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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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die Welt der Pflegeprodukte entdeckt hatten, wurde das Baden immer mehr zu einer wahren Tortur. Sie musste ihnen auch noch eine Kleinigkeit zu essen machen.
    Als sie die Erdnussbutter und die Marmelade aus dem Kühlschrank nahm, hörte sie, dass die Hintertür geöffnet und geschlossen wurde.
    »Ab in die Wanne, Kinder«, rief Abby.
    Als sie wie immer, wenn die Kinder zu ihrer Babysitterin gingen, Sandwiches schmierte, dachte Abby an ihre Schicht. Sie schnitt die Kruste von Emilys Sandwich ab. Charlotte aß die Kruste gerne. Traubenmarmelade für Emily, Erdbeermarmelade für Charlotte. Die durchgeschnittenen Sandwiches steckte sie in eine Tüte und lauschte.
    Waren die Mädchen ins Haus gekommen? Falls ja, waren sie verdächtig leise. Das konnte nur bedeuten, dass sie entweder müde waren oder etwas ausheckten.
    »Los jetzt, Kinder.«
    »Sie sind noch schöner, als ich Sie mir vorgestellt habe.«
    Abby ließ die Erdbeermarmelade fallen, als sie die Männerstimme hörte. Eine fremde Männerstimme. Sie wirbelte herum. Keine zwei Meter von ihr entfernt stand ein großer, breitschultriger Mann in einem langen Ledermantel. Er hatte ein markantes, zerfurchtes Gesicht und eine gezackte Narbe auf der linken Wange. Er bedrohte sie nicht mit einer Waffe. Stattdessen hielt er eine rote Rose in der rechten Hand.
    Allmählich dämmerte die Erkenntnis. In der Diele stand ein Fremder.
    Ein Fremder. In ihrem Haus .
    Die Mädchen.
    Abby öffnete den Mund, um zu schreien, doch es drang kein Laut über ihre Lippen. Es war, als besäße sie nicht mehr die Fähigkeit, Laute von sich zu geben. Sie rannte um den Mann herum und warf dabei einen Stuhl um. Irgendwo hinter ihr fiel noch ein Glas auf den Boden und zerbrach. Der Mann machte keine Anstalten, sie aufzuhalten.
    »Kinder?«, schrie sie.
    Sie rannte ins Wohnzimmer. Dort waren sie nicht. Sie hatte die erste Panik noch nicht überwunden, als nacktes Entsetzen in ihr aufstieg.
    »Kinder?«
    Abby schaute ins Badezimmer und ins Gästezimmer im Erdgeschoss. Sie rannte zur Hintertür und öffnete die Glasschiebetür, die zur Veranda führte. Ihr Herz schlug zum Zerspringen. Im Garten hinter dem Haus sah sie einen anderen Mann am Gartentisch sitzen. Er war jünger und hatte ein hartes Gesicht. Charlotte und Emily standen am Rande des Grundstücks. Sie umarmten sich, und in ihren Augen spiegelte sich wahnsinnige Angst. Ein paar Sekunden später stellte der Mann sich dicht hinter Abby. Er berührte sie nicht und hob nicht die Stimme. Seine Stimme war beinahe beruhigend. Er hatte einen Akzent.
    »Dieser junge Mann gehört zu mir. Vertrauen Sie mir. Ihnen und Ihrer Familie wird nichts zustoßen, wenn Sie tun, was ich sage.«
    Vertrauen Sie mir. Es hörte sich unwirklich an wie ein Satz aus einem Film. Aber Abby wusste, dass es Realität war. Alles, was sie gestern Nacht befürchtet hatte, war nun eingetreten. Und die Tatsache, dass es helllichter Tag war, machte es nicht leichter.
    »Es ist wichtig, dass Sie genau das tun, was ich sage.«
    Abby drehte sich zu ihm um. Er war wieder ein Stück zurückgetreten und stand vor der Küchentür im Flur. In Abby stieg grenzenlose Wut auf.
    »Raus aus meinem Haus !«
    Der Mann bewegte sich nicht von der Stelle.
    Die Waffe, dachte Abby. Ihr Blick wanderte zur Treppe. Sie würde es niemals schaffen, an ihm vorbeizulaufen. Sie spähte auf die Arbeitsplatte in der Küche. Dort lag die Schere. Sie schimmerte im Licht der Nachmittagssonne und forderte sie auf, nach ihr zu greifen. Abby hatte das Gefühl, sie wäre hundert Meilen von ihr entfernt.
    »Sie müssen versuchen, ruhig zu bleiben«, sagte der Mann.
    »Wer zum Teufel sind Sie, verdammt!?«, schrie Abby in schrillem Ton.
    Der Mann zuckte kurz zusammen, doch dann entspannte er sich wieder. »Mein Name ist Aleksander Savisaar.« Er schloss die Schiebetür, schob den Riegel vor und drehte sich wieder zu Abby um. »Ehe wir unsere Unterhaltung fortsetzen, möchte ich, dass Sie mir einen Gefallen tun.«
    Der Mann sprach in einem ruhigen, aber so herrischen Ton, dass Abby ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Sie erwiderte nichts.
    »Erstens möchte ich, dass Sie sich beruhigen. Wie ich bereits sagte, wird Ihnen, Ihrem Mann und Ihrem wunderschönen Haus nichts zustoßen. Würden Sie sich bitte beruhigen?«
    Abby bemühte sich, das Zittern zu unterdrücken. Sie starrte den Mann an. Seltsamerweise musste sie an den Tag denken, als ihr Bruder Wallace auf dem Spielplatz der Schule von einem Klettergerüst

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