Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Richtung Eingang gingen, dass sie aussahen wie ein aufgebauschter blauer Watteball.
» Wir werden ihnen etwas Zeit geben, bis sie in ihren Zimmern sind. Natürlich könnte ich damit auch noch bis morgen warten«, sagte Eve halb zu sich selbst, » aber wenn sie gleich allein in ihrem Zimmer ist, bekomme ich wahrscheinlich mehr aus ihr heraus, als wenn die anderen in der Nähe sind.«
» Und wenn sie zugibt, dass sie etwas mit ihm hatte, was beweist das dann?«
» Keine Ahnung. Kommt drauf an. Eins führt zum anderen. Vielleicht war das ja das Motiv. Vielleicht wollte sie ja mehr, und das hat er ihr nicht gegeben. Oder es gibt einen eifersüchtigen Exmann oder Freund. Oder… ich habe auch noch ein paar andere Theorien. Okay. Schüchtern wir erst mal den Empfangschef ein. Keine Bestechung«, warnte sie. » Sonst macht es einfach keinen Spaß.«
Sie ging in das Hotel und marschierte durch die Eingangshalle, die mit ihrem langweiligen, grauen Boden und den unglücklich geblümten Polstermöbeln wenig einladend aussah, auf den Empfangstisch zu. Sie hatte wieder diesen breitbeinigen Polizisten-Gang, stellte Roarke mit einem amüsierten Grinsen fest, und klatschte ihre Marke auf den Tresen, hinter dem ein elegant in einem schwarzen Anzug gekleideter Droide stand.
» Guten Abend«, grüßte er. » Willkommen im Hotel Mark.«
Roarke fragte sich, wessen Idee es wohl gewesen war, dass die Maschine wie ein schwuler Brite klang.
» Ulla Pintz. Ich brauche ihre Zimmernummer«, sagte Eve.
» Tut mir leid. Ich bin nicht befugt, die Zimmernummern unserer Gäste herauszugeben. Normalerweise würde ich ja gerne oben anrufen und um Erlaubnis bitten, aber Ms Pintz ist gerade erst hereingekommen und hat ausdrücklich darum gebeten, nicht gestört zu werden. Weil sich eine schreckliche Tragödie ereignet hat.«
» Ja. Es ist jemand gestorben. Ich bin Polizistin.« Sie nahm ihre Dienstmarke vom Tisch und fuchtelte ihm damit dicht vor dem Gesicht herum. » Warum also bin ich wohl hier?«
Sein verständnisloser Blick verriet, dass er wie die meisten Droiden weder für Sarkasmus noch für Ironie empfänglich war.
» Lassen Sie es mich erklären«, meinte sie deswegen resigniert. » Ms Pintz war Zeugin der besagten schrecklichen Tragödie, und ich leite die Ermittlungen in diesem Fall. Also geben Sie mir endlich ihre Zimmernummer, wenn ich Sie nicht auf die Wache schleppen und mir die Erlaubnis holen soll, Sie wegen Behinderung der Justiz einfach abzustellen.«
» Hier im Mark sind die Wünsche unserer Gäste sakrosankt.«
» Versuchen wir es anders: Wie wollen Sie die Wünsche Ihrer Gäste erfüllen, wenn Sie auf der Wache sind und die elektronischen Ermittler gucken, aus wie vielen Einzelteilen Sie bestehen?«
Er schien darüber nachzudenken, falls er als Droide dazu in der Lage war. » Ich muss Ihre Marke überprüfen.«
» Tun Sie das.«
Aus seinen Augen schossen dünne, rote Strahlen, und er scannte ihre Marke ein. » Scheint seine Richtigkeit zu haben, Lieutenant Dallas«, stellte er nach wenigen Sekunden fest. » Ms Pintz hat Zimmernummer 1203.«
» Wohnt sie dort mit jemandem zusammen?«
» Nein. Die anderen Sängerinnen des Ewigen Lichts teilen sich eine Suite, aber Ms Pintz hat lieber einen Raum für sich.«
» Da gehe ich jede Wette ein.«
Zusammen mit Roarke marschierte sie in Richtung Lift. » Es macht einfach keinen Spaß, Droiden einzuschüchtern.«
» Manchmal muss man mit Enttäuschungen leben. Aber denk doch einfach dran, wie unterhaltsam die Vernehmung dieser Ulla sicher wird.«
» Okay.« Sie stieg in den Fahrstuhl ein. » Vielleicht macht es das ja wieder wett. Aber vielleicht vergeude ich auch meine Zeit, indem ich davon ausgehe, dass es keine Verbindung zwischen diesem Mord und dem an Lino gibt, statt mich an die Dinge zu halten, die vollkommen offensichtlich sind.«
» Indem du auf deinen Instinkt vertraust statt auf die harten Fakten?«
» Wenn ich jetzt eine Wahrscheinlichkeitsberechnung anstellen lassen würde, käme dabei sicher raus, dass es zu über achtzig Prozent ein und derselbe Killer ist.«
» Aber du glaubst nicht, dass es so ist.«
» Nein. Ich glaube, ich weiß, wer diesen Jimmy Jay ermordet hat. Nur weiß ich noch nicht genau, warum.«
Eve stieg aus dem Lift, trat vor die Tür des Zimmers 1203, ignorierte das » Nichtstören«-Schild und klopftean.
» Ulla Pintz, hier ist die Polizei. Machen Sie auf.«
Nach mehreren Sekunden vollkommener Stille klopfte Eve ein zweites Mal und
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