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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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mit deinen Muskeln und dem Hahnentanz, den du hier aufführst. Dass du mich nicht verletzen kannst, hast du gesehen, und mit meinen Myrmoi wirst du ohnehin nicht fertig. Sie sind so stark wie zwölf Männer, und auch schneller, wenn es sein muss.
    Aber ich gebe dir die Möglichkeit, den Platz deiner Kameradin einzunehmen.« Sarjat wies auf das Ledergeschirr, das neben der lebenden Leiche über dem Abgrund hing. »Willst du an ihrer statt über dem Turm mit dem Wurm tanzen? Dann lege deine Waffen nieder, und sie wird leben. Für eine kleine Weile.«
    »Du bist verrückt, Zauberer.«
    Gehetzt sah Gontas sich in dem Gewölbe um. Der Weg hinter ihm schien frei zu sein, er konnte durch den zweiten Tunnel fliehen, wohin auch immer der ihn führen mochte. Aber noch hatte er nicht aufgegeben. Dieser Zauberer musste eine Schwäche haben … Gontas wog seine Chancen ab. Was, wenn er einfach über das Loch sprang und den Hexenmeister niederstreckte? Aber da waren immer noch die beiden Ameisenmänner, und damit waren es gleich drei Gegner um ihn herum.
    Keine guten Aussichten, selbst wenn der Zauberer nicht vollkommen unverwundbar war.
    Sarjat folgte Gontas’ Blick. »Lauf nur«, sagte er. »Meine Kreaturen werden dich ohnehin einholen, nun, da wir wissen, dass du da bist. Du wirst in meinen Lagerkeller wandern und so oder so irgendwann den Platz dieser Frau einnehmen. Dir bleibt nur die Wahl, ob du es jetzt tust und dein Leben für sie gibst oder irgendwann für gar nichts …
    Aber sind nicht alle Menschen eigennützig, solange die Götter fern von uns weilen?«
    Er winkte dem Myrmoi, der neben ihm stand.
    Der hob Tori mühelos mit einem Arm in die Höhe, mit dem zweiten Arm zog er die Ledergurte heran und schirrte die Söldnerin fest.
    Der Hexenmeister schien für den Augenblick jedes Interesse an Gontas verloren zu haben. Er trat an den Rand des Lochs und murmelte beschwörende Silben. Gontas huschte ein Stück zur Seite und stand auf halbem Weg zwischen dem Loch und dem Ausgang. Er hielt die Stabklinge kampfbereit erhoben, aber er wusste nicht, was er tun sollte.
    Tori schüttelte langsam ihre Benommenheit ab. Mit fahrigen Bewegungen wehrte sie sich gegen die Fesseln. »Was …«, murmelte sie, »was …?«
    Sarjat hielt inne und schürzte verblüfft die Lippen. »Er ist träge heute, der Bote unserer Götter. Man könnte meinen, er hätte sein Futter bereits bekommen.«
    Er zog einen Dolch aus den Falten seines Gewandes und hielt die Hände über den Abgrund. Dann zog er sich selbst die Klinge über die linke Handfläche, und unter beschwörenden Gesängen ließ er sein Blut in die Dunkelheit tropfen.
    Gontas’ Blick fiel auf die lebende Leiche, die neben der keuchenden Söldnerin an den Ketten hing. Er sah ein fadendünnes Rinnsal von wässrigem Schwarz, das von der Linken des Geschöpfs herabrann und zusammen mit dem Blut des Zauberers in der Tiefe verschwand. Er sah einen dunklen tintigen Fleck an der verrotteten Tunika, auf Höhe der Brust – genau dort, wo sein Pfeil den Zauberer getroffen hatte.
    Gontas holte mit der Stabklinge aus, und mit einem Schrei sprang er vor und an dem Loch vorbei.
    Sarjat wich zurück und rief seinen Myrmoi einen Befehl zu. Ein Insektenwesen trat vor – aber Gontas beachtete den Hexenmeister nicht. Er schwang die Stabklinge und schlug sie in das halb tote Geschöpf, das über dem Loch hing.
    Die Klinge fuhr in das Bündel, und eine Wolke von Fäulnis verbreitete sich in dem Raum. Der Stahl schnitt durch Fleisch, das sich viel zu weich anfühlte. Gontas spürte, wie knirschend Knochen brachen. Seine Klinge kam wieder frei, und der Unterleib mit den Beinen der Untoten fiel abgetrennt in die Tiefe. Schwärzliche Gedärme rutschten hinterher; die Kreatur wand sich an ihren Haken und hing dann still da.
    Tori würgte, ihr Kopf fuhr hoch, und sie wehrte sich gegen ihre Fesseln. »Gontas? Was … wo hast du gestern gesteckt? Was treibst du da – ich hab den ganzen Schmodder an den Beinen!«
    Gontas lief zwei Schritte von dem Loch weg und führte seine Waffe hinter den Rücken, bereit zum Zustoßen.
    Der Myrmoi, der auf den Befehl seines Meisters hin vorgetreten war, stand abwartend da. Er hielt die Sichelklingen gesenkt in den oberen Gliedmaßen und machte keine Anstalten, den Buschläufer anzugreifen. Aber er stand zwischen Gontas und dem Zauberer, so wie sein Gefährte schützend hinter Sarjat Stellung bezogen hatte.
    Der Hexenmeister sah die Leiche an, die nun wirklich tot an den Ketten

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