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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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einen gewissen Viktor Harkov?«
    Abby schlug eine Hand vor den Mund und versuchte, den leisen Schrei zu unterdrücken. Es gelang ihr nicht. Sie stand kurz davor, alles herauszusprudeln, und sie schien nichts dagegen tun zu können. Abby hatte noch den Geruch des toten Mannes in der Nase, der auf ihr gelegen hatte, und sie schmeckte noch das Blut. Sie beugte sich vor und flüsterte: »Sie müssen uns helfen. Er ist hier. Hier im Haus.«
    »Wer ist hier?«
    In diesem Augenblick sah Abby, dass sich der Frau jemand von hinten näherte. Die graue Silhouette an der Wand bewegte sich blitzschnell auf die Polizistin zu. Es war Aleks. Er hielt Abbys.25-Halbautomatik in der Hand. Abby zweifelte nicht daran, dass er sie wieder geladen hatte.
    Sie schaute der Polizistin über die Schulter. »Nein!«
    Powell begriff und wirbelte herum.

    Ehe Detective Desiree Powell sich ganz umgedreht hatte, sah sie das blassgelbe Mündungsfeuer und hörte drei schnelle Schüsse. Sie hatte das Gefühl, ein Pferd hätte ihr in die Seite getreten. Unerträgliche Schmerzen schossen durch ihren Körper. Sie bekam keine Luft mehr und spürte, dass sie nach hinten kippte.
    Powell schlug hart auf dem Boden auf. Eine eisige Kälte drang in ihre schmerzende Brust, und sie spürte die Beine nicht mehr. Sie schaute an die Decke. Das Muster des getüpfelten Anstrichs begann sich zu drehen und verschmolz zu einer Traumlandschaft von Dalí.
    Einen kurzen Augenblick roch sie das Meer. Sie hörte, wie sich die Wellen am Strand von Montego Bay brachen, und sie hörte den unverkennbaren Klang der Steel Drum.
    Dann versank sie in der Dunkelheit einer tiefen Nacht.
    Lucien , dachte sie, als das Licht schwand. Du hattest unrecht, mein Schatz.
    Ich habe sie gehört .

    Aleks beugte sich über die Frau. Abby brach in der Ecke des Zimmers zusammen. Kolya zu töten war eine Sache. Er hatte ihm von Anfang an mehr Schaden als Nutzen gebracht. Niemand wusste, wo Kolya war oder wo er vermutet wurde. Niemand würde ihn suchen.
    Bei einer Polizistin sah die Sache vollkommen anders aus. Sogar in Estland tötete man keine Polizistin, wenn es sich vermeiden ließ. Wenn sich irgendwo eine Polizistin aufhielt, waren die anderen nicht weit, und es würde nicht lange dauern, bis noch mehr hier auftauchten. Die Polizistin hatte Viktor Harkov erwähnt. Sie würden schnell die Verbindung zu den vermissten Mädchen herstellen, sich vielleicht den Film der Überwachungskameras des Postamtes anschauen und ihn zusammen mit Anna und Marya sehen. Wenn das geschah, würden sie ihn suchen. Er musste hier weg.
    Aleks zog die Handschellen und die Schlüssel vom Gürtel der Polizistin.
    Sie würden sofort aufbrechen.

43. Kapitel

    Michael parkte den blauen Ford auf der Creekside Lane. Etwa eine Meile von seinem Haus entfernt hatte er angehalten. Er war von der Straße abgebogen und in das Waldstück gefahren, wo einst ein Campingplatz gewesen war. Er ließ Omar Cantwell dort zurück und bedeckte ihn mit Blättern und Erde. Der Mann lebte noch.

    Als Michael über eines der unbebauten Grundstücke in dem neu erschlossenen Gebiet südlich seines Hauses lief, sah er einen Mann, den er flüchtig kannte. Er wusste nur, dass er Nathan hieß. Nathan und seine Frau waren erst vor wenigen Wochen hierhergezogen. Michael winkte; Nathan winkte zurück.
    An Michaels schnellen Schritten erkannte Nathan, dass er heute nicht stehen bleiben und mit ihm plaudern würde. Als Staatsanwalt wusste Michael sehr wohl, dass alles, was heute geschah, und alles, was heute noch geschehen würde, in einen zeitlichen Kontext, eine Abfolge von Eindrücken, Fakten, Vermutungen und Interpretationen eingeordnet werden würde. Und letztendlich würde auch alles in die Zeugenaussagen eingehen.
    Ich habe auf dem Parkplatz des Motels mit Mr Roman gesprochen , würde der Polizist sagen. Er wirkte sehr aufgeregt.
    Ich habe ihn in dem Waldstück gesehen , würde Nathan sagen.
    Kurz darauf kam Michael oben auf dem Hügel an. Er war nur wenige Meter von der Grenze ihres Grundstücks auf der Rückseite des Hauses entfernt. Das Adrenalin strömte durch seine Adern. Er versuchte, die grausamen Vorstellungen dessen, was geschehen sein und was er vorfinden könnte, aus seinem Kopf zu verdrängen.
    Wenn Sie hierherkommen, Mr Roman, werden Sie im Blut Ihrer Familie ertrinken.
    Die Rückseite des Hauses bot keine Hinweise. Michael sah nur Abbys Auto in der Einfahrt. Das bedeutete aber nicht, dass hier keine anderen Autos standen. Etwa sieben

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