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Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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bis nach sechs an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen zugebracht, weswegen der Verkehr– typisch für diese Zeit– einfach entsetzlich war. Während sich Roarke durch den gemeingefährlichen Berufsverkehr in Richtung ihres Zielorts kämpfte, sah sie ab und zu von ihrem Handcomputer auf und fragte sich zum x-ten Mal, warum die Menschen, die in Brooklyn lebten, nicht auch dort ihr Geld verdienten, und warum die Menschen, deren Arbeitsplätze in Manhattan lagen, nicht auch ganz einfach dort wohnten. Teufel noch einmal.
    » Glaubst du, dass den Leuten das gefällt?«, fragte sie ihren Mann. » Glaubst du, dieses ständige Im-Stau-Stehen gibt ihnen einen Kick, weil sie es als tägliche Herausforderung sehen? Oder haben sie sich vielleicht alle irgendeine verdrehte Form der Buße auferlegt?«
    » Du arbeitest offenkundig schon zu lange an Fällen, bei denen es um Glauben geht.«
    » Tja, es muss doch irgendeinen Sinn haben, wenn man sich und andere jeden Tag aufs Neue diesem Wahnsinn aussetzt.«
    » Fehlendes Geld, fehlender Wohnraum.« Er sah kurz in den Spiegel und scherte blitzschnell zwischen einem Mini und einem Geländewagen ein. » Oder der Wunsch, außerhalb der Stadt in einer netten Nachbarschaft zu wohnen, während man zugleich ein Innenstadt-Gehalt bezahlt bekommt; während andere die Energie und die Vorzüge der Stadt als Lebensraum genießen wollen, es aber nur Arbeit in einem der Vororte für sie gibt.«
    Geschmeidig wechselte er abermals die Spur und machte dadurch knapp vier Meter Boden gut. » Oder sie fahren einfach aus irgendeinem anderen Grund über die verdammte, überfüllte Brücke. Wie wir es– auch wenn ich das nur ungern zugebe– schließlich gerade selber tun. Wobei man bei diesem Kriechtempo von fahren nicht mehr sprechen kann.«
    » Wir sind auf dem Weg zu einer Frau, die vernünftig zu leben scheint, über die verdammte, überfüllte Brücke gezogen ist und dort, wo sie lebt, ihr Geld verdient. Wenn sie nicht die U-Bahn nimmt, kann sie innerhalb von zehn Minuten mühelos zu Fuß zur Arbeit gehen. Falls sich herausstellt, dass die Frau die Mutter von meinem Lino ist, frage ich mich, ob er sich auch gelegentlich im Kriechtempo über die Brücke gekämpft hat, um sie zu sehen.«
    Roarke musste akzeptieren, dass es zunächst keinen Zentimeter weiterging, und so lehnte er sich auf seinem Sitz zurück und wartete auf seine Chance. » Hättest du das gemacht, wenn du an seiner Stelle gewesen wärst?«
    » Das kann ich nicht sagen, denn das Wenige, an das ich mich im Zusammenhang mit meiner Mutter erinnern kann, hatte nichts mit selbst gebackenen Keksen und mit Gläsern frischer Milch zu tun. Aber stell dir vor, du kommst heim, hältst dich dort fünf, sechs Jahre versteckt und bräuchtest nur über die, wenn auch völlig überfüllte, Brücke nach Brooklyn rüberzufahren, um deine Mum zu sehen; die meines Wissens nach, abgesehen von dem Kind, das sie später noch bekommen hat, deine einzige noch lebende Blutsverwandte ist. Da wärst du doch bestimmt versucht, mal hinzufahren, um zu sehen, wie es ihr geht.«
    » Vielleicht hat seine Mum ja auch keine Plätzchen für ihn gebacken und ihm keine Gläser mit frischer Milch serviert.«
    » Er hat die Medaille, die sie ihm geschenkt hat, aufbewahrt, das deutet für mich auf eine innige Beziehung hin. Und falls diese Beziehung irgendwann mal innig war, hätte er sie sehen wollen, hätte wissen wollen, was sie macht, wie es ihr geht, was für einen Typen sie geheiratet hat, ob ihm der Halbbruder ein bisschen ähnlich ist. Irgendetwas in der Art.«
    » Wenn sie überhaupt die Mutter deines Lino ist.«
    » Ja, wenn.« Sie runzelte die Stirn und fragte sich, ob ihr Gefühl ein ausreichender Grund für die grauenhafte Tour inmitten des Berufsverkehrs– der, da sie alle standen, gar kein richtiger Verkehr mehr war– nach Brooklyn war. » Wenn sie seine Mutter war, wenn er in den letzten Jahren Kontakt zu ihr gesucht hat und zu ihr gefahren ist, dann muss sie durch die Nachrichten erfahren haben, dass er nicht mehr lebt. Aber bisher hat abgesehen von Pater López niemand das Leichenschauhaus kontaktiert. Ich habe Morris extra danach gefragt. Niemand hat sich nach dem Toten erkundigt, niemand wollte ihn sehen.«
    Roarke schwieg einen Moment. » Ich habe selber eine halbe Ewigkeit darüber nachgedacht, ob ich meine Familie in Irland kontaktieren soll. Habe die Schwester meiner Mutter und die anderen überprüft und aus der Distanz beobachtet. Gemeldet habe ich

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