf eines.
    Liebe.
    Nicht nur Liebe in ihrer seidigen Schönheit und Vollkommenheit. Sondern Liebe mit all dem Leid und der Freude, die ein schlagendes Herz empfand.
    Er würde sie nicht ihres Lebens berauben, ihr ihre Vergangenheit stehlen. Und ihre Zukunft. Wie hatte er das auch nur eine Sekunde lang glauben können? Hatte er wirklich gedacht, seine egoistischen und eigennützigen Wünsche wären wichtiger als ihre elementarsten Bedürfnisse?
    Zu leben. Hitze und Kälte zu fühlen, Hunger und Durst, Freude und Leid.
    Zu beobachten, wie man sich im Lauf der Zeit verändert. Neue Bekanntschaften zu schließen, einen geliebten Menschen zu umarmen. Kinder auf die Welt zu bringen und zuzusehen, wie sie groß werden.
    Denn trotz all seiner Macht, all seines Wissens, konnte er ihr von diesen Dingen nicht eines geben. Das Einzige, was er ihr geben konnte, war das Geschenk der Freiheit.
    Um Trost zu finden, presste er das Gesicht an Dilis’ Nacken und sog den Geruch nach Pferd und Stroh, Hafer und Leder in sich ein. Dieser herzzerreißende Schmerz der letzten Stunden traf ihn jedesmal aufs Neue. Das qualvolle Wissen darum, dass alles wieder endete.
    Er endete wieder.
    »Du bist immer frei gewesen, Dilis. Du weißt, ich habe kein Recht, dich hier zu behalten, wenn du lieber gehen möchtest.« Er hob den Kopf, strich dem Pferd durch die Mähne und sah ihm in die Augen.»Bring sie sicher von mir fort. Und wenn du die Grenze überschreiten willst, werde ich dir das nicht übelnehmen.«
    Er trat zurück, holte tief Luft. Es gab noch Arbeit, und der Vormittag war fast vorbei.
    Als der letzte Zauberspruch gesprochen war, der dünne Mantel des Vergessens sich an den Grenzen seines Gefängnisses ausbreitete, sandte er seinen Geist nach Kayleen aus.
    Sie spazierte durch den Garten auf den Waldrand zu. Hielt nach ihm Ausschau, rief seinen Namen. Der Schmerz durchbohrte sein Herz wie ein Pfeil, warf ihn fast zu Boden.
    Offensichtlich war er überhaupt nicht vorbereitet. Er ballte die Hände zu Fäusten, rang um Fassung. Entschlossen, aber nicht vorbereitet. Wie sollte er jemals ohne sie leben?
    »Sie wird ohne mich leben«, sagte er laut. »Und das allein zählt. Wir werden es jetzt beenden. Kurz und schmerzlos.«
    Er konnte sie nicht zwingen wegzugehen. Und er konnte sie auch nicht einfach in ihre Welt, ihr Leben zurückzaubern. Doch er konnte sie von sich stoßen, sodass sie selbst die Entscheidung treffen würde, ihn zu verlassen.
    Er nahm Dilis’ Zügel und ging zum letzten Mal für ein Jahrhundert als lebendiger, fühlender Mensch durch den Wald nach Hause.
     
    Sie hörte das Klingeln des Pferdegeschirrs und die weichen Hufschläge. Erleichtert drehte sie sich um und rannte auf Flynn zu, der zwischen den Bäumen

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