Im Namen Caesars
nur schwer so viele Männer gleichzeitig bestechen konnte.
»Wann?«, wollte ich wissen.
»In drei Tagen.«
»Was?«, platzte ich heraus. »Wir haben den Kerl doch erst heute Morgen gefunden! Normalerweise gesteht man dem Angeklagten zehn Tage zu, um seine Verteidigung vorzubereiten.«
»Willst du Praetor werden oder nicht?«, konterte Julia. »Die Wahl ließ sich nicht länger aufschieben. Egal ob du schuldig oder frei gesprochen wirst - die Wahl findet in vier Tagen statt.«
Na gut, dann musste ich mich eben damit abfinden. Der Verhandlungstermin stand fest, ich konnte nichts mehr daran ändern. »Wie war denn die Stimmung unter den Versammelten?
Haben deine Informanten dazu etwas gesagt?«
»Sie halten das Ganze für eine Art Nebenvorstellung im Rahmen des allgemeinen Wahlkampfspektakels. Zum Glück hast du bei den Plebejern einen guten Namen, wohin gegen Fulvius ein Niemand war, den keiner kannte. Dementsprechend wollte auch niemand dein Blut fließen sehen. Ein paar angesehene Mitbürger haben sich eindeutig für dich ausgesprochen, und die, die einen Prozess gefordert haben, haben ihr Begehren mit allgemeinen Hasstiraden gegen die Aristokraten untermauert.«
»Dann geht also alles formgerecht vonstatten«, stellte ich fest und füllte mir etwas Wein nach. »Und wie hat sich der Tribun Manilius verhalten? Hat er das Volk aufgewiegelt?«
»Soweit ich gehört habe, soll er die Versammlung ordentlich geleitet und jedem das Wort entzogen haben, der zu lange gesprochen hat. Ausartende Wortschlachten hat er offenbar im Keim erstickt.«
»Auf wessen Seite er wohl steht?«, überlegte ich laut.
»Die Frage lässt sich leicht beantworten. Solange er dir nicht das Gegenteil beweist, solltest du ihn als deinen Feind betrachten.«
VI
Da bis zum Morgen keine Liktoren an meiner Haustür erschienen waren und mich unter Arrest gestellt hatten, ging ich davon aus, dass ich mich frei bewegen und tun und lassen konnte, was ich wollte. Und das tat ich auch.
Den Bürgern der Stadt bot der Vormittag eine neue Ablenkung, die meinen Fall vorüber gehend völlig in Vergessenheit geraten ließ: Caesars Männer waren auf dem Marsfeld eingetroffen. Ganz Rom war auf den Beinen und strömte auf den alten Exerzierplatz, um die Helden aus Gallien willkommen zu heißen. Da sie unter Waffen standen, durften sie die Stadt nicht betreten, doch das mussten sie auch gar nicht, denn die Wahlen fanden ja auf dem Marsfeld statt.
In den vergangenen Jahren war der alte Platz ziemlich stark bebaut worden: Um den Circus Flaminius herum waren unzählige Häuser und Geschäfte aus dem Boden geschossen, und Pompeius' gewaltiger Theaterkomplex glich fast schon einem eigenen kleinen Dorf. Allerdings gab es immer noch ausreichend freie Flächen, auf denen die Truppen exerzieren konnten. Als ich das Marsfeld erreichte, hatten schon mindestens zwei Kohorten ihre Zelte aufgeschlagen, doch in einem endlosen, die Via Flaminia entlang ziehenden Strom trafen ständig weitere Soldaten auf dem Platz ein.
Dass es sich bei den Legionären um altgediente Veteranen handelte, sah man ihnen an. Ihre Waffen waren schmutzig, ihre Schildhauben verwittert, Helmzierde und Helmbusch hingen herunter, und ihre Umhänge schillerten von knallrot bis rotbraun in sämtlichen Rottönen. Doch auch wenn ihre Ausrüstung nicht gerade parademäßig gewienert und herausgeputzt war, befanden sich zumindest ihre Stiefel und ihre Schwerter in tadellosem Zustand. Alles in allem wirkten sie kampferprobt und bedrohlich und stellten ohne jeden Zweifel eine stattliche Kampfformation dar.
Ich durchquerte zusammen mit ein paar anderen Senatoren, die ich auf dem Forum getroffen hatte, das Fontinalis-Tor.
»Möge Jupiter uns beschützen!«, rief einer von ihnen, als wir die Soldaten erblickten. »Ein Glück, dass Caesar sich noch nördlich des Rubikon aufhält!«
Aus irgendeinem Grund fürchteten wir uns nie vor einem römischen Heer, dessen Anführer sich irgendwo anders befand.
Caesars Imperium endete am Rubikon, und sobald er ihn überschritt, war er wieder ein ganz normaler Bürger. Zumindest dachten wir das damals. Das Marsfeld verwandelte sich an diesem Morgen in einen lauten, bunten Jahrmarkt. Von überall her waren fliegende Händler und umher ziehende Quacksalber gekommen und fielen gierig über die ausgezehrten Legionäre her, die den weiten Weg von Gallien nach Rom hinter sich gebracht und alle einen prall gefüllten Geldbeutel hatten.
Die Soldaten selbst kamen von der
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