Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
legte eine Hand an seine Brust und ahmte einen schnellen Herzschlag nach. » Frauen in Uniformen muss man einfach lieben, finden Sie nicht auch?«
» Nein, finde ich nicht. Und falls Ihre Zeit noch dazu reicht, sich an eine Untergebene heranzumachen, haben Sie anscheinend nicht genug zu tun.«
» Manchmal muss ein Mann sich einfach Zeit für solche Dinge nehmen«, gab er nonchalant zurück.
» Nicht im Dienst. Aber da Sie ausreichend Zeit zu haben scheinen, können Sie sie nutzen, um sämtliche unbekannten, männlichen Leichen in Nevada, New Mexico und Arizona durchzugehen, die es dort vor sechs bis sieben Jahren gab.«
» Alle? Himmel, Sie sind wirklich eine harte Frau.«
» Und ob. Aber Sie können mir dankbar sein, denn ich will nur die Männer haben, die zwischen fünfundzwanzig und vierzig Jahre alt geworden sind.«
Er murmelte » Na dann«, und sie marschierte weiter in ihr eigenes Büro.
» Officer.«
» Ich wollte mit Ihnen persönlich über die Gespräche mit Mitgliedern meiner Familie und Freunden reden. Sie haben nichts ergeben, womit ich nicht gerechnet hätte– Schock, Trauer, Empörung. Wie ich bereits sagte, war Pater Flores ausnehmend beliebt. Nun, zumindest, solange wir dachten, dass er Pater Flores ist.«
» Und jetzt?«
» Sind wir alle noch schockierter, trauriger, empörter, und da er in den vergangenen fünf Jahren einen Großteil meiner Familie getraut, getauft und beerdigt hat, natürlich auch sehr besorgt. Ein Teil meiner Familie ist orthodox und den Traditionen sehr verhaftet. Deshalb fragen sich einige von uns, ob ihre Ehen überhaupt rechtmäßig vor Gott und der Kirche geschlossen worden sind. Obwohl Pater López uns versichert hat, dass sie das sind. Wobei er und Pater Freeman angeboten haben, bei denen, die es wünschen, sämtliche Sakramente noch einmal zu erneuern. Offen gestanden, Lieutenant, sind wir alle furchtbar durcheinander.«
Sie schüttelte den Kopf. » Ich rede mir gerne ein, eine fortschrittliche, praktisch veranlagte Frau zu sein. Aber ich habe bei diesem Mann die Beichte abgelegt und von ihm die Kommunion empfangen und bin furchtbar wütend, weil ich das Gefühl habe, dass ich betrogen worden bin. Deshalb kann ich die Gefühle meiner Verwandten gut verstehen.«
» Durch seinen Tod wurde dieser Betrug beendet.«
» Nun, ja. Aber er wurde dadurch auch enthüllt. Wenn wir es nie erfahren hätten…« Sie zuckte mit den Schultern. » Aber wir haben es erfahren, deshalb schätze ich, wir müssen einfach sehen, wie wir damit zurechtkommen. Meine Mutter denkt, wir sollten es von der positiven Seite sehen. Sollten alle gemeinsam die Ehegelübde und Taufen erneuern lassen und dann eine Riesenfete feiern. Vielleicht hat sie recht.«
» Es waren jede Menge Leute in dem Trauergottesdienst, die nicht zur Familie gehörten«, meinte Eve.
» Ja. Auch mit einigen von ihnen habe ich gesprochen, und zwar mit denen, denen Poppy nahegestanden hat. Sie haben genauso reagiert. Ich habe keine Ahnung, ob Ihnen das bei Ihren Ermittlungen weiterhilft.«
» Sie haben mir ein paar Arbeitsschritte erspart.« Eve dachte kurz nach. » Ich nehme an, Sie haben mehrere Verwandte, die ungefähr im selben Alter wie das Opfer sind. Um die fünfunddreißig.«
» Sicher. Jede Menge.«
» Viele von ihnen haben schon als Kinder oder Teenager in der Gegend gelebt und viele von ihnen sind Gemeindemitglieder von St. Cristóbal.«
» Ja.«
» Sind dabei auch irgendwelche ehemaligen Mitglieder der Soldados?«
Graciela öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und atmete hörbar aus. » Ich nehme an, ein paar.«
» Ich brauche deren Namen. Ich will diesen Leuten keine Schwierigkeiten machen, und es geht mir auch nicht darum, was sie damals getan haben. Aber es könnte durchaus sein, dass es da eine Verbindung gibt.«
» Ich werde mit meinem Vater sprechen. Er hat nicht zu dieser Gang gehört, aber… er wird wissen, wer Mitglied war.«
» Wäre es Ihnen lieber, wenn ich selbst mit ihm spreche?«
» Nein, es wird ihm leichter fallen, mir die Dinge zu erzählen, die er weiß. Ich weiß, dass sein Cousin ein Mitglied war und auf eine schlimme Art gestorben ist, als sie beide noch Jungen waren. Deshalb ist er selbst nicht unbedingt ein Fan von derartigen Gangs.«
» Wie hieß dieser Cousin?«
» Julio. Er war erst fünfzehn, als er starb. Mein Vater war damals acht und hat zu ihm aufgesehen. Er hat diese Sache nie vergessen und sie meinen Brüdern und Vettern gegenüber oft als warnendes
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