Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
Vom Netzwerk:
den Hügel hinunter. An einer schmalen Stelle durchquerten sie den Bach, und Michael rutschte auf seinen lederbesohlten Schuhen beinahe auf einem glitschigen Stein aus. Als er durch das flache Wasser watete, fand er das Gleichgewicht wieder. Michael war sicher, schnelle Schritte, das Knacken von Ästen und das Rascheln von Laub hinter sich zu hören, doch er lief weiter.
    Wenige Minuten später erreichten sie die Rückseite des Meisner-Grundstücks. Michael setzte Charlotte ab, und gemeinsam liefen sie durch den Garten. Sie erreichten die Veranda hinter dem Haus und die Schiebetür. Michael schlug gegen die Glasscheibe. Kurz darauf betrat Zoe das Esszimmer und starrte sie an. Einen kurzen Augenblick schien es so, als wüsste sie nicht, wer Michael war, doch dann erkannte sie ihn. Sie durchquerte das Zimmer und schob die Glastür auf.
    »Michael«, sagte sie. »Schön, Sie zu sehen.«
    Zoe Meisner war Mitte sechzig und verwitwet. Sie lebte für ihren Garten, ihren Hund und für Wohltätigkeitsveranstaltungen. In dieser Reihenfolge.
    Shasta, ein großer blonder Labrador, sprang ins Zimmer. Als er das Ende des Wohnzimmerteppichs erreichte, hatte der gut genährte Hund so viel Schwung, dass er über die Steinfliesen in der Diele rutschte und kaum das Gleichgewicht halten konnte. Ehe er Charlotte über den Haufen rannte, kam er zum Stehen.
    Er wedelte mit dem Schwanz und leckte Charlottes Gesicht. Charlotte kicherte, und Michael fiel ein Stein vom Herzen. Das Lachen seiner Tochter klang wie Musik in seinen Ohren. Er hatte schon befürchtet, es niemals wieder zu hören.
    Michael schnappte nach Luft und täuschte Gelassenheit vor. »Hm, Zoe, ich wollte Sie fragen, ob Sie mir einen Gefallen tun können.«
    »Natürlich«, sagte sie. »Kommen Sie doch rein. Möchten Sie vielleicht ein Tässchen Tee?«
    »Nein. Nein danke. Könnten Sie vielleicht kurz auf Charlotte aufpassen?«
    Zoe musterte ihn. Offenbar fielen ihr erst jetzt die sonderbare Kleidung und der Dreck und Schlamm an den Aufschlägen der braunen Golfhose auf, die Michael unbewusst alle paar Sekunden hochzog. Er hoffte, dass die Waffe, die unter dem Hosenbund steckte, nicht herunterrutschte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Zoe.
    »Ja«, erwiderte Michael. »Es ist einfach ein verrückter Tag.«
    Zoe Meisner war nicht nur die Expertin dieser Wohnsiedlung für alle Fragen rund um den Garten, sondern auch die Umschlagzentrale für Nachbarschaftstratsch. Sie musterte Michael skeptisch. Dann wanderte ihr Blick zu Charlotte, die eifrig den Hund streichelte.
    »Natürlich«, sagte sie.
    »Es dauert nicht lange«, versprach Michael, der schon auf die Tür zusteuerte.
    »Kein Problem«, sagte Zoe. »Lassen Sie sich Zeit.«
    Michael durchquerte den Garten und stieg den Hügel wieder hinauf.

    Als Michael das Haus erreichte, hielt sich niemand mehr im Garten auf. Diesmal näherte er sich von der südlichen Grenze des Grundstücks, dem Bereich hinter dem Schuppen und der Garage, von wo aus er einen Blick auf den Seiteneingang hatte. Er sah niemanden. Er spähte auf die Fenster. Die Vorhänge vor dem großen Panoramafenster auf der Rückseite des Hauses waren zugezogen und die Jalousien vor dem Küchenfenster über der Spüle heruntergelassen. Michael sah kein Licht und keine Schatten. Die Lamellenvorhänge, die vor der Glasschiebetür hingen, waren nur halb zugezogen. Er spähte zur Seite des Hauses. Um sehen zu können, ob Abbys Auto oder ein anderer Wagen in der Einfahrt stand, musste er den Garten durchqueren. Der Garten war von jedem Fenster auf der Rückseite des Hauses einsehbar.
    Michael rang nach Atem und versuchte, sich zu beruhigen. Einen winzigen Augenblick lang konnte er sich nicht mehr an den Schnitt seines eigenen Hauses erinnern. Er war blockiert.
    Außerdem wusste er nicht, wie viele Personen sich im Haus aufhielten. Er wusste nicht, ob Aleks und Kolya die Einzigen waren, die ihnen das antaten. Aber er wusste, dass er nicht länger warten konnte.
    Michael schlich zur nördlichen Grenze des Grundstücks und dann an der Seite des Hauses entlang. Vorsichtig näherte er sich dem Fenster des Raumes im Erdgeschoss, den sie als Arbeitszimmer nutzten. Dort hielt sich niemand auf.
    Langsam bog er um die Ecke, ging an der Rückseite des Hauses entlang bis zur Glastür, schob sie auf und zog die Waffe. Doch dann überlegte er es sich anders und steckte sie wieder unter den Hosenbund der Golfhose. Er betrat das Haus.
    In der Küche war auch niemand. Auf dem Tisch standen

Weitere Kostenlose Bücher