Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
der Schar der Buschleute herausstach. Er war eindeutig ein Khâl in einer Rüstung aus Schwarz und Rot. Er trug ein fließendes Kettenhemd aus brünierten Stahlringen, und unter dem Arm hielt er einen schwarzen Helm mit einer so ausladenden Helmzier aus Hörnern, dass er gewiss binnen Kurzem Nackenschmerzen bekäme, wenn er das Ding jemals aufsetzte. Jedenfalls stand das fein geschnittene Gesicht mit dem gepflegten Spitzbart in einem scharfen Gegensatz zu dem wuchtigen Kopfschutz.
Beitan stellte den Fremden vor. »Das ist Bârun Bar. Der Anführer unserer Verbündeten.«
»Ein Fürst von Hâiran«, fügte der Städter hinzu und zwirbelte seinen Schnurrbart.
»Aye«, meldete Mart sich zu Wort. »Von dem hab ich gehört.«
»Nur Gutes, wie ich hoffe.« Fürst Bârun deutete ein Nicken in Richtung des Söldners an. »Ich wäre untröstlich, würde mein Ruf der Ehre meines stolzen Geschlechts Schaden zufügen.«
Tori räusperte sich. Mart antwortete: »Ich muss zugeben, was ich da oben gesehn hab, lässt die Geschichten über Euch in ’nem andern Licht erscheinen.«
Bâruns Gesicht hellte sich auf. »Ist das so?«, fragte er. »Dann stimmt es also, was man mir gesagt hat.«
»Keine Ahnung, was du meinst, Fürst«, sagte Gontas. »Aber es stimmt gewiss. Darum sollten wir jetzt nicht länger hier herumstehen.«
Mit den Armen bedeutete er allen, sich in Bewegung zu setzen.
»Ich wollte das nur klären, bevor wir ins Lager kommen«, sagte Bârun, während sie gingen. »Wir haben all diese Krieger unter gewissen, hm, Voraussetzungen in Marsch gesetzt. Wenn die nicht gegeben sein sollten, müssen wir vorher beraten, wie wir das den Männern vermitteln.«
»Was für Voraussetzungen?«, fragte Mart. »Ich hoff mal, denen hat niemand erzählt, wir würden für die Reise löhnen. Bis jetzt haben wir nicht mal genug Beute für uns selbst beisammen.«
Bârun lachte und schüttelte den Kopf. »Nein. Der Hexenmeister der Buschläufer hat verkündet, dass so etwas wie das Ende der Welt bevorsteht und dass nur dieser Marsch der tapferen Krieger es verhindern kann. Ich könnte mir vorstellen, dass es böses Blut gibt, wenn wir hier nichts dergleichen finden.
Doch soweit ich euch verstanden habe, wird das nicht der Fall sein. Es gibt hier tatsächlich Dämonen, und uns steht ein Kampf bevor, nicht wahr?«
»Oh ja«, sagte Gontas. »Darauf können wir uns verlassen.« Er wandte sich an Beitan. »Aber wie kommt ihr hierher? Erzähl mir die ganze Geschichte.«
Der Kriegshäuptling der Cyriaten zuckte die Achseln. »Im Grunde ist schon alles gesagt. Nuatafib kam von den Bergen herab. Du hattest kurz vorher mit ihm geredet, habe ich gehört. Er predigte den Stämmen, dass im roten Mond des Styx die Walaren zurückkehren werden, und dass wir ihnen entgegentreten müssen wie einst die Stämme unter Sardik. Er bot an, uns vor das Tor der Hölle zu führen, aus dem sie hervorbrechen werden.«
Gontas lachte kurz auf. »Der wahnsinnige Einsiedler erzählt euch, dass er euch zur Hölle führen will. Und ihr rennt hinterher. Von den Cyriaten hätte ich das jederzeit erwartet, doch die anderen Stämme sollten verständiger sein!«
Beitan zuckte gleichmütig die Schultern. »Nuatafib ist verrückt. Aber er ist ein Prophet, und die Geister reden zu ihm. Niemand hat das jemals bezweifelt. Du hast ebenfalls seinen Rat gesucht und bist hierher gegangen.«
»He«, sagte Gontas. »Ich bin nicht wegen Tafib hier.«
»Wie auch immer«, fuhr Beitan fort. »Zwei Jahre nach dem Ende des Krieges haben viele der Kämpfer von einst gemerkt, dass sie in den Zelten keinen Frieden finden. Junge Männer sind herangewachsen und stehen neidisch daneben, wenn wir am Feuer von den Schlachten prahlen. Und Sardiks Taten sind eine Legende, die jeder kennt. Nuatafibs Predigt fand also willige Zuhörer. Wer wäre nicht gern dabei, wenn die Walaren das nächste Mal zurückgeschlagen werden und eine neue Legende geboren wird?«
Gontas dachte an seinen eigenen Drang, der ihn vor vielen Monden zum Aufbruch getrieben hatte. Er konnte nichts einwenden gegen Beitans Worte. Vielleicht hätte er sich denken können, dass es überall im Buschland Krieger gab wie ihn, die nur auf einen Vorwand warteten, um loszuziehen und … irgendetwas anderes zu tun.
»Nun gut. Das erklärt die Buschläufer. Aber da sind Söldner aus den Städten bei uns.«
Beitan druckste herum. »Hm. Ein Krieg gegen die Dämonen der Hölle. Das betrifft alle Menschen. Ein paar von uns waren der
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