Im Netz der Meister 2
er sprach leise und fast monoton. »Sie ist schön, und sie hat keine Kohle. Wenn du wüsstest, wie sie mit ihren Kindern gehaust hat, bevor ich ihr unter die Arme gegriffen habe! Und wie sie rumlief ... billig und geschmacklos.« Er schüttelte sich. »Guck sie dir heute an. Toll gekleidet. Neue Zähne. Maniküre. Guter Friseur. Ich hab Geld. Ich kann ihr anständig was bieten, und sie kann mir viel zurückgeben.«
»Ich verstehe nicht, Leo. Was bietet sie dir? Den Beweis dafür, dass sie verheiratete Männer ins Bett kriegt? Oder vielleicht aufs Klo, oder ins Gebüsch, wer weiß schon, wo sie und Gerald jetzt sind und es treiben.«
Leo ließ seine Finger knacken und blinzelte hinter den Brillengläsern: »Viel. Sie bietet mir viel. Du musst es im D/s-Kontext sehen, Simone. Anna wird mir beichten, was sie getan hat. In allen Einzelheiten wird sie mir erzählen, was sie getrieben hat, die dreckige kleine Schlampe. Ich werd wissen, wie dein Gerald sie angefasst hat, was sie dabei gefühlt hat, woran sie gedacht hat, was sie angemacht hat, wie groß sein Pimmel ist, ob er stöhnt oder schreit, wenn er kommt. Und dann werd ich Anna ausgiebig und sehr streng für ihre Verfehlung bestrafen.«
Leo griff sich mit einer unbewussten Bewegung zwischen die Beine und drückte mit der flachen Hand fest gegen seinen Hosenschlitz. Simone lief aufs Klo, um zu kotzen.
4
Sie hatte die ganze Zeit geschwiegen. Die Arme vor der Brust verschränkt, vor Aufregung zitternd und mit tausend rasenden Gedanken saß sie neben Gerald im Auto und hörte dem Nachtprogramm von WDR 2 zu, ohne etwas zu verstehen. Simone bemühte sich, den Kopf nicht nach links zu drehen, ihn bloß nicht anzusehen. Sein Gesichtsausdruck vorhin hätte sie zur Furie werden lassen können. Und Anna, die blöde Kuh, wie sie beschissen gelächelt hatte, als sie zurückkamen.
Am Horizont tauchten die Lichter der Raffinerien von Wesseling auf und kamen rasch näher. Die Autobahn war leer, es war fast drei. Warum sagte er nichts? Er müsste ihr doch erklären, warum er stundenlang verschwunden war, er müsste ihr sagen, wo er mit Anna gewesen war und was er mit ihr gemacht hatte. Mist. Sie wollte nicht eifersüchtig sein, bloß nicht, sie hatte gar kein Recht dazu. Die Männer, mit denen sie in den letzten Jahren Affären gehabt hatte, waren für Gerald Freibrief genug. Sie hatten es ja so abgesprochen, es war abgemacht. Sie hatte nicht das Recht auf diese Gefühle, auf den Schmerz, auf das Zittern und die wütende Traurigkeit. Sie würde ihn nicht fragen, nein, das würde sie nicht tun.
Unvermittelt sagte Gerald: »Wir waren unten im Bistro und haben die ganze Zeit geredet.«
Simone drehte sich abrupt zu ihm und starrte ihn fassungslos an. Wie vertraut sein Profil ihr war. »Nur geredet?«
Gerald lachte. »Was dachtest du denn? Dass ich sie auf dem Klo vögeln würde?«
»Äh. Ja, eigentlich dachte ich das. Eure Turtelei an der Theke war ja schon ein halber Akt.«
»Ach, Unsinn. Anna ist nicht so.«
»Oh, Anna ist nicht so«, äffte Simone ihn nach. »Wie ist sie nicht?«
»Na, so, dass man sie auf dem Klo vögeln könnte. Du hast sie ja gesehen. Sie ist mehr so der Elfentyp, das Prinzesschen. Sie muss viel reden und sich in allem sehr sicher sein, sie muss wissen, dass sie ganz angenommen wird, bevor sie sich verschenkt.«
Simone kreischte: »Verschenkt? Sich verschenken? Ach Gottchen, wie romantisch. Hat sie eigentlich was anderes zwischen den Beinen, als andere Frauen? Was Besonderes? Hat sie die goldene Möse? Sag schon, hat sie?«
»Du machst mir jetzt keine Szene, weil ich nichts mit ihr hatte, oder?«
»Du musst nicht so arrogant sein, Gerald. Ich mach natürlich keine Szene, aber ich werd ja mal fragen dürfen, oder? Außerdem hat Leo mir von dem Prinzesschen was ganz anderes erzählt.«
»So?«
»Ja. Zum Beispiel, dass sie es mit jedem treibt, der sie benutzen will, dass sie Leo nachher alles genau beschreibt und dass die beiden dann eine schicke Session haben. Er schickt sie los, um sich vögeln zu lassen, sie beichtet es ihm und dafür darf er ihr den Elfenarsch versohlen. Geiler Deal, oder? Hat sie dir das nicht gesagt, die Prinzessin?«
»Meine Güte, Simone, bist du gehässig. Beruhige dich erst mal, dann reden wir weiter.«
Sie waren zu Hause angekommen. Simone knallte die Autotür und rannte wortlos ins Haus.
Im Bett rückte sie ganz nah an den Rand und zog sich die Decke bis zu den Ohren hoch. Als Gerald sich neben sie legte, tat sie,
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