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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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sie bloß an nichts denken musste. »Das Brett. In deiner Wohnung. Das ist nicht nur Club, was du … suchst. Richtig? Was sind diese Papiervögel und die Nachrichten? Was bedeutet das? Und der Zug, der hat gebrannt?«
    »Du meinst das Whiteboard und die Kraniche? Haben wir darüber nicht schon einmal gesprochen?«
    »Erzähle von Anfang. Ich will verstehen.«
    »Die Kraniche also.« Die Schaukel quietschte, als er sich bewegte. Es war windstill, und jedes Geräusch kam Juna umso eindringlicher vor. Für einen Moment glaubte sie, er würde nichts mehr sagen, aber dann redete er doch weiter. »Ich war gerade an Oleg rangekommen und stand kurz davor, seine Machenschaften aufzudecken. Mehr war auch nicht geplant. Der Fall schien klar. Da habe ich den ersten Kranich erhalten. Oleg hatte mich an jenem Tag zu einer Model-Party bestellt und es ist spät geworden. Erst gegen drei Uhr nachts konnte ich endlich heim. Eigentlich wollte ich nur noch ins Bett, keine Ahnung, wie ich auf den Gedanken gekommen bin, meine Mails zu checken – und da lag er, der Kranich, direkt auf meiner Tastatur. Es gab keine Einbruchsspuren, nichts deutete darauf hin, dass irgendjemand in meiner Wohnung gewesen war – außer diesem Kranich. Und ich hatte vier Stunden Zeit herauszufinden, was es damit auf sich hatte. Du hast es gelesen. Es gab Koordinaten, also bin ich hin; manchmal hinterließ Oleg nicht weniger kryptische Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter. Aber es war keines dieser Treffen, zu dem er mich sonst bestellte.«
    »Es war Zug, ja? Was ist passiert in dem Zug?«
    »Ja, der Zug.« Er schluckte. Seine Hand legte sich auf ihre Finger, er schwieg, und sie wusste, dass er dieses Schweigen brauchte. »Du zitterst«, sagte er schließlich. Dabei zitterte er selbst. Es war wirklich kalt hier draußen.
    »Erzähle das mir, bitte!«
    »Es ist keine schöne Gute-Nacht-Geschichte.«
    »Du hast gesagt einmal: Du wünschst, ich könnte vertrauen dir, weißt du das? Ich … will das auch. Ich will wissen, diese Geschichte.«
    Er drückte ihre Finger etwas fester. »Gut.« Mehr kam nicht.
    Sie wartete.
    Seine blonden Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Sie hätte ihm gern das Haar beiseite gestrichen, wagte es jedoch nicht. »Du willst das nicht sagen mir?«
    »Doch. Ich weiß nur nicht wie.«
    »Egal wie.«
    »Gut«, sagte er wieder und schwieg, sodass sie glaubte, er würde keinen Ton mehr herausbringen, aber er schaffte es doch: »Es ist dunkel. Herbstanfang. Die Uhr zeigt 06:07, und mein Atem schlägt feine Wölkchen in die Luft.
    Manchmal laufe ich auf diesen Zug zu …«
    Er hatte schon lange aufgehört zu reden, doch sie ließ seine Hand nicht los. Sie saß neben ihm, starrte ohne zu blinzeln ins Licht der Lampe, und weinte still. »Deine Katze …« Ihre Stimme versagte, als wäre ihre Kehle zu eng, um auch nur ein einziges vernünftiges Wort durchzulassen.
    »Ja. Sie hat wie ich überlebt. Und lässt sich inzwischen sogar anfassen.«
    Sie schaute auf seine Hand, die ihre Finger festhielt. »Wenn ich habe gesagt, sie ist Mistvieh, ich habe das nicht gemeint. Ich wusste nicht, warum …« Sie musste nach Luft schnappen und unterdrückte ein Schluchzen.
    Sein Daumen strich über ihren Handrücken. »Ich werde es ihr ausrichten.«
    »Und Junge? Was ist passiert mit ihm?«
    Er ließ ihre Hand aus seiner gleiten und stand auf. Die Schaukel wiegte sich ein paar Mal hin und her, bis der Schwung abgeklungen war. »Die Kugel ging einfach durch mich durch und erwischte ihn am Hals. Er hat nicht die geringste Chance gehabt.«
    »Deshalb willst du Pawel? Weil er hat getötet den Jungen?«
    »Ich habe nicht wirklich gut sehen können, wer geschossen hat. In deiner SMS hast du geschrieben, dass er für Terroristen arbeitet.«
    »Er hat gesagt. Der Zug – ein wenig Spaß mit Mädchen. Er hat gesagt von Richter und Murtas, das war der Name, Murtas – frei.« Sie schnaubte und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ergaben ihre Worte überhaupt irgendeinen Sinn? »Wenn das war Pawel, du kannst ihn nicht … eh …«
    »Überführen? Nein. Was ich habe, sind nur ein paar sehr vage Indizien. Ach was. Im Grunde nicht einmal das.«
    Sie rutschte von der Schaukel und trat neben ihn. »Pyschka hat gesagt, das war Pawel! Heute! Er hat sie mitgebracht zu dem Haus. Er wollte sie benutzen, weil sie ist meine Freundin und die Wache reinlässt sie.«
    »Pawel hat diese Leute umgebracht?«
    »Hat Pyschka gesagt, ja. Sie hat geschafft, von Pawel weglaufen, oder sie …«

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