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Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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Flores’ Mutter seinem Lebenslauf zufolge schon seit 2027 nicht mehr lebte, konnte die Mama auf der Medaille unmöglich Anna Flores sein. Ein spanischer Name und die spanische Bezeichnung für die auf dem Schmuckstück abgebildete Gestalt, während der Rest in Englisch war. Vielleicht hatte jemand die Medaille gravieren lassen, der Latinowurzeln hatte, aber in Amerika zuhause war. Das traf auch auf Flores zu.
    Ob Lino ein Freund, ein anderer Priester oder vielleicht gar ein Liebhaber gewesen war? Flores war sechs Jahre alt gewesen, als diese Gravur angefertigt worden war. Eine Waise in der Hand der Fürsorge.
    Sie wusste, wie sich das anfühlte.
    Vielleicht war es ihr in jenen Jahren nicht gelungen, irgendwelche dauerhaften Bande zu knüpfen, aber andere hatten es geschafft. Vielleicht ja auch Flores, vielleicht war diese Medaille eine Erinnerung an einen alten Freund.
    Aber weshalb hatte er sie dann versteckt?
    Obwohl es nie zu einer Adoption gekommen war, hatte irgendwer für seine Ausbildung durch die Kirche bezahlt. Hatte dieser Lino sich des Jungen angenommen und die Schule für ihn finanziert?
    Sie wandte sich wieder ihrem Computer zu und gab abermals den Namen Miguel Flores ein.
    Im selben Augenblick kam Peabody herein und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Eve kam ihr zuvor.
    » Das nenne ich Timing«, meinte sie. » Meine Kaffeetasse ist nämlich mal wieder leer.«
    Augenrollend schnappte sich Peabody die Tasse und trat vor den AutoChef. » Es ist ein wirklich harter Kampf, bevor man irgendwelche Krankenakten aus Mexiko bekommt. Aber nach langem heldenhaften Bemühen– durch das ich mir auch einen Kaffee verdient habe– habe ich das Zeug gekriegt. Die Behandlung einer Stichwunde oder irgendwelche kosmetischen Operationen werden in den Unterlagen nicht erwähnt.«
    Eve lehnte sich zurück und trank einen Schluck Kaffee. » Und was steht drin?«
    » Das Übliche. Jährliche Gesundheitschecks, eine leichte Korrektur der Augen, halbjährliche Besuche beim Zahnarzt, die Behandlung einer Magenverstimmung und einer Schnittwunde an seiner Hand. Nichts Besonderes.«
    » Uh-huh. Und was war während seiner Jahre in New York?«
    » Die Unterlagen sehen genauso aus. Jährlicher Gesundheitscheck, ein paar Verstauchungen, ein verrenkter Zeigefinger, eine Knieverletzung, weiter nichts.«
    » Wahrscheinlich lauter Sportverletzungen.« Eve trommelte mit ihren Fingern auf den Schreibtisch und stellte mit nachdenklicher Stimme fest: » Seltsam, dass er während seines Aufenthalts in Mexiko kein einziges Mal wegen solcher Sachen in Behandlung war. Besorgen Sie mir die Akten seines Zahnarztes in Mexiko.«
    » Himmel! Wissen Sie, wie schwierig so was ist? Außerdem ist er ein paarmal umgezogen, das heißt, dass er nicht nur bei einem Zahnarzt war, doch vor allem war er ein katholischer Priester, und die Kirche sieht es gar nicht gern, wenn man sich allzu gründlich mit einem ihrer Leute befasst. Warum wollen Sie überhaupt…«
    Sie brauchte immer einen Augenblick, aber für gewöhnlich kam sie von allein drauf, wusste Eve.
    » Sie glauben, dass der Tote nicht Miguel Flores ist.«
    » Ich glaube, dass der Tote Lino hieß.«
    » Aber… das würde bedeuten, dass er gar kein echter Priester war und trotzdem Messen abgehalten, Paare getraut und Menschen beerdigt hat.«
    » Vielleicht hat ihn Gott ja dafür bestraft. Dann nehmen wir ihn einfach fest und können die Akte schließen. Aber trotzdem hätte ich noch gern die Unterlagen seiner Zahnärzte in Mexiko und auch hier in New York.«
    » Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Blasphemie ist, wenn man sagt, dass man den lieben Gott verhaften will.« Nachdenklich trank Peabody den nächsten Schluck Kaffee. » Weshalb sollte jemand so tun, als wäre er ein Priester? Dann darf man nichts besitzen, keinen Sex haben und muss all diese blöden Regeln kennen, die es in der Kirche gibt. Und ich glaube, dass es jede Menge blöder Regeln gibt.«
    » Vielleicht fiel ihm ja das Lernen leicht. Vielleicht dachte er, dass es sich für ihn lohnt. Vielleicht ist er auch Miguel Flores. Doch um das herauszufinden, müssen wir nun mal die Unterlagen der Zahnärzte sehen.«
    Als Peabody den Raum wieder verließ, drehte sich Eve mit ihrem Stuhl herum und sah sich das Foto an der Tafel an. » Aber du bist nicht Miguel, nicht wahr, Lino?«
    Sie griff nach ihrem Link und rief selbst diverse Stellen in Mexiko an, bis sie nach einer halben Ewigkeit, während ihr Schädel bereits dröhnte, auf

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