Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Fäusten auf sie eingeprügelt hatte. Sie akzeptierte die dahinterstehende Logik, akzeptierte, dass gewisse Leute ihr Gesicht wahren mussten. Ehrlich gesagt, war sie auch ein Stück weit erleichtert darüber, nicht vor Gericht wiederholen zu müssen, was er ihr angetan hatte. Aber das hier? Ob sie das auch noch schlucken konnte, wusste sie nicht.
Aber was blieb ihr anderes übrig?, fragte Phoebe sich. Sie konnte dem Department den Stinkefinger zeigen und gehen. Womit rund zwölf Jahre Ausbildung und Erfahrung völlig umsonst gewesen wären, obwohl sie ihre Arbeit stets gut gemacht hatte. Oder sie konnte sich noch einmal vor Augen führen, dass der eigene Stolz manchmal weniger wichtig ist als die Arbeit, die getan werden muss.
Sie ließ sich auf eine Bank fallen – und hatte sich schon wieder etwas beruhigt. Es war gut, dass sie diesem Arschloch von Blackman gesagt hatte, was einfach mal gesagt werden musste. Dass sie ihm klargemacht hatte, dass sie sich wehren würde und sich weder vom Büro für interne Angelegenheiten noch von irgendwelchen Beziehungen einschüchtern lassen würde.
Von ihr aus konnte er gerne überall herumschnüffeln – sie hatte nichts zu verbergen.
Sie würde an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, und zwar nicht nur, weil ihr nichts anderes übrig blieb, sondern weil sie es so wollte.
Während sie dort saß, machte er Fotos. Das war wirklich ein Geschenk des Himmels! Er hätte nie gedacht, sie auf diesem Platz zu treffen. Aber da saß sie, während ihre Augen von einer Sonnenbrille verborgen wurden. Er wünschte, er könnte sie sehen. Aber es war trotzdem ein Geschenk des Himmels. Er hatte sich nur umgesehen, und schon kam Phoebe daher.
Mit Riesenschritten und stinksauer, da war er sich sicher. Allein die Vorstellung, wie wütend und aufgebracht sie jetzt war, erregte ihn.
Er fragte sich, wie ihr wohl die kleine Aufmerksamkeit gefallen hatte, die er ihr hinterlassen hatte. Wirklich schade, zu schade, dass er nicht hatte bleiben und zuschauen können, wie sie die tote Ratte fand.
Aber sie würden noch jede Menge Zeit haben, sich besser kennenzulernen, sich erneut zu begegnen, sich in die Augen zu sehen.
Er machte noch mehr Fotos. Weil sie so in die Unterhaltung vertieft war, würde sie ihn gar nicht bemerken.
Als sie sich erhob und davonging, hauchte er ihr hinter ihrem Rücken einen Kuss hinterher.
»Bis bald, Süße.«
Dave wartete, bis ihre Schicht fast zu Ende war, bevor er sie zu sich rief. Er telefonierte gerade, als sie sein Büro betrat, und er hob kurz die Hand.
»Das denke ich auch, ja. Ich weiß das sehr zu schätzen. Ich melde mich wieder.«
Er legte auf und ließ seinen Stuhl leicht nach rechts und nach links kreisen, während er Phoebe musterte. »Ich habe gehört, dass das Büro für interne Angelegenheiten da war.«
»Ja.«
»Und auch, dass du wütend bist.«
»Ja.«
»Die Sache wird schon bald eingestellt werden, Phoebe. Das Ganze ist eine Sackgasse. Aber Meeks hat nun mal einflussreiche Freunde im Department und im Rathaus. Es ist wichtig für sie, bis zu einem gewissen Grad ihr Gesicht wahren zu können.«
»Während du und ich unseren Kopf hinhalten müssen«, gab sie scharf zurück.
»Es tut mir leid, dass du dich nach diesem Überfall auch noch beleidigen lassen musst. Aber das packst du auch noch.«
»Ich habe ernsthaft überlegt, ihnen den Vogel zu zeigen und mich als Therapeutin niederzulassen. Vielleicht als Ehetherapeutin.« Sie sah, wie sich sein Mund zu einem kurzen Lächeln verzog. »Aber angesichts meiner persönlichen Erfahrungen auf diesem Gebiet habe ich mich doch dagegen entschieden und darüber nachgedacht, zu einem Voodoo-Priester zu gehen und mir eine Verwünschung zu kaufen. Ich bin immer noch dabei, die Vorteile gegen die Nachteile abzuwägen.«
»Sag mir Bescheid, wie du dich entschieden hast. Das Ganze ist nichts als heiße Luft, Phoebe, und das weißt du auch.«
»Aber auch an heißer Luft kann man sich verbrennen. Sie kann sogar tödlich sein.«
»Sergeant Meeks hat seine Beziehungen spielen lassen. Er hat seinem Sohn einen Job als Wachmann besorgt. Das ist ein ziemlicher Abstieg für jemanden wie Arnie. Und eine ziemliche Enttäuschung für seinen Vater, der mit ansehen musste, wie die Familientradition zerstört wurde. Er versucht sich gewissermaßen dafür zu rächen.«
Sie sagte nichts darauf, und er ließ wieder seinen Schreibtischstuhl kreisen. »Aber solange du die Nerven behältst, wird ihm das nicht gelingen. Und
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