Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Meinetwegen können Sie versuchen, einen Deal vom Staatsanwalt zu kriegen. Aber vergeuden Sie nicht länger meine Zeit.«
» Billy«, setzte Luke mit sanfter Stimme an. » Du musst es tun. Sam…« Ehe Samuel ihm widersprechen konnte, hob er eine Hand. » Nicht nur, weil es vor dem Gesetz der Menschen richtig ist. Sondern weil du nur auf diese Weise Frieden mit dem Herrgott schließen kannst. Du musst es um deiner Seele willen tun. Weil es ohne das Eingeständnis einer Sünde keine Vergebung geben kann.«
Stille senkte sich über den Raum, während sie sich endlos auszudehnen schien, wartete Eve einfach ab.
» Ich dachte, ich täte das Richtige«, stieß Billy heiser aus. » Dachte, es wäre die einzige Möglichkeit. Vielleicht hat der Teufel meine Hand dabei geführt, aber ich dachte, ich handele in Gottes Sinn.«
Er hob flehend seine Hände hoch. » Jimmy Jay hatte gefehlt und wich immer weiter vom Weg Gottes ab. Der Alkohol, er konnte oder wollte nicht verstehen, dass das Trinken Sünde war und wie seine Schwäche dafür an seiner Seele fraß. Er betrog seine Frau und seine Anhänger, sah das aber nicht als Täuschung, sondern eher als Scherz. Als Amüsement. Allmählich warf er jede Vorsicht über Bord, trank immer häufiger und mehr, schrieb seine Texte und predigte sogar unter dem Einfluss von Alkohol.«
» Sie haben ihn also umgebracht, weil er zu viel Wodka gekippt hat?«, fragte Eve ihn fassungslos. » Warum ziehen Sie dann nicht einfach freitagabends durch die Bars und bringen dort die Leute gleich im Dutzend um?«
» Lieutenant«, murmelte Peabody und sah dabei aber Billy an. » Und Sie konnten ihn nicht dazu bringen, damit aufzuhören?«
» Es hat ihm Spaß gemacht, und er glaubte, jeder Mensch hätte nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, manchmal schwach zu sein. Denn perfekt wäre nur Gott. Aber… er bezog selbst seine Kinder in die Sache ein, indem er sich vor allem von Josie oft den Alkohol in seine Wasserflaschen füllen ließ. So etwas tut ein liebender Vater doch nicht! Er hatte den rechten Weg verlassen. Der Alkohol zerstörte ihn und machte ihn so schwach, dass er auch den Versuchungen des Fleischs erlag.«
» Er hat also herumgehurt.«
Luke schüttelte den Kopf. » Das ist ein unschöner Ausdruck.«
» Der zu diesem unschönen Benehmen durchaus passt«, gab Eve zurück. » Sie wussten über seine Affären Bescheid.«
» Ja. Er hatte bereits vorher fünfmal Ehebruch begangen, es dann aber jedes Mal bereut. Danach kam er immer zu mir, damit wir zusammen beteten und er neben Vergebung auch die Kraft erflehen könnte, der Versuchung zukünftig zu widerstehen.«
» Sie haben ihn also gedeckt.«
» Ja. Und zwar viel zu lange. Ihm war klar, was er dadurch riskierte, dass er sich in Sünde fallen ließ. Seine Seele, seine Frau, seine Familie und die Kirche selbst. Deshalb kämpfte er dagegen an.«
Billy wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und fuhr fort: » Er war ein guter Mensch, ein großartiger Mensch, aber er hatte auch große Schwächen, weshalb in seinem Inneren stets das Gute mit dem Bösen rang. Doch als er der Versuchung abermals erlag, hat er es nicht einmal mehr bereut, sondern sich geweigert, es als Sünde anzusehen. Er verdrehte Gottes Wort, passte es an seine eigenen niederen Instinkte an und erklärte mir, durch diese Frau und durch den Alkohol gewönne er mehr Licht, ganz neue Einsichten und völlig neue Wahrheiten.«
» Trotzdem haben Sie ihn weiterhin gedeckt.«
» Es wurde immer schwieriger für mich. Ich konnte es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, Teil dieses Verrats an Gott und seiner braven Frau zu sein. Je mehr er trank, umso leichtsinniger wurde er. Es wäre also nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis seine Sünden herausgekommen wären. Das hätte der Arbeit von Jahrzehnten irreparablen Schaden zugefügt. Alles, was er aufgebaut und geleistet hatte, stand plötzlich auf dem Spiel, nur weil er in diesem Kreislauf der Sünde gefangen war.«
» Deshalb haben Sie diesen Kreislauf durchbrochen.«
» Ich hatte keine andere Wahl.« Er flehte Eve mit Blicken an, diesen Punkt seiner Erklärung zu verstehen. » Sie müssen begreifen, dass die Kirche größer als wir alle ist. Dass man sie beschützen muss. Ich habe für ihn gebetet, ihn beraten und mit ihm gestritten, doch er wollte es einfach nicht sehen. Er war völlig blind für die Gefahr, die mit seinem Verhalten verbunden war. Wir sind alle nur Menschen, Lieutenant.
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