Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
ihren Antworten zufrieden bin…«
» Also, reden Sie, Penny.«
» Wissen Sie, ich hatte ein seltsames Gefühl, als er in die Bodega kam. Er sah nicht wie Lino aus oder zumindest nicht genau. Aber er hatte etwas an sich, das mich irgendwie an ihn erinnert hat. Nach einer Weile haben wir angefangen, ein bisschen zu flirten. Was echt seltsam war, denn schließlich war er ein Priester, und ich habe für diese heiliger als heiligen Typen noch nie viel übriggehabt. Aber Lino und ich, das war immer was Besonderes. Damals war ich total heiß auf ihn, und er hatte immer noch dieselbe Ausstrahlung.«
» Sind Sie wieder mit ihm ins Bett gegangen, bevor oder nachdem Sie wussten, wer er war?«
Penny sah sie grinsend an. » Bevor. Ich glaube, das hat ihn angemacht. Und mich vielleicht auch. Im Hinterraum der Bodega, nachdem ich den Laden abgeschlossen hatte. Mann, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie der mich genagelt hat. Wahrscheinlich, weil er vorher so lange mit keiner Frau zusammen war. Wegen diesem bekloppten Zölibat. Danach noch ein paarmal, wenn wir uns in einer Bude getroffen haben, in der eine Freundin von mir wohnt. Sie arbeitet immer nachts. Oder wir haben stundenweise ein Hotelzimmer gemietet. Dann hat er mir irgendwann nach dem Sex alles erzählt, und wir haben uns halb totgelacht.«
» Hat er Ihnen auch erzählt, was aus dem echten Pater Flores geworden ist?«
» Er wollte zurückkommen, ohne dass es jemand merkt. Es hat ihm gefallen, dass die Leute zu ihm aufgesehen haben, der Respekt, mit dem sie ihm begegnet sind, ging ihm echt gut ab.«
» Fünf Jahre, Penny. Verkaufen Sie mich bitte nicht für dumm. Also, warum hat er sich wirklich die Identität von einem Priester zugelegt?«
» Er mochte auch die Geheimnisse, die Sünden, die die Leute ihm gebeichtet haben. Wenn er konnte oder wollte, hat er dieses Wissen ausgenutzt.«
» Hat er die Leute erpresst?«
» Auf jeden Fall hatte er immer jede Menge Geld. Mehr als ein Priester normalerweise hat. Wenn er in Stimmung war, hat er ein Zimmer in einem schicken Hotel für uns gemietet und wir haben den Zimmerservice bestellt und so. Dann hat er immer bar bezahlt.«
» Hat er Ihnen auch Dinge gekauft?«
» Na ja.« Sie klopfte gegen einen ihrer Ohrringe. » Geizig war er nicht.«
» Er hat Ihnen vertraut.«
» Lino und ich kannten uns schließlich schon ewig. Wir haben uns gebraucht. Das war es, worum es in Wahrheit ging.« Sie klatschte mit der flachen Hand auf ihren tätowierten Arm. » Das hier war unsere Familie, sie hat uns beschützt. Meine Mutter war eine total nutzlose Person, ihr ging es nie um mich, sondern immer nur um ihren nächsten Fix. Deshalb hat sie auch nie was unternommen, wenn mein Alter über mich hergefallen ist. Ich war gerade zwölf, als er mich zum ersten Mal vergewaltigt hat. Geschlagen hat er mich auch und mir erklärt, dass ich die Klappe halten soll, wenn er mich beim nächsten Mal nicht noch schlimmer verdreschen soll. Zwei Jahre lang habe ich wirklich nichts gesagt, aber dann habe ich es nicht mehr ausgehalten, bin zu den Soldados und habe mir dort ’ne eigene Familie aufgebaut.«
» Ihrem Lebenslauf zufolge wurde Ihr Vater, als Sie vierzehn waren, erstochen und in seine Einzelstücke zerhackt.«
» Das hatte er verdient.«
» Haben Sie ihn umgebracht?«
» Diese Frage wird meine Mandantin nicht beantworten. Antworten Sie nicht, Penny.«
Lächelnd strich Penny mit der Fingerspitze über das X unter ihrem Tattoo.
» Sie und Lino«, fuhr Eve fort. » Muss eine verdammt enge Beziehung gewesen sein. Und zwei Jahre später taucht er plötzlich einfach ab.«
» Nichts hält ewig.«
» Haben Sie das Bombenattentat auf Skull’schem Territorium mit geplant?«
» Meine…«, fing der Anwalt an, Penny aber hob abwehrend eine Hand. » Zu der Sache haben Sie mich bereits vor einer Ewigkeit vernommen, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Weil niemand je bewiesen hat, dass das ein Werk von den Soldados war.«
» Bei diesem Attentat sind mehrere Menschen umgekommen.«
» Solche Sachen kommen eben vor.«
» Lino hatte den Anschlag geplant. Er war einer der Anführer der Gang und hatte die erforderlichen Kenntnisse.«
» Ich schätze, das werden Sie nie erfahren, denn inzwischen ist er schließlich tot.«
» Richtig, er ist tot. Aber Sie sind noch am Leben. Und Ihr Anwalt wird Ihnen bestätigen, dass Mord niemals verjährt.«
» Sie können mir diese Sache genauso wenig anhängen wie damals die anderen.«
» Worauf hat
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