Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Tag verdiente eine perfekte Nacht. Als sie von ihrem Ausflug zurückkehrten, hatte sie gehofft und angenommen, er würde sie sofort in sein Zimmer mitnehmen. In sein Bett.
Doch er hatte sie nur auf diese verstörende Art geküsst, die sie schwach und zittrig machte, und sie gebeten, sich für den Abend umzukleiden.
Also war sie in ihr Zimmer gegangen, um zu überlegen, wie sich eine Frau nach dem betörendsten aller Tage auf die bedeutsamste Nacht ihres Lebens vorbereiten sollte. In einem Punkt war sie sich jedenfalls sicher: Nachdenken sollte sie lieber nicht. Wenn sie sich ernsthaft Gedanken machen würde, würden sich Zweifel einschleichen. Zweifel an allem, was geschehen war – und an dem, was noch geschehen würde.
Nein, dieses eine Mal würde sie sich einfach nur treiben lassen. Sich dem Hier und Jetzt hingeben.
Das an ihr Zimmer angrenzende Bad war ein Zugeständnis an modernen Luxus. Als sie von dem mit Antiquitäten und Plüschsamt ausgestatteten Zimmer diesen Tempel aus Kacheln und Glas betrat, kam es ihr vor, als würde sie von einer Welt in eine andere gleiten.
Was sie, im Grunde genommen, bereits getan hatte.
Sie ließ Wasser in die riesige Wanne einlaufen, gab duftende
Essenzen und Badeöl hinzu, lehnte sich dann wohlig zurück und genoss die sanfte Massage aus den Wasserdüsen.
Auf einem langen weißen Regal standen Gefäße mit silbernen Deckeln. Sie enthielten wunderbar duftende Cremes, mit denen sie sich nach dem Bad vor dem großen, dampfbeschlagenen Spiegel einrieb. Auf diese Weise hatten sich die Frauen seit Jahrhunderten auf ihre Geliebten vorbereitet. Hatten sich gebadet und geölt für die Berührung eines Mannes. Für die Küsse eines Mannes.
Die Magie einer Frau.
Sie würde keine Angst haben, würde nicht zulassen, dass negative Gefühle die Freude aneinander trübten.
Im Schrank entdeckte sie eine lange Seidenrobe in der Farbe reifer Pflaumen. Sie glitt über ihren Körper wie die leibhaftige Sünde und schmiegte sich eng um ihre Brüste. Sie schlüpfte mit den Füßen in silberne Pantöffelchen und wollte sich schon zum Spiegel umdrehen, besann sich dann aber anders.
Sie wollte sich nicht in einem Spiegel sehen. Sie wollte sich in Flynns Augen widergespiegelt sehen.
Er fühlte sich wie ein grüner Junge, nervös, fiebrig und ungelenk. Zu seiner Zeit war er bei den Damen durchaus angekommen. Sicher, im Verlauf von fünfhundert Jahren konnte ein Mann in gewissen Bereichen einrosten, doch er hatte ja seine Träume gehabt.
Aber selbst in den Träumen war sein Begehren nicht so stark gewesen wie jetzt.
Wie auch?, dachte er, als Kayleen die Treppen herunterkam. Im Vergleich zu ihrer strahlenden Gegenwart verblassten alle Träume.
Er hielt ihr die Hand entgegen, fürchtete beinahe, seine Finger könnten durch sie hindurchgleiten, so dass er allein mit seinem Verlangen zurückbliebe. »Du bist die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe.«
»Heute Abend«, sie verschränkte ihre Finger mit den seinen, »steht alles unter dem Zeichen der Schönheit.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu und runzelte verwirrt die Stirn, als er einen Schritt zurücktrat.
»Ich dachte … Möchtest du mit mir tanzen, Kayleen?«
Noch während er sprach, erfüllte Musik die Luft und hunderte von Kerzen flackerten auf, deren Licht alles in einen weichen goldenen Schimmer tauchte. Zahllose Blumen erblühten an den Wänden und verwandelten die Halle in einen herrlichen Garten.
»Sehr gern«, sagte sie und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Im Walzertakt glitten sie durch die große Halle, umrahmt von Kerzenlicht und blühenden Rosen. Türen und Fenster sprangen auf, ließen weiches Mondlicht und Sternengefunkel herein und den Duft der Nacht.
Verzückt warf Kayleen den Kopf in den Nacken, während sie sich von Flynn herumwirbeln ließ. »Es ist wundervoll! Alles ist wundervoll. Wieso kannst du so fantastisch Walzer tanzen, wenn es zu deiner Zeit noch gar keinen Walzer gegeben hat?«
»Im Traum kann ich alles beobachten. Ich sehe die Welt an mir vorbeiziehen und picke mir das heraus, was mir am
besten gefällt. Im Traum habe ich mit dir getanzt, Kayleen. Erinnerst du dich nicht?«
»Nein«, flüsterte sie. »Ich träume nicht. Und falls doch, so kann ich mich nie daran erinnern. Aber diesen Abend werde ich im Gedächtnis bewahren.« Sie lächelte ihn an. »Für immer.«
»Du bist glücklich.«
»Ich bin niemals glücklicher gewesen.« Spielerisch strich sie mit der Hand von seiner
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