Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
machte, als Peabody den Kopf zu ihr hereinstreckte und meinte: » Wir– he, Donuts.«
» Sie kriegen schon auch noch einen ab. Also, was wollen Sie?«
» Marc Tuluz. Wollen Sie ihn hier sprechen oder lieber im Besucherraum?«
» Was meinen Sie?« Eve sah sie fragend an. » Wenn wir ihn im Besucherraum vernehmen, wie viele Donuts werden dann wohl noch in dieser Schachtel liegen, wenn wir fertig sind?«
» Okay, ich hole ihn.«
Der Mann hatte eine lange, stromlinienförmige Gestalt, die Eve sofort mit Läufern in Verbindung brachte, eine Haut wie Milchkaffee und rauchig blaue Augen, denen seine Trauer deutlich anzusehen war. » Lieutenant Dallas«, grüßte er und blickte sie ruhig an.
» Mr Tuluz, danke, dass Sie gekommen sind. Nehmen Sie doch Platz.«
» Magda meinte, ich hätte Sie heute Vormittag verpasst. Wir arbeiten noch nicht wieder mit voller Kraft. Miguel… nun, ich nehme an, Magda hat Ihnen erzählt, dass wir uns als Team gesehen haben. Und befreundet waren.«
» Manchmal tauscht man sich mit Freunden des eigenen Geschlechts offener als mit andersgeschlechtlichen Freunden aus.«
» Da haben Sie wahrscheinlich recht.«
» Also, erzählen Sie mir von Ihrem Freund und Teamkollegen.«
» Okay.« Marc holte ein paarmal Luft. » Es fällt mir einfach schwer, an ihn in der Vergangenheitsform zu denken. Miguel war smart und interessant. Er hatte einen ausgeprägten Kampfgeist und hat gespielt, um zu gewinnen. Er hat sich aktiv in unser Zentrum eingebracht und versucht, die Kinder dafür zu begeistert, Teil von etwas zu sein. Teil von einem Team. Etwas für das Team zu tun. Aber er hat ihnen keine Vorträge gehalten, deshalb haben sie ihm wirklich zugehört. Er hatte einen Bezug zu ihnen und sie auch zu ihm. Verdammt, ich glaube, die meiste Zeit haben sie ihn gar nicht als Priester, sondern als einen von ihnen angesehen.«
» Das ist interessant.« Eve sah Marc durchdringend an. » Weil er nämlich tatsächlich kein Priester war, weil er nämlich gar nicht Miguel Flores war.«
Mit einem Mal sah das Gesicht, das Eve studierte, wie ein einziges, großes Fragezeichen aus. » Wie bitte? Was?«
Eve blickte auf Peabody und bedeutete ihr fortzufahren.
» Der Vergleich mit Miguel Flores’ Zahnarztunterlagen hat eindeutig bewiesen, dass der Mann, den Sie als Flores kannten, diese Identität vor ungefähr sechs Jahren übernommen hat. Bisher wissen wir noch nicht, wer er in Wahrheit war.« Als Peabody Marc schlucken sah, legte sie eine kurze Pause ein, fuhr dann aber mit ruhiger Stimme fort: » Wir versuchen momentan, ihn zu identifizieren und herauszufinden, weshalb er die Identität von jemand anderem übernommen hat. Dadurch kommen wir vielleicht der Antwort auf die Frage näher, wer ihn getötet hat. Auch wenn er nicht wirklich Miguel Flores war, Mr Tuluz, waren Sie beide jahrelang befreundet. Und zwar gut. Alles, was Sie uns erzählen, kann uns helfen herauszufinden, von wem dieser Mann ermordet worden ist.«
» Geben Sie mir einen Moment Zeit, okay? Das ist, Himmel… das ist der totale Wahnsinn. Sie sagen, dass Miguel in Wahrheit gar kein Priester war?«
» Nicht nur, dass er kein Priester, sondern dass er nicht Miguel Flores war«, mischte Eve sich abermals in die Vernehmung ein.
» Aber wer… Sie haben gesagt, Sie wüssten nicht, wer er in Wahrheit war.« Marc presste seine Handballen gegen die Schläfen und kniff kurz die Augen zu. » Es will mir nicht in den Schädel. Es geht einfach nicht in meinen Kopf. Kein Priester. Kein Miguel. Kein… Sind Sie sich ganz sicher? Das ist natürlich eine blöde Frage, denn wenn Sie sich nicht sicher wären, hätten Sie es mir wohl kaum erzählt. Dann hat er uns also die ganze Zeit etwas vorgemacht. Das ist irgendwie vollkommen surreal. Es ist… danke«, sagte er, als Peabody ihm eine Flasche Wasser reichte, nahm drei große Schlucke und stellte die Flasche wieder ab. » Mein Gehirn ist völlig leer gefegt. Es hat den Dienst vorübergehend eingestellt. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wie Sie heißen.«
» Lieutenant Dallas.«
» Richtig. Richtig. Lieutenant Dallas, er hat die Kids als Priester betreut und ihnen die Beichte abgenommen. Einigen von ihnen hat er die heilige Erstkommunion erteilt. Sie haben auf ihn gehört, an ihn geglaubt. Das ist ein schrecklicher Verrat. Und am meisten trifft es mich zu wissen, dass der Kerl mich Tag für Tag belogen hat. Ich habe ihn geliebt«, stellte er in ruhiger Trauer fest. » Wie einen Bruder. Und ich
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