Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
bedeutete ihnen mit einer Handbewegung auf den Stühlen vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. »Ich habe soeben mit dem Bruder von Betsy Raeburn gesprochen.«
Jared zog Lizzy einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. »Weiß er, wo Betsy ist?«
»Praktisch gleich um die Ecke«, sagte Jimmy. »Sie hat es fertiggebracht, in weniger als einem Jahr dreimal wegen Trunkenheit am Steuer erwischt zu werden. Jetzt sitzt sie im Bezirksgefängnis von Sacramento County.«
»Hat schon jemand mit ihr gesprochen?«
»Ich dachte mir, ihr beide könntet dort vorbeischauen, wenn ihr hier fertig seid.« Jimmy blätterte in einer Akte auf seinem Schreibtisch herum. »Sean Davis hält nicht besonders viel von seiner Schwester. Er hat mir bereitwillig erzählt, dass sie besoffen Auto fährt, solange er sich erinnern kann – auch an dem Tag, als sie Lizzy gefunden hat.«
Lizzys Blick blieb an Jimmys Armbanduhr hängen. Es war eine Rolex, und zwar eine Sea-Dweller.
»Sean Davis behauptet, Betsy hätte zugegeben, dass sie nicht genau wusste, wo sie war, als sie Lizzy aufgelesen hat«, erzählte Jimmy zu Ende.
»Lizzy?« Jared streckte die Hand nach ihr aus und berührte sie am Arm. »Das heißt, du hattest mit deiner Behauptung recht, dassdas Haus sich nicht dort befindet, wo die Polizei und das FBI die ganze Zeit gesucht haben.«
Lizzy schenkte seinen Worten keine Aufmerksamkeit, sondern konzentrierte sich einzig und allein auf Jimmys Uhr … Sie war ungewöhnlich, doch trotzdem war sie sich sicher, diese Uhr schon mal irgendwo gesehen zu haben. Aber wo? Die Antwort traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. »Kann ich mir Ihre Uhr mal genauer ansehen?«
Jimmy streifte sie vom Handgelenk und gab sie Lizzy.
»Das hat er gemeint«, sagte sie, »als er mich beschuldigt hat, ich wäre eine Diebin und würde mir Dinge aneignen, die mir nicht gehören.«
»Wer?«, fragte Jimmy.
»Der Mörder«, sagte Jared. »Der Spinnenmann.«
»Als er bei mir anrief«, erinnerte sie Jimmy und spielte mit der Uhr, »sagte er mir, ich hätte nie abhauen und fremdes Eigentum an mich nehmen dürfen. Er hat mich als Diebin beschimpft, aber bis jetzt wusste ich nicht, was er damit meinte.«
Keiner der beiden Männer sagte ein Wort.
»Er hat damit seine Uhr gemeint«, sagte sie. »Bevor mir die Flucht gelang, sah ich seine geliebte Uhr auf dem Badezimmertisch liegen. Ich hab sie genommen, bin auf den Badewannenrand gestiegen und durchs Fenster nach draußen entwischt.«
»Wo ist die Uhr jetzt?«, wollte Jimmy wissen.
»Es war eine Rolex, die dieser hier sehr ähnelt«, begann sie von Neuem und überlegte, was sie nach ihrer Flucht mit der Uhr gemacht hatte. »Ich hab den Spinnenmann nie ohne seine Uhr gesehen. Er hat sie ständig angefasst, wie ein Haustier.« Sie schloss die Augen. »Vor ein paar Nächten hatte ich einen Traum. Ich war gerade dabei zu fliehen und bin aus dem Fenster gestürzt. Ich musste mich aus dem Gebüsch befreien, auf das ich gefallen war. Ich habe geblutet, aber das war mir egal. Ich wollte … ich musste weg. Ich bin dann so schnell gerannt, wie ich konnte. Ich kann mich erinnern, dass die Uhr an meinen Arm baumelte.« Sie rieb sich die Schläfen und dachte angestrengt nach. »Ich hatte Angst,ich könnte die Uhr verlieren, weil ich so dünn geworden war.« Sie überlegte, warum sie sich überhaupt darüber Sorgen gemacht hatte, und dann erinnerte sie sich wieder an das Triumphgefühl, das sie empfand, als sie die Uhr an sich gerissen hatte … in dem Bewusstsein, ihm etwas Wertvolles genommen zu haben … etwas, von dem sie wusste, dass es ihm viel bedeutete.
»Denk in Ruhe nach«, sagte Jared zu ihr.
Sie erinnerte sich wieder daran, dass sie die Straße entlanglief und den Lieferwagen einer Textilreinigung vor einem Haus parken sah. Dabei fiel ihr Betsy Raeburn auf, die gerade in Plastik verpackte Wäsche an die Eingangstür hängte. Lizzy rief ihr etwas zu und packte die Frau am Zipfel ihrer Jacke, als sie gerade zu ihrem Lieferwagen ging. Betsy war freundlich und gab sich Mühe, Lizzy zu beruhigen. Als Lizzy dann im Lieferwagen saß, nahm Betsy die Uhr an sich.
Lizzys Herz raste und sie öffnete die Augen. »Betsy hat mir gesagt, sie würde die Uhr für mich aufbewahren. Sie hat sie eingesteckt und mir versichert, dass sie bei ihr gut aufgehoben wäre.«
»Sieht so aus, als hätten wir jetzt einen weiteren Grund, Betsy Raeburn einen Besuch abzustatten«, sagte Jimmy.
Jareds Handy klingelte. Er klappte es auf
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