Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Gefühlen, packte er ihre Hand und presste die Lippen darauf. »Haben die Sie zu mir geschickt, damit ich wieder Glück erfahre, um dann den Verlust umso grausamer zu erleben?«
»Wer sind ›die‹?«
Er hob den Kopf, spürte seinen alles versengenden Zorn. Also trat er ein paar Schritte zurück und drehte sich zum Kaminfeuer um.
Er könnte sie tiefer schicken, direkt an den Ort der Träume. Dort würde sie sich erinnern, würde wissen, was sie wusste. Und es ihm erzählen. Doch wenn diese Erinnerung nicht in ihr war, würde sie das nicht überleben. Nicht in geistiger Gesundheit.
Er holte tief Luft. »Ich werde meine Woche haben«, gelobte er. »Ich werde die Frau haben, bevor meine Woche endet. Dem werde ich nicht entsagen. Dies werde ich nicht widerrufen. Ihr könnt mich damit nicht brechen. Nicht einmal mit ihr könnt ihr Flynn brechen.«
Wieder ruhig und entschlossen, drehte er sich um. »Die sieben Tage und sieben Nächte sind mein, wie auch sie mein ist. Was beim letzten Glockenschlag der letzten Nacht hier bleiben wird, wird bleiben. So lautet das Gesetz. Bis dahin ist sie mein.«
Donner ertönte und ließ die Luft vibrieren. Ohne darauf zu achten, ging er zum Bett zurück. »Erwache«, sagte er, und ihre Augen öffneten sich und wurden klar. Während sie sich aufsetzte, schritt er zu dem massiven, reich verzierten Schrank, riss die Türen auf und wählte eine lange Robe aus königsblauem Samt aus.
»Das wird Ihnen passen. Kleiden Sie sich an und kommen Sie dann nach unten.« Er warf das Kleid auf das Fußende des Bettes. »Sie werden etwas essen wollen.«
»Danke, aber …«
»Wir werden uns nach dem Abendessen unterhalten.«
»Ja, aber ich will …« Achselzuckend brach sie ab, da er aus dem Zimmer stürmte und die Tür unsanft hinter sich zuschlug.
Auf Manieren legt man hier offenbar wenig Wert, dachte sie. Sie fuhr sich mit der Hand durch das Haar und bemerkte verblüfft, dass es bereits getrocknet war. Das war unmöglich. Als er sie vor wenigen Momenten in dieses Zimmer gebracht hatte, war es noch tropfnass gewesen.
Erneut strich sie durch ihr Haar, runzelte die Stirn. Offenbar hatte sie sich geirrt. Ihr Haar war gar nicht nass gewesen. Sie war nach dem Unfall unter Schock gestanden, durcheinander gewesen. Deshalb konnte sie sich auch nicht richtig erinnern.
Vermutlich sollte sie in ein Krankenhaus gehen, sich röntgen lassen. Obwohl das ziemlich lächerlich wäre, da sie sich eigentlich ganz gut fühlte. Ja, sie fühlte sich sogar ausgezeichnet.
Prüfend hob sie die Arme. Keine Schmerzen, kein Stechen. Dann strich sie vorsichtig über die Kratzwunde. War sie
nicht länger und tiefer gewesen? Jetzt war sie kaum noch zu spüren.
Was soll’s? Sie hatte Glück gehabt. Und da sie kurz vor dem Verhungern war, würde sie jetzt die Essenseinladung dieses exzentrischen Flynn annehmen. Danach, wenn sie wieder bei Kräften wäre, würde sie weitersehen.
Zufrieden warf sie die Bettdecke zurück. Und stieß einen erstickten Schrei aus. Sie war völlig nackt.
Großer Gott, wo war ihre Kleidung? Sie erinnerte sich, ja, sie erinnerte sich, wie er ihr einfach den Pullover über den Kopf gezerrt hatte, und danach hatte er … Verdammt! Sie presste ihre zitternde Hand gegen die Schläfe. Sie hatte Angst bekommen, ihn weggestoßen, und jetzt … Jetzt lag sie, in eine Decke gewickelt, im Bett, im Kamin brannte ein heimeliges Feuer, und er hatte ziemlich barsch angeordnet, sie solle sich anziehen und zum Abendessen hinunterkommen.
Tja, da sie offensichtlich ein Blackout hatte, wäre das Krankenhaus sicher nicht das Verkehrteste.
Sie ergriff das Kleid. Und rieb dann mit wohligem Seufzen die Wange an dem weichen Stoff. Das Kleid fühlte sich an, als wäre es für eine Prinzessin gemacht. Oder für eine Göttin. Jedenfalls gehörte es eindeutig nicht zu der Art von Garderobe, die Kayleen Brennan aus Boston mal eben zum Abendessen überziehen würde.
Das wird Ihnen passen, hatte er gesagt. Allein die Vorstellung, wie sie in dem Kleid aussehen würde, brachte sie zum Lachen, aber als sie mit den Armen in das Kleid schlüpfte, genoss sie dennoch die verschwenderische Weichheit auf ihrer Haut.
Beim Umdrehen erhaschte sie in einem Drehspiegel einen Blick auf ihr Spiegelbild. Die tiefblaue Samtrobe saß wie angegossen, schmiegte sich weich an ihren Körper und endete an den Knöcheln mit einem schimmernden goldenen Spitzenbesatz.
Das bin ich nicht, dachte sie. Ich sehe aus wie eine Gestalt aus einem
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