Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
darüber nach, wie sie wohl schmecken würden. Beobachtete, wie sie sich zitternd öffneten.
Ah, ja.
Er verlagerte ihr Gewicht, zog sie etwas näher an sich. Und sie wimmerte vor Schmerzen auf.
Sofort wich er zurück, sah an ihr herunter und entdeckte die tiefe Hautwunde gleich unter ihrer Schulter und den Riss in ihrem Pullover. »Sie sind verletzt. Warum, zum Teufel, haben Sie das nicht gleich gesagt?«
Ungeduldig – wobei Geduld ohnehin nicht zu seinen Tugenden zählte – schritt er in das am nächsten liegende Schlafgemach und setzte sie an der Seite des Bettes ab. Mit einer raschen Bewegung zerrte er ihr den Pullover über den Kopf.
Schockiert kreuzte sie die Arme vor der Brust. »Fassen Sie mich ja nicht an!«
»Wie soll ich Ihre Wunden versorgen, wenn ich Sie nicht anfasse?« Er runzelte die Brauen, so dass sie in der Mitte fast zusammenstießen. Sie trug einen Büstenhalter. Er kannte die Bezeichung für dieses Kleidungsstück aus dem Fernsehen und den dünnen Heften, die Zeitschriften genannt wurden.
Doch es war das erste Mal, dass er eine derart gekleidete Frau mit eigenen Augen sah.
Es war ein sehr verlockender Anblick.
Solche Freuden würden jedoch warten müssen, bis er den Gesundheitszustand der Frau überprüft hätte. Er beugte sich nach vorn, hakte ihre Hose auf.
»Nein! Lassen Sie das!« Sie wich zurück, versuchte, sich ihm zu entwinden, und wurde nicht allzu sanft zurückgezogen.
»Seien Sie nicht kindisch. Ich habe keine Geduld für Weiberlaunen. Wenn ich Sie vergewaltigen wollte, hätte ich
das längst getan.« Da sie sich weiterhin heftig wehrte, stieß er einen ergebenen Seufzer aus und hob den Blick zu ihrem Gesicht.
In ihrer Miene spiegelte sich Angst – keine weibliche Ziererei oder Grille, sondern pure Angst. Herrgott, Flynn, sagte er sich, nimm doch etwas mehr Rücksicht!
»Kayleen.« Er sprach leise, mit einer Stimme so weich wie Balsam auf einer Wunde. »Ich werde Ihnen nichts tun. Ich möchte nur überprüfen, ob Sie noch mehr Verletzungen haben.«
»Sind Sie Arzt?«
»Natürlich nicht.«
Er wirkte so gekränkt, dass sie beinahe gelacht hätte.
»Ich kenne mich in der Heilkunde sehr gut aus. Halten Sie jetzt still. Ich hätte Sie schon vorher aus Ihren nassen Kleidern holen sollen.« Seine Augen versenkten sich in die ihren, schienen heller zu werden. Immer heller und heller, bis Kayleen nichts anderes mehr sehen konnte. Und er seufzte. »Legen Sie sich zurück, ja, so ist es gut. Braves Mädchen.«
Hypnotisiert sank sie auf die Seidenkissen zurück und ließ sich, fügsam wie ein Kind, von ihm entkleiden.
»Heilige Maria, was für endlos lange Beine!« Er war so in die Betrachtung ihrer Beine vertieft, dass der hypnotische Befehl abzuschwächen begann und Kayleen sich bewegte. »Dem Anblick kann sich kein Mann entziehen«, raunte er und schüttelte dann den Kopf. »Sehen Sie nur, was Sie angestellt haben. Von oben bis unten voller Schrammen und Blutergüsse. Sie mögen wohl Schmerzen, was?«
»Nein.« Ihre Zunge fühlte sich dick an. »Natürlich nicht.«
»Manche tun das«, murmelte er. Erneut beugte er sich über sie. »Sehen Sie mich an«, befahl er. »Sehen Sie mich an.«
Ihre Lider wurden schwer und fielen halb zu, während sie in jene Zone jenseits der Schmerzen glitt, dorthin, wo er sie haben wollte. Er wickelte sie in die Bettdecke und sandte einen raschen Befehl zum Kamin, um das Feuer zu entfachen.
Dann ging er in seine Zauberkammer und holte seine Tränke.
Während er sie heilte, hielt er sie in der leichten Trance. Er konnte kein zimperliches Getue brauchen, wenn er sie berührte. Gott, es war schon so lange her, seit er eine Frau berührt hatte.
In den Träumen war sie unter ihm gelegen, heiß und willig. Er hatte den Mund auf ihre Lippen gelegt, und sein Geist hatte ihre Hingabe und Geschmeidigkeit gespürt, ihr Aufsteigen und Fallen. Und deshalb hatte sein Körper nach ihr gehungert.
Nun war sie da, ihr schöner Körper voller Wunden und halb erfroren.
Nun war sie da und kannte den Grund nicht. Kannte ihn nicht.
Er war verstrickt in ein Netz aus Verzweiflung und Begehren.
»Lady, wie lautet Ihr Name?«
»Kayleen Brennan.«
»Woher kommen Sie?«
»Boston.«
»Ist das Amerika?«
»Ja.« Sie lächelte. »Das ist Amerika.«
»Warum sind Sie hier?«
»Ich weiß es nicht. Wo ist ›hier‹?«
»Nirgendwo.«
Sie streckte die Hand aus, strich über seine Wange. »Warum sind Sie traurig?«
»Kayleen.« Überwältigt von seinen
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