Im Netz des Teufels
jetzt eine Höhe von 245 Millionen Dollar erreicht habe und dass es diesen zu knacken gelte. Aus unerfindlichem Grund lief der Flachbildschirm auf der Kommode plötzlich. Instinktiv warf Abby einen Blick in diese Richtung, und dann wurde ihr schlagartig alles klar. Darum hatte Kolya die Hände im Nacken verschränkt. Er hielt die Fernbedienung in der Hand und versuchte, sie abzulenken. Es funktionierte. Sie wandte nur eine Sekunde den Blick ab, doch das genügte Kolya. Er rannte auf sie zu. Für einen kleinen, stämmigen Mann war er verdammt schnell.
Abby prallte gegen die Wand, hob die Waffe und drückte ab. Zwei Mal.
Es passierte nichts. Es löste sich kein Schuss. Die Waffe war leer.
Als Kolya begriff, dass er in diesem Vorstadthaus in Eden Falls, New York, nicht erschossen und getötet werden würde, verwandelte er sich in ein wildes Tier.
Eine Sekunde später stürzte er sich auf sie. »Du verdammte Fotze! Ich bring dich um!«
Kolya holte mit der rechten Hand aus und verpasste ihr einen kräftigen Schlag auf die Stirn. Abby prallte gegen die Kommode, worauf Parfumfläschchen zerbrachen, Fotos umfielen und der Fernseher auf den Boden stürzte. Noch bevor Abby das Gleichgewicht wiederfand, krallte Kolya eine Hand in ihr Haar und zerrte sie zum Bett. Abby schlug mit Armen und Beinen um sich und versuchte, sich zu befreien, doch er war zu stark.
»Aber vorher vögel ich dich noch richtig durch.«
Kolya warf sie aufs Bett und verpasste ihr eine zweite Ohrfeige, die noch kräftiger war. Abby spürte, dass ihr die Sinne schwanden, doch sie kämpfte weiter. Kolya zog ein kleines Taschenmesser aus der Tasche und schnitt ihr Kleid durch. Er riss es ihr vom Körper und warf es quer durchs Zimmer.
Benommen versuchte Abby, ihm noch einmal das Knie in den Schritt zu rammen, aber diesmal war er gewappnet. Sie sah Sterne und spürte, dass sie gleich das Bewusstsein verlor. Gleichzeitig schmeckte sie Blut im Mund.
Kolya beugte sich zurück und zog den Reißverschluss seiner Hose auf. Er hatte eine Erektion. »Jetzt zeig ich’s dir, du Schlampe.« Er schnitt ihren BH und den Slip durch und legte sich auf sie, während er eine Hand in ihr Haar krallte. Abby wehrte sich nach Kräften, hatte gegen ihn aber keine Chance.
Kolya spreizte mit der freien Hand ihre Beine und schob sich mit seinem schweren Körper dazwischen. »Es wird dir gefallen, Frau Staatsanwältin. Zu schade, dass du deinen Freundinnen nichts mehr davon erzählen kannst.«
Als Abby spürte, dass die Welt ringsherum versank, hörte sie auf dem Bett neben sich ein Klicken. Es hörte sich an, als wäre etwas von der Decke gefallen, aber sie wusste nicht, was es war.
Kolya verharrte kurz reglos und schaute an die Decke und dann aufs Bett. Dort lagen fünf kleinkalibrige Kugeln. Kolya sah Abby in die Augen und wusste Bescheid.
Ehe er reagieren konnte, drang ein gurgelnder, animalischer Laut aus seiner Kehle. Plötzlich lief eine warme, ekelhafte Flüssigkeit über Abbys Gesicht. Ein Teil davon sickerte ihr in die Nase und in den Mund. Ihr wurde speiübel, und ihr Kopf begann zu pochen, doch sie erlangte das Bewusstsein zurück. Ihre Welt war leuchtend rot.
Es war Blut. Ihr ganzes Gesicht war davon bedeckt.
In ihrer Benommenheit glaubte Abby, es sei ihr eigenes Blut. Doch dann glitt ihr Blick zu Kolya, und sie sah sein erstarrtes, schmerzverzerrtes Gesicht und seine angespannten Nackenmuskeln. Aus seiner Kehle ragte etwas heraus, etwas Flaches, Silbernes. Kolya brach zitternd auf ihr zusammen, und Abby erblickte die verschwommenen Umrisse eines Mannes vor dem Bett.
Es war Aleks. Er hatte Kolya von hinten erstochen, und jetzt lag der im Todeskampf zuckende Mann auf ihr. Aleks beugte sich hinunter und zog das lange Messer, das im Nacken steckte, heraus.
»Nein!« , schrie Abby.
Mit letzter Kraft stieß sie Kolya von ihrem Körper herunter. Er rollte aufs Bett und dann auf den Boden, woraufhin beides blutgetränkt war.
»Was haben Sie getan?«
Abby richtete sich mühsam auf. Alles drehte sich vor ihren Augen. Sie riss ein Kopfkissen vom Bett, presste es zusammen und drückte es auf das Loch in Kolyas Kehle. Aus der Wunde strömte Blut und tropfte auf den Boden unter Kolyas Kopf. Sein Körper zuckte ein Mal und ein zweites Mal und blieb dann reglos liegen. Abby drückte das Kissen noch immer auf die Wunde, aber es war zu spät. Er war tot.
Sie warf Aleks einen Blick zu. Er stand in der Tür zum Schlafzimmer. Sein Gesicht war ausdruckslos. Keine Wut, keine
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