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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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war, sie wusste, dass sie sich nur halbherzig um Arbeit bemüht hatte, dass sie ihre Situation vielleicht anders hätte bewältigen können. Bevor sie Luka getroffen hatte.
    Als sie bei seinem Heiratsantrag angelangt war, fragte Maurice: »Wie kam er überhaupt darauf? Was hat er genau gesagt?«
    Simone überlegte nicht lange, diese Szene konnte sie abspulen wie einen Film: »Er hat mich erst gefragt, wann ich geschieden werde, und als ich wissen wollte, warum er das gefragt habe, sagte er: Weil ich dich heiraten will.«
    Maurice sagte nichts weiter dazu. Er ließ sie weiterreden. Er stellte nicht die Fragen, die Simone erwartet hatte: Warum Luka ihr die ganze Zeit komisch vorgekommen sei, warum sie immer das Gefühl gehabt habe, da stimme etwas nicht, und warum sie vorhin trotzdem gesagt habe, dass sie ihn heiraten wolle.
    Dann atmete er hörbar ein und forderte sie auf, ihm »diese beschissene Sehnsucht« zu erklären.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab zu viel getrunken. Ich kann nicht mehr.« Sie legte die Arme auf den Tisch, bettet ihren Kopf darauf und schlief im Sitzen ein.
    Sie hörte nicht mehr, dass Maurice sagte: »Warum suchst du um jeden Preis jemanden, der deine Neigungen bedient? Warum suchst du nicht einfach nur nach dem Menschen, der zu dir passt?«

    Später dachte Simone manchmal an diese Nacht zurück. Sie konnte sich nur schemenhaft daran erinnern. Irgendwann war sie aufgewacht, weil sie aufs Klo musste. Sie wusste nicht, wo sie war. Verdutzt richtete sie sich auf und sah sich um. Das Zimmer kannte sie nicht. Sie lag unter einer Wolldecke auf einem Ledersofa, und in ihren Kniekehlen schnarchte ein haariges Tier.
    Als Simone es sah und laut schrie, schreckte es hoch, bekam zwei Gesichter und begann schrill zu kläffen. Eine Tür flog auf und ein schwarzer Riese stand in mildem Licht. »Pssst, Bubi, Lulu, pssst.«
    Dann kam der Riese langsam auf Simone zu und fragte: »Alles in Ordnung?«
    Sie sank zurück auf das Kissen. »Ach, Maurice. Du bist es. Wo bin ich?«
    Er hatte sie hinauf in seine Wohnung gebracht, nachdem sie im Restaurant am Tisch eingeschlafen war. Sie konnte sich nicht daran erinnern. Es war ihr jetzt auch egal. Sie musste pinkeln und ihr war schlecht. »Wo ist das Klo?«
    Er öffnete die Tür zur Diele und zeigte ihr das Bad. Er machte Licht und reichte ihr seinen Arm, als er sah, dass sie schwankte.
    Simone erinnerte sich später daran, dass er einen Schlafanzug getragen und sie das lustig gefunden hatte. Ob es ihr lieber gewesen wäre, hätte er nach ihrem Geschrei nackend in der Tür gestanden, hatte er gefragt und sich dann über ihr Kichern amüsiert.
    Simone konnte sich nicht sofort zwischen Kotzen und Pinkeln entscheiden. Sie setzte sich aufs Klo und kotzte dabei in die Badewanne. Sie spülte die stinkende Brühe in der Wanne mit der Brause in den Abfluss und musste fast wieder brechen, als ein paar Brocken nicht durch das Sieb rutschten und sie mit den Fingern nachhelfen musste. Dann taumelte sie zum Waschbecken und wusch sich den Mund aus. Sie nahm die Zahnpasta von der Ablage unter dem Spiegel und putzte sich mit dem Zeigefinger die Zähne. Dabei fiel ihr Blick auf eine Schale, die neben einem Parfum und einem breitzinkigen Kamm stand.
    Später sollte sie sich an die ganze Szene nur noch wie an einen verzerrten Traum erinnern, wie an einen Arte-Film in schwarz-weiß: an den Kamm, weil sie ihn benutzt hatte, um ihr mit Erbrochenem verklebtes Haar zu trennen, und an das Parfum, weil sie es sich unter die Achseln gesprüht hatte, nachdem sie dort geschnüffelt hatte. Es hatte gebrannt.
    Der breite, silberne O-Ring, der neben einer Uhr und einer Halskette mit Anhänger in der Schale zwischen Parfum und Kamm gelegen hatte, war Teil dieses Traums oder dieses Films geworden. Simone hatte ihn als Detail, als Requisit registriert, ohne seine Bedeutung zu erfassen.

17

    Die Tage zogen sich öde dahin. Erst jetzt merkte Simone, wie sehr die beiden Hunde und zuletzt die Arbeit im »Chez Maurice« ihr Leben beeinflusst hatten. Nun kam ihr jede Stunde endlos vor. Sie wartete nur auf die kurzen Momente, in denen sie mit Luka telefonierte. Er rief täglich an. Manchmal morgens um sieben, dann erst um Mitternacht, einmal mittags, einmal am frühen Abend. Sie sehnte sich danach, seine Stimme zu hören, sein Anruf war ihr Tagesziel. Luka klang vertraut und sexy, bestimmt und souverän.
    Er rief nur auf dem Festnetz an, sodass sie nicht wagte, das Haus zu verlassen. Es machte ihr

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