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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Gontas duckte sich unter dem Angriff weg. Mit der Schulter warf er sich gegen den Fuß des Reiters und hob ihn aus dem Steigbügel. Das Pferd preschte davon, Gontas zertrat dem Gestürzten die Kehle. Im Gesicht des jungen Mannes las er kein Zeichen der Besessenheit. Es war nur ein Krieger, der seinen Herrn verteidigte und der nicht verstand, was da vorging.
    Bârun kam wieder auf die Beine. Die Axt stak in seinem Kopf wie ein grotesker Nasenbügel, aber das hielt ihn nicht auf. Er nahm sein Schwert und trat Gontas entgegen.
    Gontas sah die schwarzen Fäden, die das zerschmetterte Knie zusammenhielten. Er täuschte einen Schlag an, wehrte Bâruns Gegenangriff ab und trat ihm vor das Knie. Bârun kippte zur Seite, Gontas schnappte den Axtgriff, der aus dem Gesicht ragte, und drehte ihn herum. Er hebelte Bâruns Schädel auf wie eine Nuss und rammte das Blatt der zweiten Axt hinein. Der Fürst blieb zuckend liegen, und Gontas suchte den nächsten Feind.

37.
    Als das Schlachtfeld ein zweites Mal zur Ruhe kam, feierte niemand mehr einen Sieg. Nur wenige Hundert Buschläufer waren am Leben geblieben, die meisten verwundet, und keiner wusste, wie viele die nächsten drei Tage überstehen würden. Von den Khâl, die sie begleitet hatten, waren bloß diejenigen übrig, die den Geistern des Styx widerstehen konnten und die nicht im Kampf erschlagen worden waren.
    Gontas streifte über das Schlachtfeld und suchte nach Gesichtern, die er kannte. Er fand Beitan, tot. Gontas legte ihm die Hand auf die Stirn und nahm Abschied von seinem alten Feind, seinem Rivalen während des großen Krieges. »Lebe wohl, altes Großmaul. Unseren Zweikampf werden wir noch eine Weile verschieben müssen.«
    Er wusste nicht, ob Beitan im Kampf mit Tarukan gefallen war. Er wusste nicht einmal, ob der Cyriate überhaupt bis zum Hauptmann der Feinde vorgedrungen war oder ob er irgendwann später im Kampf mit den Khâl den Tod gefunden hatte.
    Tarukan fand er nicht, weder lebend noch tot.
    Ob der Söldnerführer nun entkommen war oder nicht: Einige der Götter von Gehenna hatten das Gemetzel gewiss überlebt! Es konnten nicht viele sein, aber Gontas zweifelte nicht daran, dass sie in diesem Augenblick mit ihrer Maschine neue Krieger von Gehenna herabholten und sie hinaus in die Welt schickten, wo sie sich Hüllen suchen und wieder eine Streitmacht aufstellen sollten.
    Gontas musste die Zitadelle jetzt erobern, bevor die Verstärkung für die fremden Götter eintraf.
    Er schritt entschlossen zum Lager, das ein Stück weiter im Tal stand. Bârun hatte dort ein großes Kommandozelt errichten lassen, eine luftige Hülle aus Schwarz und Gold, das Dach mit bunten Wimpeln verziert. Nuatafib wartete dort, wie Beitan erzählt hatte.
    Gontas war noch nicht da gewesen, doch er hatte Mart und Tori hingeschickt, damit sie die Krieger unterstützten, das Lager bewachten. Mart hatte nach dem Abstieg benommen gewirkt, und er musste wirklich erschöpft gewesen sein, denn er hatte sich nicht beklagt, dass er zurückbleiben sollte. Womöglich fühlte er sich auch einfach nicht gut genug bezahlt für eine Schlacht – wer wusste das schon bei diesen Söldnern?
    Seine beiden Reisegefährten kamen Gontas entgegen, als er das Lager betrat. Tori musterte Gontas von oben bis unten. »Hätten dir ’n Bad einlassen soll’n, hm?«
    »Sah schlimm aus von hier«, sagte Mart. »Aber wir haben gewonnen, eh? Es ist vorbei?«
    Gontas trat zwischen ihnen hindurch. »Diesen Kampf haben wir gewonnen. Aber es wird nicht vorbei sein, solange der Styx so hässlich da oben steht.«
    »Na toffe«, murmelte Tori hinter ihm. »Hol’n wir uns doch so ’n Steinriesen aus Kar Ombos, der ’n für uns aus’m Weg rollt.«
    In dem Zelt saß eine einsame Gestalt mit gekreuzten Beinen auf dem Boden. Als Gontas eintrat, sprang sie auf. Die Gestalt trug eine graue Kutte, die einst wohl weiß gewesen war. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Als der Mann aufblickte, konnte man sehen, dass das Gewand noch sauber wirkte, verglichen mit dem Leib, an dem es klebte.
    Es war tatsächlich Nuatafib, der Hexer und Einsiedler, der Gontas unter der Kapuze hervor entgegenschaute. Sein hohlwangiges Gesicht sah genauso verwahrlost aus wie an jenem Abend im Raib, fast drei Monate zuvor, die Haare waren genauso fettig und verfilzt, wie Gontas sie in Erinnerung hatte. Der Alte schmunzelte, als er Gontas ansah. »Ah, der Krieger der Cefron. Hast du die Erklärungen gefunden, die du gesucht hast?«
    »Oh ja. Aber es

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