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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zwielichtigen Arbeitgeber zusammenhängen.«
    Cafferty stieg bereits die Treppe empor. Rebus stellte mit Befriedigung fest, dass er das Geländer zu Hilfe nehmen musste, um sich die einzelnen Stufen hochzuziehen. Allerdings machte er es in seinem Wohnblock mittlerweile genauso …
    Der Bodyguard hielt die Tür auf. Rebus drängte sich ziemlich unsanft an ihm vorbei – dennoch zeigte der junge Mann keine Reaktion. Hinter ihm schlug die Tür zu. Er stand einen Augenblick auf dem Fußweg, ging dann zurück zum Tor und ließ es klirrend zufallen. Rieb ein weiteres Streichholz an der Mauer und zündete sich eine Zigarette an. Ging die Straße hinauf, blieb aber unter einer der Straßenlaternen stehen. Holte sein Handy heraus und wählte Siobhans Nummer, aber sie hob nicht ab. Er lief bis ans Ende der Straße und kehrte wieder zurück. Während er dastand, trottete ein dürr aussehender Fuchs aus einer Einfahrt heraus und gleich in die nächste hinein. Rebus hatte diese Tiere in letzter Zeit immer wieder in der Stadt gesehen. Sie erschienen ihm nie verängstigt oder schüchtern. Der Blick, mit dem sie ihre menschlichen Nachbarn bedachten, grenzte an Verachtung. Die Hetzjagd auf sie war verboten worden, und die Leute legten ihnen Kleinigkeiten zum Fressen hin. Schwer, sie sich als Raubtiere vorzustellen – aber genau das waren sie.
    Raubtiere, die wie Haustiere behandelt wurden.
    Wechselbälger.
    Nach weiteren dreißig Minuten hörte er schon von ferne das Taxi mit seinem Dieselmotor. Rebus stieg im Fond ein und schloss die Tür, sagte aber dem Fahrer, dass sie noch auf jemanden warteten.
    »Wie war das doch gleich«, schob er hinterher, »bar oder Vertrag?«
    »Vertrag.«
    »MGC Holdings, stimmt’s?«
    »The Nook«, korrigierte ihn der Fahrer.
    »Absetzen in …?«
    Jetzt drehte der Fahrer sich zu ihm um. »Was ist das für ein Spiel, Kumpel?«
    »Kein Spiel.«
    »Auf dem Abholzettel steht ein Frauenname – und wenn Sie eine Möse haben, sollten Sie sich bei einer dieser extremen Realityshows bewerben.«
    »Danke für den Rat.« Rebus drückte sich ganz in die Ecke des Taxis, als Caffertys Haustür auf- und wieder zuging. Stöckelschuhe klapperten den Fußweg entlang, dann wurde die hintere Taxitür geöffnet, und eine Parfümwolke wehte herein.
    »Steigen Sie nur ein«, sagte Rebus, bevor die Frau sich beschweren konnte. »Ich muss bloß irgendwie nach Hause kommen.«
    Sie zögerte, setzte sich aber schließlich neben Rebus und versuchte, größtmöglichen Abstand zu halten. Der rote Knopf leuchtete, was bedeutete, dass der Fahrer ihr Gespräch mithören konnte. Rebus fand den richtigen Schalter und stellte ihn aus.
    »Sie arbeiten im Nook?«, fragte er leise. »Wusste gar nicht, dass Cafferty da seine Pfoten drin hat.«
    »Was geht Sie das an?«, blaffte die Frau zurück.
    »Ich möchte mich nur unterhalten. Sind Sie eine Freundin von Molly?«
    »Nie von ihr gehört.«
    »Ich wollte Sie nämlich fragen, wie es ihr geht. Ich bin der Typ, der sie neulich abends vor dem Diplomaten gerettet hat.«
    Die Frau sah ihn prüfend an. »Molly geht es gut«, sagte sie schließlich. Dann: »Woher wussten Sie, dass Sie nicht ewig warten müssten?«
    »Reine Psychologie«, antwortete er mit einem Achselzucken. »Cafferty erschien mir nie wie einer, der eine Frau bei sich übernachten lässt.«
    »Nicht dumm.« Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. Im dunklen Wageninneren waren ihre Gesichtszüge nur schwer zu erkennen. Gepflegtes Haar, schimmernder Lippenstift, der Duft von Parfüm. Schmuck und hochhackige Schuhe und ein dreiviertellanger Mantel; darunter ein sehr kurzes Kleid. Eine Menge Wimperntusche, übertrieben lange Wimpern.
    Er entschloss sich zu einem weiteren Vorstoß: »Molly geht es also gut?«
    »Soweit ich weiß schon.«
    »Wie ist es, für Cafferty zu arbeiten?«
    »Er ist in Ordnung. Hat mir von Ihnen erzählt …«
    »Ich bin vom CID.«
    Sie nickte. »Als er Ihre Stimme unten hörte, war es, als hätte jemand seine Batterien aufgeladen.«
    »Ich wirke eben so auf Leute. Fahren wir zum Nook?«
    »Ich wohne im Grassmarket.«
    »Nicht weit von der Arbeit«, bemerkte er.
    »Was wollen Sie eigentlich?«
    »Sie meinen, außer einer Mitfahrgelegenheit auf Caffertys Kosten?« Rebus zuckte mit den Schultern. »Vielleicht möchte ich einfach nur wissen, warum jemand gern in seiner Nähe sein möchte. Sehen Sie, ich glaube allmählich, dass er einen Virus in sich trägt – jeder, der ihn berührt, wird auf

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