Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
seine Finger unerbittlich ihre Rippen traktierten.
»Hör auf.« Ihr Gesicht war unter ihrem Haar begraben, und ihre Augen waren voller Salzwasser.
»Kichere«, gebot er und kitzelte sie unentwegt weiter. »Und winde und schlängle dich.«
»Du Idiot.« Sie konnte nichts sehen und bekam keine Luft. Gegen ihren Willen gab sie ein hilfloses und albernes Lachen von sich. Es entfuhr ihr grollend und fuhr über die Wellen, als sie nach ihm schlug und versuchte, sich freizuwinden.
Sie bekam seine Haare zu fassen und zog daran, während sie versuchte, ihre eigenen aus dem Gesicht zu kriegen. Aber er wälzte sie beide immer wieder rundherum im Wasser, bis ihr schwindlig wurde und sie jegliche Orientierung verloren hatte.
»Verdammter Tintenfisch.« Seine Hände waren überall.
»Du windest dich schneller als ein Aal. Und es funktioniert immer noch. Nur dieses eine Mal.« Er umfasste ihre Hüften. »Warum nur träumen.« Und versank in ihr.
Er begleitete sie nach Hause, wo sich beide wie ausgehungerte Kinder auf kalte Nudeln stürzten. Und immer noch hungrig, fielen sie ins Bett und aßen sich aneinander satt. Umschlungen von ihm, fiel sie in Schlaf und träumte, in
einem dunklen Meer zu treiben, so friedlich wie der Mond über den Nachthimmel segelte. Sie ließ sich von ihren lustvollen Gefühlen tragen, im kühlen Wasser und in der wohlriechenden Luft. In der Ferne erhoben sich die Schatten und Konturen ihrer Insel aus dem Meer. Sie schlief, und nur der Strahl des Leuchtturms bewachte sie in der Finsternis.
Das Geräusch der Wellen sang sie in den Schlaf.
Und die Sterne explodierten in einem Lichtschauer, der auf die Schatten und Konturen der Insel schwebte. Um sie herum erhob sich das tosende Meer und trieb sie hilflos immer weiter hinaus, weg von zu Hause.
Sie kämpfte und schlug verzweifelt auf den Nebel ein, der zu einem schmutzigen Wall am Ufer angewachsen war. Wellen überschwemmten sie, trieben sie in die atemberaubende Dunkelheit, schlugen sie zurück, zogen sie in die Tiefe. Donner klang durch die Nacht, und die auf ihn folgenden Schreie zerrissen ihr das Herz. Mit letzter Kraft rief sie das Feuer in sich. Aber es war zu spät, um die Finsternis zu besiegen.
Sie sah, wie die Insel in die See stürzte. Während sie weinte, wurde sie mitgezogen.
Sie erwachte, zusammengekrümmt, weit weg von Sam, in einer Ecke ihres Bettes. Zitternd stand sie auf, ging zum Fenster, um sich durch den Blick auf ihre Gärten zu beruhigen, durch den Blick auf den verlässlichen Strahl des Leuchtturms. Würde es so weit kommen? Würde sie alles in ihrer Macht Stehende tun und es wäre trotzdem nicht genug?
Durch die Nacht konnte sie das lange, triumphierende Heulen eines Wolfs hören. Sie wusste, dass er sie ängstigen wollte, sie sich ducken sollte, und deswegen trat sie auf ihren kleinen Balkon.
»Ich bin Feuer.« Sie sagte es ruhig. »Und was in mir ist, wird dich eines Tages verbrennen.«
»Mia.«
Sie drehte sich um und sah, dass Sam aufrecht im Bett saß. »Ja, ich bin hier.«
»Was ist passiert?«
»Nichts.« Sie ging zurück, ließ aber die Balkontüren geöffnet. »Ich war nur unruhig.«
»Komm zurück ins Bett.« Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Ich helfe dir einzuschlafen.«
»Einverstanden.« Sie glitt an seine Seite, streckte sich ihm einladend entgegen.
Aber er zog sie nur eng an sich, streichelte ihr Haar. »Schließ deine Augen. Lass dich fallen. Lass dich für eine Nacht fallen.«
»Ich kann nicht …«
»Lass dich fallen«, murmelte er, streichelte ihr Haar und zauberte sie in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
13
»Dies ist für uns«, sagte Mia, als die Sonne strahlend im Osten aufging und Feuerpfeile zur Begrüßung verschoss. »Der Mittsommer-Sabbat, die Feier der kommenden Ernte, die Wärme der Luft und die volle Kraft der Sonne. Wir sind die Drei.«
»Ja, ja.« Ripley gähnte ausgiebig. »Und wenn wir uns beeilen, kann ich nach Hause fahren und vielleicht noch ein Stündchen schlafen.«
»Deine Ehrfurcht ist wie immer inspirierend.«
»Wie du dich erinnern wirst, verehrte Voodoo-Königin, habe ich dagegen gestimmt, in der Morgendämmerung hierherzukommen. Schließlich ist Sonntag, und ihr beide könnt wieder zu Bett gehen. Ich habe den ganzen Tag Dienst.«
»Ripley.« Obgleich sie ein Lachen unterdrücken musste, schaffte Nell es, geduldig und sanft zu klingen. »Es ist die Sonnenwende. Den längsten Tag sollte man doch wohl am besten dann feiern, wenn er beginnt, oder?«
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher