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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Der Rest kam nicht über ihre Lippen. Wie viel Glück ihre Pyschka gehabt hatte, realisierte sie erst jetzt.
    »Meinst du, sie wäre bereit auszusagen?«
    »Aussagen?«
    »Vor Gericht. Dann würde er zumindest mit dem Mord an deinem Vater nicht davonkommen.« Er rieb sich die Lider. »Was ich nicht verstehe, ist, warum der Tod der Krähe Pawel so wichtig ist, wenn es nicht um die Machtverhältnisse der Mafia geht.«
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Mein Vater war nicht die Krähe .«
    »Was?«
    »Er hat mir was gegeben und gesagt, ich muss finden die Krähe und …«
    »Und du glaubst ihm?«
    »Ja.« Es war schwer zu erklären, ihr Verhältnis zu ihrem Taiji-Lehrer. Sie glaubte ihm jedes Wort. Und ihr Nick – er glaubte anscheinend ihr.
    »Aber wer ist dann die Krähe ?«
    »Komm.« Entschlossen zog sie ihn mit sich. »Komm, ich zeige dir.«
    Der Schuh steckte noch im Spalt. Sie war froh, in die Wärme des Hauses einzutauchen, schloss die Tür und führte ihn ins Schlafzimmer. Dort holte sie das Album unter der Matratze hervor und reichte es ihm.
    Nick setzte sich neben sie auf die Bettkante. Gemeinsam betrachteten sie die Briefmarken, die durch das weiße Einlagepapier durchschimmerten. Juna dachte an die Geschichte ihrer Oma über eine kostbare Briefmarke, die ihre Eltern zusammengeführt hatte. War nicht ein Vogel darauf gewesen? Eine Krähe vielleicht?
    »Ich denke, ich weiß was.« Sie nahm das Album an sich. Mit einem Zeigefinger fuhr sie Reihe um Reihe nach und betrachtete die Abbildungen. Viel Gagarin und eine Szene aus Nu, pogodi! Mit dem Wolf und Hasen; der Kreml in verschiedenen Ausführungen, sogar eine Samantha Smith. Unzählige Motive, aber kein einziger Vogel. Schließlich wendete sie die letzte Seite. Nichts. Vielleicht war Omas Geschichte einfach nur … eine Geschichte? Frustriert schlug sie das Album zu. Warum durfte in ihrer Familie nichts einfach sein? Sie kam sich vor wie der Märchenheld Fedot, dem der Zar einst befahl: Geh hin – ich weiß nicht wohin. Bring das – ich weiß nicht was.
    Nick nahm ihr das Album aus den Händen und legte es auf den Nachttisch. »Es ist schon spät. Du solltest jetzt ein bisschen schlafen. Morgen fällt uns bestimmt etwas ein.«
    Er wollte aufstehen, doch sie hielt ihn zurück. »Bleibe bei mir diese Nacht, bitte. Ich will heute nicht sein allein.«
    Er umarmte sie, neigte den Kopf zu ihr und sie fühlte seine Lippen an ihrem Ohr. »Du musst dich doch ausruhen. Und meine Anwesenheit ist dafür vielleicht nicht gerade förderlich.«
    »Ich bleibe brav. Und anständig.« Sie schmiegte sich an ihn, erschöpft wie von einer viel zu langen Reise. »Ehrlich.«
    Behutsam hob er ihr Gesicht etwas an und küsste sie auf die Lippen. Vorsichtig, als erwarte er jeden Moment, dass sie ihn fortstoßen würde. »Ich schlafe nicht unbedingt … ruhig. Manchmal träume ich vom Zug, und ich möchte dich nicht erschrecken.«
    »Wir probieren einfach, ja?« Sie zog ihn auf das Bett, legte sich gleich im Bademantel auf die Seite und spürte, wie er näher an sie heranrückte und einen Arm um sie legte. Sie rutschte ein wenig hin und her, bis sie eine bequeme Position gefunden hatte. Ihr Po schmiegte sich an seinen Schoß. Sie machte die Augen zu.
    »Ich bleibe bei dir, bist du eingeschlafen bist«, flüsterte er in ihr Haar. »Was denkst du?«
    Dass es eine ganz, ganz blöde Idee war, dir zu versprechen, brav zu sein.

24
    Mühsam öffnete sie die Lider und blinzelte ins Tageslicht, das unangenehm grell und erbarmungslos ihren davonziehenden Träumen nachjagte. Das Gefühl der Geborgenheit wich dem Realitätssinn, sie stöhnte in ihr Kissen und kniff zum letzten Mal die Augen zusammen. Jetzt bloß über nichts nachdenken! Im Hier und Jetzt bleiben. Nichts anzweifeln, um es mit den Gedanken zu zermalmen; kein Blick zurück auf den Tod und das Erlittene.
    Die Sonne schien ungehindert durch die Spitzenvorhänge und machte besonders den Kakteen viel Freude, die wie eine Reihe kleiner Soldaten auf der Fensterbank standen. Wie ein Kaktus fühlte sich Juna auch, morgens fast immer, und als sie ihren merkwürdig verrenkten Arm unter ihrem Kopf hervorgezogen hatte, begann er zu piksen, als hätte sie auch neben einem geschlafen. Sie streckte ihren Körper bis in die Zehenspitzen und dachte daran, dass sie gestern viel zu schnell eingeschlafen war. Noch bevor sie seine Nähe wirklich genießen konnte. Die Gedanken an seine Berührungen füllten sie mit wohliger Bettwärme, und sie

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