Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
Vom Netzwerk:
kannte. Sprach er wirklich mit einem solchen Enthusiasmus über sie oder wurde sein Überschwang durch unsere Berührungen entfacht? – denn er hatte die meiste Zeit meine Hand festgehalten. So genau wusste ich es nicht, aber das Mädchen vom Land, das ich schließlich war, platzte jedenfalls vor Neugierde.
     

    Am Strand nahm er sich Zeit, um meinen Rücken und meine Beine einzucremen. Leider musste ich feststellen, dass die Sonnenmilch nicht leitfähig war, anders als Gel bei Elektroden. Nichtsdestotrotz genoss ich seine Streicheleinheiten. Wie Manuel wunderte sich Yannick über den hohen Schutzfaktor, den ich verwendete. Er schien mir ein guter Schwimmer zu sein, hatte aber keine rechte Gelegenheit, dies unter Beweis zu stellen. Ich war einfach glücklich und empfand diesen Tag als der schönste meines Lebens. Gewiss, die Therianthropie verlieh unserer Beziehung Würze, aber selbst im Wasser, wo seine Berührungen nicht tief in mich dringen konnten, war ich ihm völlig verfallen. Es gab keine Zweifel daran, ich liebte ihn über alles und wollte unbedingt mit ihm nach Paris.
    Da Yannick auf dem Rückweg in Caen anhalten wollte, um ein paar Einkäufe zu erledigen, brachen wir bereits gegen fünfzehn Uhr auf. Ich wäre gerne noch ein wenig geblieben, andererseits meldete sich die Vernunft. Das war mehr als genug für meine helle Haut.
    Am Wagen angekommen, zog sich Yannick um. Ich hatte bereits das Oberteil meines Bikinis am Strand ausgezogen, nachdem ich mein Kleid übergezogen hatte. Nun schlüpfte ich aus dem nassen Slip. Yannick, der mit sich selbst beschäftigt war, achtete nicht auf mich. Erst als er mich küsste und seine Hand meinen Hintern streichelte, unterbrach er perplex seine Liebkosung und guckte mich verschmitzt an.
    „ Hast du nichts drunter?“
    Während er das fragte, spürte ich, wie sich seine Finger auf meinem Schenkel langsam hocharbeiteten.
    „ Untersteh dich!“, warnte ich ihn, während ich seine Hand packte. „Wehe, du hebst mein Kleid am Straßenrand. Ich habe vielleicht vergessen, ein trockenes Höschen mitzunehmen, ich könnte mir aber jederzeit einen Pelz überziehen.“
    „ Viel zu heiß.“
    „ Dann Federn.“
    Er küsste mich mit einer solchen Leidenschaft, dass ich alles vergaß und seine Hand freigab. Ich war ihm in diesem Moment so verfallen, ich glaube, ich hätte alles geschehen lassen. Statt es auszunutzen, ließ er von mir ab und meinte: „Du hast gewonnen. Ich möchte schließlich nicht mit einem Vogel in die Stadt.“
    „ Blödmann!“
    „ Ich liebe dich auch.“
    Ich schüttelte den Kopf und musste lachen.
     

    Als wir die Stadt erreichten, fragte er mich, ob es okay sei, wenn wir getrennter Wege gingen. Mein erster Verdacht: Er gehört zu den Männern, die es hassen, mit einer Frau shoppen zu gehen. Yannick dementierte dies vehement. Er würde es sogar genießen, mit mir bummeln zu gehen, bräuchte allerdings ein bisschen Zeit für sich, eine halbe Stunde würde ihm wahrscheinlich schon reichen. Mir ging ein Licht auf: Er wollte mir ein Geschenk kaufen. Ich wollte aber keins. Es war mir schon unangenehm, dass er alles zahlte, wenn wir unterwegs waren. Nicht zu vergessen, dass er ein Fotoshooting meinetwegen verpasst hatte. Davon abgesehen war mir nicht nach Stöbern, und schon gar nicht allein. Die Äußerung, ich bräuchte nichts, er sei ohnehin das größte Geschenk, das ich mir je erträumt hätte, konnte ihn auch nicht davon abhalten. Er appellierte an mein schlechtes Gewissen, ich sollte ihm nicht die Vorfreude verderben, und schwor, sich nicht in Unkosten zu stürzen. Mit einem Hauch Sarkasmus fragte er schließlich, ob er sich an meinem achtzehnten Geburtstag eine Schleife umbinden sollte. Ich musste zugeben, dass es lächerlich war, und gab nach.
    Geduldig – mehr oder weniger – wartete ich auf der Terrasse eines Cafés. Ich war definitiv nicht in der Stimmung, allein durch Boutiquen zu laufen, und schon gar nicht in dieser Aufmachung. Das Kleid war zu eng und zu kurz, für den Strand zwar genau richtig, aber für die Stadt? Dazu ohne Slip! Nein, undenkbar, ich würde ständig daran ziehen. An Yannicks Hand hätte ich es gewagt, aber ohne ihn fühlte ich mich einfach unsicher. Außerdem … die Vorstellung, jemand könnte den Vorhang meiner Kabine bei der Anprobe ausgerechnet in dem Moment aufmachen, in dem ich mich im Evakostüm befand, fegte alles Zögern beiseite. Ich zog die Erfrischung im Café vor.
    Yannick, der erwartet hatte, ich würde

Weitere Kostenlose Bücher