Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Menge Zeit, um sich zu überlegen, wie sie es anstellen will.«
» Ja. Verdammt. Ich sehe mich schon in die Bronx, nach Trenton und wahrscheinlich sogar noch nach Philadelphia fahren, weil Lino schließlich mit Gift, das heißt mit einer typischen Frauenwaffe, ermordet worden ist. Und sieh dir das mal an: Die Mutter hat nicht mehr geheiratet und arbeitet als MTA in einer Reha-Klinik, wo sie sicher mühelos an jede Art von Gift gelangen kann.«
» Sie hat nicht nur einen Sohn, sondern auch noch einen Enkelsohn verloren, weil die verwitwete Mutter das Kind mit nach Orlando genommen und wieder geheiratet hat. Wobei sich vielleicht alle weiter um Kontakt bemüht haben.«
» Vielleicht aber auch nicht.« Eve stieß einen Seufzer aus. » Okay, ich setze Emmelee Smith ganz oben auf die Liste. Vielleicht kriege ich ja die Erlaubnis, ihre Computer und Links daraufhin zu überprüfen, ob sie in den letzten Wochen in New York gewesen ist.« Sie riss den Mund zu einem Gähnen auf. » Ich brauche noch einen Kaffee.«
» Du brauchst ein bisschen Schlaf.«
Kopfschüttelnd stand sie auf. » Ich will nur noch schnell die anderen durchgehen, denn dann kann ich gleich morgen früh damit beginnen, mir diejenigen genauer anzusehen, bei denen mir was komisch vorgekommen ist.«
Sie ging in ihre kleine Küche und kam einen Moment später mit zwei gefüllten Bechern für sich und Roarke zurück.
» Ich habe hier die Daten des getöteten Angestellten«, meinte Roarke, als sie wieder hinter ihren Schreibtisch trat. » Er war gerade einmal sechzehn Jahre alt.«
» Quinto Turner. Quinto. Scheint ein spanischer Name zu sein. Mutter Juanita Rodriguez Turner. Hm. Vater Joseph Turner. Er war halb Mexikaner und halb schwarz, passte also weder von seiner Hautfarbe noch geographisch in eine der Gangs. Keine Geschwister. Vater tot. Sieh dir das mal an. Er hat sich am ersten Todestag des Sohns erhängt.«
» Dann hat die arme Frau zwei Menschen verloren, die ihr wichtig waren.«
» Computer, sämtliche Daten von Juanita Rodriguez Turner auf den Wandbildschirm.«
» Sie lebt nur drei Blocks von der Kirche entfernt«, bemerkte Roarke.
» Warte. Einen Augenblick. Die habe ich schon mal gesehen. Computer, ich brauche eine fünfundzwanzigprozentige Vergrößerung des Passfotos. Ich habe sie schon mal gesehen«, wiederholte sie. » Aber wo? Ganz kurz, nur… verdammt, verdammt, das Jugendzentrum. Sie arbeitet im Jugendzentrum. Als Krankenschwester und mit den Grundschülern. Sie war also nicht sauer oder wütend, sondern ganz einfach nervös. Deshalb hat sie mir die ganze Zeit den Rücken zugewandt. Magda hat sie nicht Juanita genannt, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass sie’s ist. Nita«, fiel Eve wieder ein. » Sie hat Nita zu ihr gesagt.«
» Sie hat ihn während der vergangenen fünf Jahre praktisch jeden Tag gesehen. Wahrscheinlich hat sie mit ihm zusammengearbeitet, mit ihm gescherzt, ihm mit den Kindern geholfen und bei ihm gebeichtet, während er derjenige war, der ihren Sohn getötet hatte, wodurch ihr Mann in den Selbstmord getrieben worden war. In allen diesen Jahren hat sie ihm Respekt gezollt, weil er schließlich ein Priester war. Und dann findet sie plötzlich heraus, wer und was der Kerl in Wahrheit ist.«
» Was höre ich da?«, fragte sich Roarke. » Ja, genau, das Surren der Drähte in deinem Gehirn.«
» Anscheinend bleiben mir die Fahrten nach Trenton und so weiter erspart«, gab sie zurück. » Immer, wenn sie in die Kirche ging, kam sie an der Bodega vorbei, in der Penny arbeitet. Und ich gehe jede Wette ein, dass sie fast ihr Leben lang in diese Kirche ging. Eine der wahrhaft Gläubigen«, murmelte sie. » Aber für Penny nur eine Schachfigur, ein Mittel zum Zweck. Und jetzt muss ich diese Frau verhören und dazu bringen, dass sie die Tat gesteht. Und wenn sie das tut, landet sie dafür im Kahn.«
» Manchmal ist das menschliche Gesetz etwas, was nur vorübergehend wirkt«, rief Roarke ihr in Erinnerung. » Und manchmal steht es der echten Gerechtigkeit im Weg.«
Eve schüttelte den Kopf. » Sie hat einen Menschen umgebracht. Vielleicht einen schlechten Menschen, aber trotzdem hatte sie ganz einfach nicht das Recht, so etwas zu tun.« Sie wandte sich ihm zu. » Die Cops haben nichts gegen die Mörder von Marlena unternommen, denn es waren schlechte Cops in einer schlimmen Zeit. Aber diese Frau hätte mit dem, was sie erfahren hat, zu uns kommen können, dann hätte Detective Stuben alles Erforderliche unternommen,
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