Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
hat. Tatsächlich hat er sie nicht weniger geliebt.«
» Ich weiß«, fuhr er fort, als Eve durch ihn hindurchzusehen schien. » Wir behaupten immer, dass wir unsere Frauen lieben, während wir sie hintergehen. Aber er hat sie nicht nur geliebt, sondern war total verrückt nach ihr. Seine Miene hat sich aufgehellt, sobald sie auch nur in seine Nähe kam. Wenn sie es herausgefunden hätte und ihn hätte sehen lassen, wie verletzt sie war, hätte er mit dieser anderen auf der Stelle Schluss gemacht.«
» Mit dem Wodka hat er auch nicht aufgehört.«
Abermals blies Clyde die Backen auf. » Nein. Nein. Das hat er nicht.«
9
Eve nahm sich die Zeit, sich einen Teil der Aufzeichnung der Predigt anzusehen. Die letzten Minuten in Jimmy Jay Jenkins’ Leben und auch seinen Tod. Die Berichte ihrer Zeugen schienen durchaus zutreffend zu sein. Was sie augenblicklich jedoch interessierte, war nicht unbedingt die Aktion, sondern eher die Reaktion des Umfelds, als der Prediger urplötzlich umgefallen war.
Jolene stürzte auf ihren umgefallenen Gatten zu. Sie wirkte vollkommen schockiert, und ihr Gesicht drückte Entsetzen aus, ehe sie in Ohnmacht fiel. Wenn das keine echte Ohnmacht war, schlüge Eve sie höchstpersönlich für das kirchliche Äquivalent des Oscars vor.
Dann kam Clyde von der anderen Bühnenseite angerannt und wies seine Leute schreiend an, die Menge von der Bühne fernzuhalten, während gleichzeitig die Töchter, deren Ehemänner und mehrere Mitglieder des Teams kopflos angelaufen kamen und einander mit den Ellenbogen zur Seite schoben, da anscheinend jeder darum kämpfte, Jimmy möglichst nah zu sein.
Es war wirklich die Hölle los. Clyde hielt alle anderen zurück und herrschte sie mit den Worten eines Polizisten an. Dann registrierte sie eine Gruppe Frauen in glitzernden, rüschenbesetzten, blauen Kleidern. Alle waren blond und klammerten sich derart aneinander fest, dass sie wie ein einziges Lebewesen mit vier Köpfen aussahen.
Das mussten die Sängerinnen sein. Eine von ihnen machte einen Schritt nach vorn, und Eve konnte deutlich sehen, wie ihre zuckerwattefarbenen Lippen seinen Namen formten, bevor sie auf die Knie fiel und schluchzend ihr Gesicht in den Händen verbarg.
Interessant. Eve drückte auf den Pausenknopf, kehrte hinter die Bühne zurück, wo sie McNab begegnete.
» Ich habe die Schwiegersöhne und die Leute von der Security befragt. She-Body ist mit den Töchtern und dem Filmteam durch. Aber jetzt kommen wir nicht weiter. Weil einer der Schwiegersöhne Anwalt ist.«
» Verdammt.«
» Ist das nicht immer so?« McNab zog einen Streifen Kaugummi aus einer der Taschen seiner fluoreszierenden Hose, bot ihn seiner Vorgesetzten höflich an, und erst als sie verneinte, faltete er ihn zusammen und schob ihn sich selber in den Mund. » Er kehrt also den Anwalt raus. Es ist bereits nach zwei, die Leute werden inzwischen seit über vier Stunden hier festgehalten– eben das übliche Blabla.«
» Haben die Vernehmungen etwas gebracht?«
» Nichts, was mir aufgefallen wäre. Dieser Anwalt bläst sich ganz schön auf, aber ich habe das Gefühl, als täte er das nur, weil er seine Familie hier herausbekommen will.«
Eve dachte kurz nach. Sie könnte die nächsten Verwandten erst einmal gehen lassen. Oder… » Lassen Sie sie alle gehen. Es haut ganz sicher niemand ab. Vielleicht sollten wir dem Killer ein paar Stunden geben, um zu glauben, dass er mit der Sache durchgekommen ist. Die anderen kriegen etwas Zeit, um nachzudenken, vielleicht fällt ihnen dann ja irgendetwas ein. Ich will sowieso noch eine Sache überprüfen.«
» Dann schicke ich die Leute also heim.«
» Ich erwarte Peabody mit Ihren beiden vollständigen Berichten morgen früh um acht bei mir zuhause im Büro.«
» Autsch.« Mit einem gutmütigen Schulterzucken wandte sich McNab zum Gehen, und Eve kehrte zu ihrem Mann zurück.
» Ich lasse die Leute erst mal gehen. Die, mit denen wir noch nicht gesprochen haben, vernehmen wir einfach morgen früh.«
» Du bist ungewöhnlich rücksichtsvoll.«
» Einer der Schwiegersöhne des Opfers ist Anwalt.«
» Die gibt es einfach überall.«
» Es lohnt sich nicht nur nicht, sich mit diesem Typen anzulegen, sondern vielleicht ist es sogar für mich von Vorteil, wenn sie erst einmal alle gehen. Die Spurensicherer werden noch eine Weile brauchen«, fügte sie mit einem Blick in Richtung der Bühne hinzu. » Und ich will auf dem Weg nach Hause sowieso noch einer Sache nachgehen.«
»
Weitere Kostenlose Bücher