Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
die Pflicht, Ihre Informationen vertraulich zu behandeln. Professionalität wird bei mir großgeschrieben. Außerdem haben Sie mir nicht viel erzählt und Sie bezahlen bar. Ich habe Sie noch nie persönlich zu Gesicht bekommen und Ihre Telefonnummer ist blockiert.« Die letzte Behauptung war gelogen. Schließlich hatte das FBI am Tag zuvor in ihrem Büro Abhörgeräte installiert und Lizzy war sich ziemlich sicher, dass zu dem schwarzen Kasten neben ihrem Telefon auch eine Fangschaltung gehörte. Das rote Licht blinkte bereits. Aber das durfte sie Victor nicht sagen, da ihr sonst die dreitausendDollar durch die Lappen gingen. Sie schrieb noch immer keine schwarzen Zahlen. Und von ihrer Schwester wollte sie sich nicht noch mehr Geld leihen – abgesehen davon, dass Cathy ihr jetzt, wo sie nicht mehr miteinander redeten, ohnehin wohl nichts mehr geben würde.
Lizzy würde ihre Lieblingsstiefel darauf verwetten, dass Victor einen falschen Namen benutzte. Na wenn schon. Nachdem er sich endlich verabschiedet und aufgelegt hatte, legte sie den Hörer auf die Gabel und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
»Dieser Typ nervt ziemlich, oder?«, sagte Jessica. »Ich hab ihm gesagt, Sie wären nicht da, aber dann hat er gesagt, er würde warten … als ob er wusste, dass Sie in der Nähe sind. Glauben Sie, dass dieser Victor uns heimlich beobachtet?«
Lizzy drehte sich so schnell Richtung Fenster, dass sich dabei ihr Genick verkrampfte und die geprellten Rippen schmerzten. Sie ließ den Blick über umliegende Gebäude, Dächer und schließlich Fenster gleiten und suchte nach Anzeichen, dass sich jemand bewegte oder hinter Jalousien und Vorhängen hervorspähte.
Jessica stellte sich neben sie und starrte ebenfalls zum Fenster hinaus. »Glauben Sie wirklich, dass er da draußen ist? Sie glauben, er könnte uns beobachten, nicht wahr?« Sie kaute auf ihrer Unterlippe und zog die Augenbrauen zusammen. »Wieso wollte die Frau in dem Jeep Sie überfahren?«
»Ich habe keine Ahnung, wer sie ist, aber ich glaube nicht, dass sie die Absicht hatte, mich umzubringen. Wenn sie das wirklich gewollt hätte, wäre es ihr nicht schwergefallen.«
»Sie hatte eine Baseballkappe auf, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Lizzy. »Haben Sie sie gesehen?«
»Ja, hab ich. Ich hab sie im Café gesehen, gleich nachdem mein Bruder mich abgesetzt hat. Sie trug kein Make-up. Ich vermute, sie ist um die Vierzig.«
»Hat sonst noch jemand sie aus nächster Nähe gesehen?«
»Nur die Bedienung hinter dem Tresen. Sie sagte, die Frau mit der Baseballkappe hätte einen Kaffee Dulce de Leche mit Schokostreuseln bestellt. Sonst hat sie niemand gesehen.«
»Danke, Jessica.« Lizzy drehte ihren Stuhl wieder an den Schreibtisch und schaltete den Computer ein. »Dieselbe Frau hat gestern vor meiner Wohnung geparkt. Sie ist nicht besonders gut im Verkleiden. Es wäre schön, wenn Sie mir helfen könnten, nach ihr Ausschau zu halten, okay?«
»Wenn ich ihr Auto noch mal sehe, schreibe ich mir das Kennzeichen auf.«
»Perfekt.« Während der Computer hochfuhr, sah Lizzy Jessica an. »Wollten Sie heute den ganzen Tag bleiben?«
»Die ganze Woche, falls Sie mich brauchen.«
»Haben Sie keine Vorlesungen?«
»Nee. Ich muss erst wieder Mitte nächster Woche an die Uni.«
»Super.« Es waren zwar noch keine Frühjahrs-Semesterferien, aber da sie die Sache nichts anging, sagte Lizzy nichts weiter.
Jessica holte eine Küchenrolle von dem obersten Bücherregal an der Wand hinter Lizzys Schreibtisch. Sie gab Lizzy ein paar Papiertücher und deutete auf die Kaffeeflecken auf ihrer Jacke.
Lizzy wischte daran herum, aber der Kaffee war bereits in den Stoff eingedrungen. Sie warf die Papiertücher in den Abfalleimer und griff dann nach ihrem Rucksack auf dem Boden.
Während Jessica die Post vom Vortag durchsah, öffnete Lizzy die Vordertasche des Rucksacks und holte einen Zettel hervor. »Ich habe einen Job für Sie«, sagte sie zu Jessica. Sie legte den Zettel auf den Schreibtisch und strich ihn mit der Hand glatt. »Wir müssen alles über diese Mädchen herausfinden, was wir können.«
Jessica unterbrach ihre Arbeit, ging zu Lizzy hinüber und schaute ihr über die Schulter. Sie holte tief Luft.
»Was ist los?«, fragte Lizzy. Jessica wirkte etwas durcheinander und wurde bleich im Gesicht. Doch dann atmete sie tief durch und deutete auf den letzten Namen auf der Liste. »Ist das dieselbe Sophie Madison, die neulich als vermisst gemeldet wurde?«
Lizzy
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