Im Namen Caesars
dies genau der Wein, nach dem du suchst. Eine exzellente Wahl, Senator. Der Wein stammt aus der Bucht von Baiae. Die Trauben sind auf dem Anwesen der angesehenen Familie des Claudius Marcellus gereift.«
»Meinst du den Konsul?«, fragte ich.
Er warf einen Blick auf die Herkunftsangabe. »Nein. Das Anwesen gehört seinem Cousin Gaius Claudius. Er kandidiert für die kommende Amtsperiode als Konsul.« Dann ließ er seinen Blick zu dem Regal schweifen, in dem die Amphoren lagerten. »Du kommst gerade noch rechtzeitig.« »Wie meinst du das?«
»In den vergangenen Jahren haben wir uns meistens sechs oder sieben Amphoren von diesem erlesenen Wein an Land ziehen können. Dieses Jahr haben wir lediglich drei bekommen, und es ist nur noch eine da. Soll ich sie für dich zurückstellen?«
»Ja bitte«, erwiderte ich. »Mein Verwalter kommt morgen oder übermorgen vorbei und holt sie ab.« Wir verabschiedeten uns von dem zufrieden strahlenden Mann und gingen zurück in Richtung Ausgang.
»Willst du diesen teuren Wein wirklich kaufen?«, fragte Hermes, als wir außer Hörweite waren. »Julia wird dir die Hölle heiß machen, darauf kannst du dich verlassen.«
»Deshalb wirst du die Amphore auch nicht in die Subura bringen lassen, sondern in unser Landhaus. Der Wein ist, wirklich exzellent. Weißt du übrigens, warum die Bruderschaft diesmal nur drei Amphoren bekommen hat?« Wir passierten gerade die Bacchus-Statue und ich küsste meine Fingerspitzen und drückte sie meinem Lieblingsgott kurz auf die Zehen.
Schließlich musste er der Gott gewesen sein, der mich so inspiriert hatte.
Hermes dachte kurz nach. »Weil ein Teil des Anwesens im vergangenen Jahr an Manilius übergegangen ist.«
»Du hast es erfasst.«
»Die Frage ist nur«, überlegte Hermes laut, »ob Manilius das Anwesen bekommen hat, um Marcellus irgendeinen Gefallen zu tun, oder ob er damit für sein Entgegenkommen während seiner Amtszeit als Volkstribun belohnt wurde.«
»Eine gute Frage, Hermes. Du machst erstaunliche Fortschritte. Wenn ich nächstes Jahr Praetor bin, wirst du einen erstklassigen Ermittler für mich abgeben.«
»Falls du Praetor wirst!«, wandte er ein. »Und falls du im nächsten Jahr überhaupt noch lebst!«
»Ein paar Unwägbarkeiten gibt es im Leben eines Politikers immer«, entgegnete ich. »Aber zur zeit scheinen die Götter auf meiner Seite zu sein, und vielleicht bleibt mir ihre Gunst ja noch eine Weile erhalten.« Inzwischen hatten wir die Porticus Aemilia passiert und waren nach rechts abgebogen, um an der alten Servianischen Mauer entlang auf das Ostianische Tor zuzusteuern.
»Was wissen wir über die Claudii Marcelli?«, fragte ich, als wir das Tor durchschritten.
»Nicht viel«, erwiderte Hermes. »Aber ich glaube, dass wir wahrscheinlich eine Menge über sie gehört hätten, wenn wir in den vergangenen Jahren öfter in Rom gewesen wären.«
»Ganz deiner Meinung«, stimmte ich ihm zu. »Wir brauchen also jemanden, der sämtlichen Klatsch und Tratsch der Stadt kennt, und zwar möglichst keinen angesehenen Bürger, sondern jemanden, der seine Nase einfach in alles steckt und vor nichts zurückschreckt. Wer nur darauf aus ist, seine eigenen Parteigänger in den Himmel zu heben und seine Gegner mit Schmutz zu überhäufen, ist für unsere Zwecke ungeeignet.
Unser Mann sollte ein schamloser Typ sein, der gnadenlos jeden xbeliebigen Mitbürger verleumdet. Wir brauchen …«
»Sallustius«, beendete Hermes meinen Satz.
»Genau. Ich verabscheue den Mann zwar, aber ich verabscheue ihn aus genau den Gründen, die ihn jetzt zu unserem Mann machen. Lauf schon mal zum Forum, und sieh auch in den Thermen nach! Er treibt sich immer da rum, wo er den neuesten Klatsch aufschnappen kann. Vielleicht ist er auch auf dem Marsfeld.«
»Hast du eine Ahnung, was das für ein Riesengebiet ist, das ich gerade mal mir nichts, dir nichts absuchen soll?«, beschwerte sich Hermes. »Du wirst ihn schon finden«, beruhigte ich ihn. »Sallustius ist nicht zu übersehen. Wenn du ihn gefunden hast, kommst du zurück und führst mich zu ihm. Ich werde derweil etwas würdevolleren Schrittes zum Forum gehen und an den Rostra auf dich warten.«
Während er davoneilte, schlenderte ich gemächlich die alte Straße entlang. Hier und dort blieb ich auf ein kurzes Schwätzchen stehen. Immerhin befanden wir uns allen Widrigkeiten zum Trotz mitten im Wahlkampf. Der gegen mich erhobene Mordverdacht schien niemanden zu stören. So weit, so gut.
Der Tag war
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