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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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untersten Spitze Kalabriens bis hin zum nördlichsten Zipfel Umbriens aus allen Teilen Italiens und Siziliens. Die meisten stammten aus ländlichen Gegenden oder aus Dörfern, einige kamen aus Städten, deren Bewohner schon seit Jahrhunderten die römischen Bürgerrechte genossen, andere aus Gebieten, die noch vor gar nicht so langer Zeit gegen Rom Krieg geführt hatten. Die meisten von ihnen waren vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben in Rom.
    Dieser Rekrutierungspraxis bedienten wir uns in jener Zeit immer häufiger. Als es gegen Hannibal ging, war Latium noch so dicht mit wohlhabenden Bauernfamilien besiedelt gewesen, dass die Konsuln ohne Schwierigkeiten im Umkreis eines einzigen Tagesmarsches jenseits der römischen Stadtgrenze zehn Legionen zusammen trommeln konnten. Nun mussten wir die gesamte Halbinsel durch kämmen, um die gleiche Anzahl von Männern zu bekommen, und die wenigen echten Römer dienten allenfalls als Truppenführer. Vielleicht hatte Caesar ja Recht, und wir würden tatsächlich eines Tages Gallier rekrutieren müssen. Natürlich nur, wenn er sie bis dahin nicht alle getötet hatte.
    Obwohl es in Anbetracht der Größe unserer Armee unwahrscheinlich war, bekannte Gesichter zu entdecken, sah ich mir die Männer genau an. Während meiner Zeit in Gallien hatte ich überwiegend Hilfstruppen kommandiert sowie diverse Aufgaben in Caesars Hauptquartier übernommen.
    Die Soldaten, die das Marsfeld als Erste erreicht hatten, gehörten zu den Legionen, die zu meiner Zeit noch gar nicht in Gallien gewesen waren. Der zunächst nur zur Unterstützung unserer Verbündeten gedachte Feldzug, der die Germanen hinter die Rheingrenze hatte zurück drängen sollen, war in einen großen Eroberungskrieg ausgeartet, der sich inzwischen sogar bis auf die geheimnisvolle Insel Britannien ausgedehnt hatte.
    Trotz ihrer zahlreichen Siege stellten die Soldaten keinerlei Lorbeerkränze, Trophäen oder andere Zeichen des Triumphs zur Schau. So viel Überheblichkeit legte offenbar nicht einmal Caesar an den Tag; er musste seinen Männern strikte Order erteilt haben, jedes Siegesgebaren zu unterlassen. Der Senat wachte damals nämlich noch eifersüchtig über das allein ihm zustehende Recht, einen Triumph zu gewähren oder aber auch zu verweigern, und Caesar konnte es sich noch nicht leisten, gänzlich mit dem Senat zu brechen. Noch nicht jedenfalls.
    Als die Männer ihr Feldlager aufgeschlagen hatten, stellten sie ihre Speere zum Zeichen ihrer friedlichen Absicht jeweils in Form eines Dreifußes auf, lehnten ihre Schilde dagegen und setzten ihre Helme auf die Speerspitzen. Ihre Rüstungen und ihre Schwerter verstauten sie in den Zelten. Danach mischten sie sich, fast wie normale Bürger aussehend, unter das Volk. Als einziges Zeichen ihres Status trugen sie ihre Koppeln und ihre Armeestiefel. Spätestens bei dieser Demonstration guten Willens seufzten auch die leidenschaftlichsten Gegner Caesars erleichtert auf und ließen sich von der allgemeinen Festtagsstimmung mitreißen. Derart unbewaffnet stand es den Soldaten frei, die Stadt zu betreten.
    Wie wohl alle Soldaten dieser Welt und zu jeder Zeit protzten sie, wo immer sie konnten, mit ihren Souvenirs, ihren Ehrenzeichen und ihrer Beute. Überall in der Stadt gab es auf einmal Torques - die von den gallischen Kriegern getragenen Halsringe, wobei die unterschiedlichsten Ausführungen vertreten waren: schlichte, von den einfachen Männern getragene Bronzestücke bis hin zu Prachtexemplaren aus exquisit verziertem Silber und Gold, die die Hälse der Anführer geschmückt hatten und an die die Legionäre nicht selten gekommen waren, indem sie den Trägern des begehrten Objekts einfach den Kopf abgeschlagen hatten. Innerhalb weniger Tage schien nahezu jeder Junge Roms einen dieser dicken Bronzeringe ergattert zu haben und trug ihn stolz um seinen dünnen Hals.
    Andere Soldaten stellten kunstvoll verzierte, mit Bronze überzogene Schilde und lange, schmale Schwerter zur Schau, die auf uns, die wir kurze, breite Schwerter gewohnt waren, ziemlich exotisch wirkten. Da die Gallier leidenschaftliche Schmuckliebhaber sind, hatten Caesars Männer auch massenweise Juwelen nach Rom geschleppt. Darüber hinaus hatten sie unzählige Fuß extravagant gefärbter Stoffe in den ausgefallensten Streifen- und Karomustern mitgebracht, die schon bald dafür sorgen sollten, dass wir uns der am buntesten gekleideten Huren der ganzen Welt erfreuen konnten.
    Vermutlich hatte sich ein ähnliches

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