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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Schauspiel zugetragen, als die Griechen einst aus Troja zurück gekehrt waren.
    »Ganz schön clever«, bemerkte Scribonius Libo, einer meiner Mitkandidaten für das Praetorenamt und ein Freund von Pompeius. »Typisch Caesar: Er schlägt mal wieder mehrere Fliegen mit einer Klappe. Zum einen sorgt er durch die Entsendung seiner Soldaten dafür, dass seine Lieblingskandidaten bei der Wahl gut abschneiden. Gleichzeitig erinnert er durch die Präsenz seiner Männer jeden Römer daran, wie mächtig er geworden ist. Und schließlich vergrößert diese Machtdemonstration auch noch seine künftigen Rekrutierungschancen: Die Legionäre verkünden doch auf Schritt und Tritt›Seht nur, wie reich man werden kann, wenn man unter Caesar dient!‹«
    »Du hast Recht«, stimmte ich ihm zu. »Caesar weiß seine Ressourcen effektiv einzusetzen. Aber er tut absolut nichts Illegales.«
    »So etwas müsste verboten sein«, grummelte er. »Wir brauchen dringend ein Gesetz, das den Legionen verbietet, die Provinzgrenze zu überschreiten, solange sie unter Waffen stehen.«
    Dieses Thema war in jenen Jahren in aller Munde. Unser altes Rekrutierungssystem, bei dem wir für jeden neuen Krieg kurzfristig Legionen aushoben und sie dann bei ihrer Rückkehr wieder auflösten, war völlig überholt. Für wirklich groß angelegte Kriege wie den von Caesar oder für einen überstürzt improvisierten Feldzug wie den von Crassus gegen die Parther stellten wir unsere Truppen zwar immer noch nach dem alten Verfahren zusammen, doch bereitete uns die Frage großes Kopfzerbrechen, wo sich die Veteranen nach einem siegreichen Feldzug niederlassen sollten. Da große Teile Italiens in den Händen von Großgrundbesitzern waren, verfügten die Soldaten nicht mehr wie früher über ein eigenes Stück Land, auf das sie zurück kehren konnten. Die Großgrundbesitzer, die ihre Ländereien oft zu Spottpreisen erworben hatten, waren selbstverständlich nicht im Geringsten davon angetan, ihren Besitz an die Veteranen aufgeteilt zu sehen. Die mächtigsten Großgrundbesitzer waren in der Regel Senatoren, und dieser Umstand trug dazu bei, dass meine Klasse in jenen Jahren mit großem Eifer den Ast absägte, auf dem sie selber saß.
    Für die Legionäre gab es im Grunde nur zwei Möglichkeiten:
    Sie konnten als Bauern ihr Land bestellen oder in den Krieg ziehen und kämpfen. Da Land jedoch immer knapper wurde, setzten sie alles daran, so lange wie möglich unter Waffen zu bleiben. Einige Legionen hatten sich regelrecht zu stehenden Truppenverbänden entwickelt, die von einem Prokonsul an den nächsten übergeben wurden und oft für zwanzig Jahre oder sogar noch länger unter deren Kommando standen. Darüber hinaus gab es inzwischen aufgelöste Truppenverbände, die bewaffnet zusammenblieben und auf ihren nächsten Auftrag warteten.
    Es ließ sich nur unschwer leugnen, dass mit den Berufssoldaten eine neue Klasse entstanden war. Sie stellten eine ständige Bedrohung für die Stabilität der Republik dar, und Scribonius war bestimmt nicht der Einzige, der die Gefahr zumindest bannen wollte, indem die Soldaten aus Italien fern gehalten und in befestigten Lagern entlang der Grenzen stationiert wurden. Doch auch wenn diese Idee unbestreitbare Vorzüge aufwies, hatte bisher niemand den Mut gehabt oder die erforderliche Macht, sie in die Tat umzusetzen. Pompeius wäre vielleicht dazu in der Lage gewesen, aber er verdankte seine Macht ja überwiegend dem alten System. Seine demobilisierten Veteranen waren allesamt seine Klienten geworden und stellten seine eigentliche Machtbasis dar. Er konnte sie jederzeit zu den Waffen rufen, und jeder in Rom war sich dessen bewusst.
    Die größte, meistens gar nicht besonders erwähnte Reichtumsquelle für Caesars kampfbereite Legionäre bestand allerdings nicht aus erbeuteten Gegenständen, sondern speiste sich aus Sklaven. Nach größeren Schlachten, in denen viele Gefangene gemacht worden waren, überließ Caesar manchmal jedem seiner Soldaten einen Gefangenen als Sklaven zur freien Verfügung. Da Männer, die ständig unter Waffen und in Marschbereitschaft sind, wenig Verwendung für Sklaven haben und sie auch schlecht zu sich nach Hause schicken können, verkauften sie sie normalerweise umgehend an die Sklavenhändler, die den Legionen folgten wie die über den Schlachtfeldern kreisenden Aasgeier.
    Ich muss hinzu fügen, dass es sich bei diesen Gefangenen nicht um feindliche Krieger handelte. Diese hielt man für viel zu gefährlich, um

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