Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
auch Pater Silvia geschickt.«
Eines Tages, dachte Eve, wäre sie genauso alt und reizbar wie Rodriguez. Dann jagte sie sich einfach eine Kugel in den Kopf und brächte es auf diese Weise hinter sich.
» Wenn Sie die Karte finden und sie von Flores stammt, wüsste ich es zu schätzen, wenn Sie sie mir schicken würden. Sie bekommen sie auf jeden Fall zurück. Ich schicke Ihnen meine Adresse zu.«
» Warum sollte ich Ihnen eine Karte schicken?«
» Ich ermittle wegen des Todes eines Priesters, der als Miguel Flores identifiziert wurde.«
Mit einem Mal wurden die dunklen Augen beinahe klar. » Miguel? Miguel ist tot?«
» Heute Morgen starb ein Mann, der als Miguel Flores identifiziert wurde.«
Der alte Mann neigte den Kopf und murmelte ein, wie Eve annahm, spanisches Gebet.
» Er war jung, eifrig. Ein intelligenter Mann, der sich selber häufig hinterfragte. Vielleicht allzu oft. Wie ist er gestorben?«
» Er wurde ermordet.«
Rodriguez bekreuzigte sich und legte eine Hand um das Kruzifix an seinem Hals. » Dann ist er jetzt bei Gott.«
» Pater Rodriguez, hatte Flores eine Silbermedaille von der Jungfrau von Guadalupe?«
» Daran kann ich mich nicht erinnern. Aber ich weiß noch, dass er zu Ehren seiner Mutter, die ermordet wurde, als er noch ein kleiner Junge war, immer ein kleines Medaillon der heiligen Anna trug.«
» Kannte Flores jemanden mit Namen Lino? Hatte er mit einem Menschen dieses Namens zu tun?«
» Lino? Der Name ist hier sehr gebräuchlich. Könnte also sein.«
Du fängst an, dich im Kreis zu drehen, warnte sich Eve. » Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Pater.«
» Der junge Miguel ist jetzt bei Gott«, murmelte er. » Ich muss Monsignore Quilby schreiben.«
» Wer ist das?«
» Miguels Förderer. Sein Mentor, könnte man sagen. Er wird wissen wollen, dass… oh, aber er ist ja tot. Ja, er ist schon lange tot. Also gibt es niemanden mehr, den ich informieren muss.«
» Wo hat Miguel Monsignore Quilby kennengelernt?«
» In New Mexico, als er noch ein kleiner Junge war. Monsignore Quilby hat dafür gesorgt, dass er eine gute Ausbildung bekam, und hat ihn für das Priesteramt empfohlen. Er war Miguels geistiger Vater. Miguel hat oft von ihm gesprochen und gehofft, er könnte ihn auf seiner Reise irgendwann besuchen.«
» Hat Monsignore Quilby noch gelebt, als Flores seine Auszeit genommen hat?«
» Ja, aber er lag damals bereits im Sterben. Das war einer der Gründe, aus denen sich Miguel frei genommen hat, und auch einer der Gründe für die Glaubenskrise, die ihn befallen hat. Ich muss für ihrer beider Seelen beten.«
Rodriguez beendete die Unterhaltung so abrupt, dass Eve verwundert blinzelte.
Ein Schreiben aus New Mexico, der geistige Vater, der im selben Staat im Sterben lag. Sicher hatte Flores Quilby während seines freien Jahres noch besucht.
Nur, wohin gingen Priester zum Sterben, überlegte Eve.
3
Eve führte ein wesentlich direkteres Gespräch mit Schwester Patricia, der Medizinerin, von der Alexander Quilby während seiner letzten Tage im Seniorenheim zum Guten Hirten begleitet worden war.
Während sie noch darüber grübelte und ihre Notizen aktualisierte, kam Peabody hereingewankt.
» Der Kampf mit der Bürokratie hat mich total fertiggemacht«, stieß sie ermattet aus und hob zum Zeichen, dass sie sich geschlagen gab, beide Hände hoch.
» Reißen Sie sich zusammen, ja? Wo sind die Zahnarztunterlagen?«
» Irgendwo in den Untiefen der Bürokratie versteckt. Ich habe den Dentisten erreicht, aber er ist auch Diakon und ein totaler Dickschädel, und ich kann nicht sagen, welches der drei Ds das schlimmste ist. Er lässt uns erst Einsicht in Flores’ Patientenakte nehmen, wenn er vom Bischof grünes Licht bekommt.«
» Dann holen Sie eben eine richterliche Verfügung ein.«
» Das habe ich bereits versucht.« Sie streckte beide Hände aus. » Sehen Sie nicht, wie ich vor Erschöpfung zittere? Die Zahnarztpraxis ist der Kirche angeschlossen, und sobald die Religion ins Spiel kommt, ziehen Richter genau wie alle anderen am liebsten die Schwänze ein. Unser Mann ist tot und wurde offiziell identifiziert. Deshalb will niemand die Herausgabe der Akten dieses Zahnarztes in Mexiko erzwingen, solange nicht der Bischof seinen Segen dazu gibt. Bei dem Kollegen in New York sieht es genauso aus.«
» Dann reden Sie eben mit dem Bischof und bringen ihn dazu, dass er mit der Einsichtnahme einverstanden ist.«
» Sogar meine Füße bluten schon«, erklärte
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