Im Licht des Blutmondes
über, auch wenn er sie nicht benötigte, und ging dann noch schnell zu seiner Cousine, um ihr Bescheid zu geben, dass er gemeinsam mit Joleen das Haus verlassen würde. Er wusste, dass er Joleen eigentlich hätte auf ihr Zimmer schicken sollen, doch er würde es Zacharias überlassen, zu entscheiden, was zu tun war. Joleen war nicht seine Blutsklavin. Außerdem hatte sie nicht aus böswilliger Absicht gehandelt.
Er betrat die Eingangshalle und sah, dass Joleen noch immer auf ihn wartete. Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln, das sie jünger aussehen ließ, gelöster. Er widerstand der Versuchung zurückzulächeln und ging auf die Eingangstür zu. Joleen folgte ihm schweigend.
Während Joleen an dem Stand anhielt und die Ketten, die dort ausgestellt waren, in Augenschein nahm, ließ er seinen Blick über die Menge schweifen, beobachtete jede einzelne Person für den Bruchteil einer Sekunde. Das meiste waren Menschen, doch er hatte auch schon drei, ihm fremde, Vampire hier entdecken können, weswegen seine Sinne auf Alarm eingestellt waren.
Joleen schien von all dem nichts mitzubekommen, ihre Aufmerksamkeit war auf die Ketten gerichtet. Während sie eine nach der anderen durch ihre Finger gleiten ließ, sah er etwas Silbernes an ihrem linken Unterarm aufblitzen.
Er nickte zufrieden. Wenigstens hatte sie daran gedacht, etwas zu ihrem Schutz mitzunehmen, als sie versucht hatte, sich heimlich davonzuschleichen.
Nachdem Joleen alle Ketten ausgiebig betrachtet hatte, wählte sie fünf Stück aus und ließ sie sich einpacken. Sie bezahlte die Verkäuferin und bedankte sich, ehe sie sich ihm wieder zuwandte.
„Hast du alles?“, fragte er und blickte erneut nervös über die Menge. Er wollte sie so schnell wie möglich wieder zurück nach Hause bringen. Nur dort war sie wirklich in Sicherheit. Joleen legte ihren Kopf auf die Seite und tippte sich mit ihrem Zeigefinger gegen das Kinn. Nikolas biss seine Zähne aufeinander. Genauso hatte seine kleine Theresa immer ausgesehen, wenn sie über etwas nachdachte.
„Vielleicht noch eine Flasche Met“, erklärte Joleen schließlich und sah ihn bittend an. Er lächelte und nickte dann, ehe sie weitergingen. Nikolas‘ Blick fixierte weiterhin die vielen Personen, die an ihnen vorübergingen. Er hatte das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden, und wurde es einfach nicht los.
Erst als Joleen eine Flasche mit Met gekauft hatte und sie auf dem Rückweg zu seinem Auto waren, wagte er es, sich ein wenig zu entspannen. Der Mond stand hoch am Himmel und legte einen silbernen Schein über den verlassen daliegenden Parkplatz. Er sah kurz zu Joleen, die dicht neben ihm ging und sich nun ebenfalls nervös umsah. Die Tüte, in der sie ihre Einkäufe verstaut hatte, hielt sie fest an ihre Brust gedrückt. Am liebsten hätte er sie einfach über seine Schulter geworfen und wäre mit ihr zum Auto gerannt.
Sie waren nur noch zwanzig Meter vom Auto entfernt, als plötzlich ein Lieferwagen in schnellem Tempo auf sie zugerast kam und direkt vor ihnen hielt. Alles in ihm schrie “Vampir“, als sich die hintere Schiebetür des Lieferwagens öffnete. Er spürte, wie Joleen neben ihm erstarrte, während sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte, bereit zum Angriff machte.
Aus dem hinteren Teil des Wagens sprangen plötzlich vier Vampire. Während einer von ihnen nach Joleen griff und sie auf den Wagen zuzog, wurde er gleich von drei Vampiren gepackt. Nikolas bäumte sich gegen den Griff auf, stemmte sich dagegen, versuchte sich von ihnen zu lösen, um nun seinerseits zum Angriff überzugehen. Er sah aus dem Augenwinkel, wie Joleen ausholte und dem Vampir, der sie festhielt mit ihrem Unterarm ins Gesicht schlug. Dieser schrie auf und ließ sie los. Einen Augenblick lang war er überrascht, doch dann blitzte es silbern um Joleens Handgelenk auf und er verstand. Das Silber hatte den Vampir verbrannt.
„Lauf!“, zischte er ihr zu und Joleen sah ihn aus großen, angsterfüllten Augen an. „Los!“, brüllte er und Joleen drehte sich um und lief los. Einer der Vampire, die ihn festhielten, ließ ihn los und hetzte Joleen hinterher, doch ehe Nikolas die Situation zu seinen Gunsten umwandeln konnte, packte der Vampir, den Joleen mit der Silberkette verbrannt hatte, nach ihm. Hilflos musste Nikolas mit ansehen, wie der Vampir Joleen einholte und sie brutal zu Boden stieß. Joleen schrie auf, drehte sich auf ihren Rücken und trat nach dem Vampir, als dieser sich über sie
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