Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Okay.« Er stand auf und steckte seinen Handcomputer ein.
» Kommt dir bezüglich des Vermögens irgendetwas seltsam vor?«
Er sah sie lächelnd an. » Die wenigsten Vermögen sind vollkommen astrein. Aber nein, wirklich aufgefallen ist mir nichts. Auch wenn die Anlagen in einigen Bereichen vielleicht grenzwertig sind. Dein Opfer scheint ausnehmend klug, kreativ und erfolgreich beraten worden zu sein. Jenkins war ausnehmend großzügig, wenn es um irgendwelche guten Werke ging, aber, auch wenn das vielleicht zynisch klingt, konnte er sich das schließlich auch problemlos leisten, da diese guten Taten auch steuerlich und werbetechnisch durchaus von Vorteil für ihn waren. Und er hat sich nicht gescheut, so viel Werbung für sich zu machen, dass es fast schon peinlich war.«
» Ich nehme an, das tust du nicht.«
» Seine Eigenwerbung hat der Kirche unzählige Spenden eingebracht und die wiederum haben ihm und seiner Familie einen äußerst angenehmen Lebensstil beschert. Sie haben mehrere Häuser«, fuhr er fort, » luxuriöse Fahrzeuge, jede Menge Personal, Kunstwerke und Schmuck. Außerdem stehen sie alle– einschließlich der minderjährigen Kinder– auf der Gehaltsliste der Kirche, und die Kirche zahlt ausnehmend gut. Aber das ist vollkommen legal, denn schließlich gehen sie alle genau festgelegten Tätigkeiten nach.«
» Dann gab es in der letzten Zeit also keine finanziellen Rückschläge?«, hakte Eve nach.
» Ganz im Gegenteil. Sie hatten überall, wohin sie kamen, ausverkaufte Säle, und auch die Zahl der Spenden stieg in den vergangenen Wochen geradezu dramatisch an.«
» Dann ging es also nicht um Geld. Aber das konnte ich mir auch nicht vorstellen. Sicher kriegen sie durch seinen Tod und durch die Art, auf die er umgekommen ist, jede Menge zusätzlicher Publicity. Schließlich war sein Tod auf unzähligen Bildschirmen live zu sehen. Aber er war das Zugpferd des Vereins.«
Sie wies auf die lebensgroße Werbetafel, an der sie auf dem Weg zum Wagen vorüberkam. » Er hat die Leute angelockt. Und weshalb hätte jemand den Mann ermorden sollen, der ihnen allen einen mehr als angenehmen Lebensstil beschert? Vielleicht ging es um Sex, vielleicht um berufliche oder private Eifersucht. Oder vielleicht habe ich einen Killer, der einen Hass auf alles Religiöse hat und deshalb Priester und Prediger aus dem Verkehr ziehen will.«
» Mir gefällt der Sex am besten. Aus verschiedenen Gründen…«, stellte Roarke mit seidig weicher Stimme fest.
» Ich bin überzeugt davon, dass Jimmy Jay derselben Ansicht war.« Sie nannte ihm die Adresse des Hauses, in dem die Familie Jenkins abgestiegen war. » Fahr bitte dort vorbei. Und dann fahr weiter zum Mark.«
» Wo, glaubst du, hat er Sex gehabt?«
» Wenn ein Mann seine Frau möglichst gefahrlos betrügen will, heuert er dafür am besten eine Prostituierte an. Aber wenn dieser Mann in seinen Predigten gegen legale Prostitution ins Feld zieht, geht er sicher nicht das Wagnis ein, sich dabei erwischen zu lassen, dass er für einen Blowjob oder einen Quickie zahlt. Also muss es eine Frau gewesen sein, die in seiner Nähe war, der er vertrauen konnte und bei der sich niemand wundert, wenn er ihn mit ihr zusammen sieht.«
» Trotzdem wäre es riskant gewesen. Aber vielleicht hat das Risiko ja einen Teil des Reizes ausgemacht.«
Eve schüttelte den Kopf. » Er kommt mir nicht wie jemand vor, für den ein Risiko ein Kick ist. Ich glaube eher, dass er sich völlig sicher wähnte. Wie bei seinen Finanzen ging er auf Nummer sicher. Er hat extra für den Fall vorgesorgt, dass er vor seiner Frau und seinen Kindern stirbt; er hat sich den Wodka entweder von einer seiner Töchter, seinem jahrzehntelangen Manager oder seinem vertrauten Leibwächter ins Wasser mischen lassen, also immer von jemandem, der ihm wirklich nahestand. Er hat sich den Wodka gewohnheitsmäßig in das Wasser mischen lassen, aber seine Frau hat nichts davon gewusst. Sie hat nicht nur so getan, als hätte sie es nicht gewusst, sie wusste es tatsächlich nicht. Und wenn er damit durchgekommen ist, warum dann nicht auch mit ein paar Turnübungen außerhalb des Ehebetts?«
» Wahrscheinlich würde Mira es anders formulieren«, meinte Roarke nach einem Augenblick. » Aber so, wie du es darstellst, könnte es durchaus gewesen sein. Weil es völlig logisch klingt. So, da wären wir.«
Sie betrachtete das Haus in der Park Avenue. » Nett. Geräumig. Elegant. Eine private Unterkunft für die Familie in einem
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