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Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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Manchmal begeben sich Priester und andere religiöse Typen in gefährliche Gegenden und Situationen. Vielleicht wurde er ja abgestochen, als er versucht hat, jemandem zu helfen. Die ältere Verletzung hat er sich vielleicht geholt, als er noch ein Teenie und kein Priester war.«
    Eve ließ den Wagen an. » Könnte sein«, stimmte sie mit nachdenklicher Stimme zu, fragte dann aber: » Und was ist mit dem veränderten Gesicht?«
    » Das ist natürlich etwas schwieriger. Vielleicht wurde er ja bei einem Autounfall oder so verletzt, war danach entstellt, und die Kirche oder irgendein Mitglied der Gemeinde hat für die Wiederherstellung seines Gesichts bezahlt.«
    » Am besten gucken wir uns erst mal seine Krankenakte an. Dann werden wir ja sehen.«
    » Aber Sie kaufen mir diese Version nicht ab.«
    » Ich würde sie nicht einmal übernehmen, wenn Sie sie mir schenken würden, Peabody.«
    In ihrem Büro auf dem Revier schrieb Eve ihren vorläufigen Bericht, legte eine Akte an, stellte eine Tafel auf, befestigte eine Kopie von Flores’ Passfoto daran und starrte sie nachdenklich an.
    Keine Vorstrafen. Keine Verwandten. Keine irdischen Besitztümer von Wert.
    Eine öffentliche Vergiftung, überlegte sie, war etwas Ähnliches wie eine Hinrichtung. Die religiöse Symbolik war dabei nicht zu übersehen. Denn sie war offensichtlich vorsätzlich gewählt. Also eine religiöse Hinrichtung?
    Sie nahm wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz und ging anhand der Zeugenaussagen und López’ Aufzeichnungen Flores’ letzte Stunden durch.
    5.00 Uhr – aufstehen. Morgendliches Gebet und Meditation (in seinem eigenen Zimmer)
    5.15 Uhr – duschen, anziehen
    6.00 Uhr – 6.35 Uhr – hilft López bei der Frühmesse, stellt den Wein für das Abendmahl und die Kekse, nein, die Hostien bereit
    Circa 6.30 Uhr – Rosa O’Donnell erscheint im – unverschlossenen – Pfarrhaus
    Circa 6.45 Uhr – kehrt zusammen mit López aus der Kirche ins Pfarrhaus zurück
    7.00 Uhr – 8.00 Uhr – nimmt zusammen mit López das von Rosa O’Donnell zubereitete Frühstück ein
    8.00 Uhr – 8.30 Uhr – zieht sich ins gemeinsame Büro zurück und bereitet sich dort auf die Totenmesse vor
    8.30 Uhr – Roberto und Madda Ortiz tauchen zusammen mit den Angestellten des Bestattungsinstituts und Ortiz’ Leichnam in der Kirche auf
    8.40 Uhr – kehrt zusammen mit López in die Kirche zurück, um dort die Familie zu begrüßen und bei der Verteilung des Blumenschmucks zu helfen
    9.00 Uhr – zieht sich in die Sakristei (in der das Tabernakel steht) zurück, um sich dort für die Messe umzuziehen
    9.30 Uhr – die Messe beginnt
    10.15 Uhr – trinkt den vergifteten Wein
    Also hatte der Mörder von zwanzig vor sechs bis sechs Uhr dreißig Zeit gehabt, um sich in die Pfarrei zu schleichen, sich den Schlüssel zu der Kiste zu besorgen und dann zwischen sieben und neun den Wein zu präparieren, in die Pfarrei zurückzukehren und den Schlüssel wieder an seinen Platz zu legen, überlegte Eve.
    Zwei ziemlich große Zeitfenster, vor allem, falls er ein Mitglied der Gemeinde war und die anderen gewohnt waren, ihn in der Kirche zu sehen.
    Selbst ohne Schlüssel wäre es das reinste Kinderspiel gewesen, die Kiste aufzumachen. Dazu hätte man nur ein paar grundlegende Kenntnisse gebraucht. Und der Zugriff auf den Schlüssel wäre fast genauso leicht gewesen, vor allem, wenn der Mörder wusste, wo er lag und dass sowohl die Kirche als auch die Pfarrei meistens offen standen.
    Das Wie war also kein Problem, obwohl es ihr auf alle Fälle hülfe, den Täter wegzusperren. Doch aus welchem Grund hatte jemand den Priester umgebracht? So, wie Eve die Sache sah, lag das Motiv für diese Tat eindeutig bei Miguel Flores selbst.
    Sie griff nach den Fotos, auf denen man die Vorder- und die Rückseite der gefundenen Medaille sah.
    Sie schien ihm wichtig gewesen zu sein. Wichtig genug, um sie zu verstecken, und zwar nah genug, dass es ihm möglich gewesen war, sie hervorzuholen, zu berühren, anzusehen. Das Klebeband war frisch gewesen, dachte Eve, doch an der Rückseite der Schublade hatten noch Reste alten Klebebands geklebt. Er hatte die Medaille also schon seit Längerem dort aufbewahrt, aber erst vor Kurzem noch einmal hervorgeholt.
    Sie las sich noch einmal die Inschrift durch.
    Lino.
    Ein kurzer Blick ins Internet verriet, dass es die spanische Version des Namens Linus war. Außerdem war es das Kürzel für Linoleum, aber das bedeutete es in diesem Fall ganz sicher nicht.
    Da

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