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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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bei euch?«
    Hatten Dshanans Leute auf sie gewartet?
    »Alles okay?«, rief Marc noch eindringlicher.
    Sie stöhnte. »Ja …«
    Nicks Arm lag über ihr, wie um sie zu schützen. Sie hörte seinen Atem. Aber er rührte sich nicht. Mit einer bebenden Hand tastete sie nach ihm. Ihre Finger strichen über seine Schulter, den Rücken entlang – erspürten etwas Warmes und Klebriges. »Nick!«
    Mühsam richtete sie sich auf und betrachtete entsetzt ihre Hand. An ihren Fingern klebte sein Blut.
    Der Schuss! Er hatte sie mit seinem Körper verdeckt.
    »Marc!«, schrie sie.
    Er war sofort da. Stumm hielt sie ihm ihre Hand entgegen. Ein Tropfen Blut kroch ihren Mittelfinger hinunter. »Er … er …«
    Er kann nicht aufstehen – und sie konnte keinen Ton herausbringen. Als wäre alles in ihr verstummt.
    »Scheiße!« Marc entledigte sich seines T-Shirts und presste das Knäuel gegen die Wunde. »Hier. Drücken. Ganz fest.«
    Sie drückte. Ganz fest. Irgendwo fand sie noch Kraft, für Nick musste sie es schaffen. Vorsichtig ließ Marc los und zog sein Handy heraus. Sie hörte ihn telefonieren. Kurze, präzise Sätze wie vom Reißbrett.
    »Nick. Nick«, wisperte sie.
    Seine Lider flackerten, aber er sah sie nicht an. »Wird schon …« Sie hatte ihn kaum gehört. Er selbst schien immer mehr zu verschwinden, sein Gesicht wurde blasser, die Lippen – bläulich.
    Er atmete noch. Mit einer Hand hielt sie seine Finger fest, während sie mit dem Handballen der anderen gegen seine Wunde drückte, ganz egal, wie weh ihr der gebrochene Finger tat. Alles wird gut. Das hatte er gesagt. Es ihr versprochen!
    »Der Krankenwagen ist gleich da.« Marc kniete sich nieder und legte Nick zwei Finger auf den Hals.
    »Gut?«, fragte sie.
    Er antwortete nicht.
    »Was können wir machen mehr? Marc?«
    »Drück einfach fest zu, damit er nicht so viel Blut verliert.«
    »Krankenwagen …«
    »Ja, er ist gleich da. Er ist gleich da.« Er beugte sich tiefer. »Danny? Danny! Hörst du? Der Krankenwagen ist gleich da.«
    Seine Finger glitten aus ihrer Hand. Sie hörte ihre hohe, dünne Stimme, die in ihrer Kehle vibrierte und seinen Namen rief. Danny. Immer wieder. Danny. Und: Ich liebe dich.

32
    Es fühlte sich an, als hätte sich ein Teil von ihr von ihrem Körper gelöst. Als würde Juna neben sich stehen und zusehen, wie sie in der schwarzen, eisigen Kälte des Flusses versank.
    Die Sanitäter brachten ihn in den Wagen, während Marc Juna zu einem Notarzt dirigierte, der ihr in die Augen leuchtete, ihren Blutdruck maß und ihren gefühllosen Körper abtastete.
    Man fuhr sie in ein Krankenhaus, wo Ärzte und Krankenschwestern sich weiter um diesen Körper kümmerten. Sie fragte nach Danny, doch keiner sagte ihr etwas. Sie wollte aufstehen und wurde zurückgehalten, ihr Finger bekam eine Gipsschiene. Vielleicht wurden ihr auch Beruhigungsmittel verabreicht, denn schon bald wurde sie schläfrig, und es fiel ihr zunehmend schwerer, die Augen offenzuhalten.
    Als sie aufwachte, war es hell. Das Zimmer sah aus wie in einem Hotel – mit einem Flachbildfernseher und impressionistischen Bildern in Pastelltönen an der Wand. Rechts neben ihr stand ein weiteres Bett, das mit einer dünnen Plastikfolie bezogen worden war. Hier wurde man gern gesund. Einmal hatte sie ihre Oma im Krankenhaus besuchen müssen – so ein Zimmer wäre der alten Dame vielleicht dann zugeteilt worden, wenn Juna dem Chefarzt außer einem teuren Cognac und einer exquisiten Schachtel Pralinen noch einen dicken Batzen Dollarscheine in die Hand gedrückt hätte.
    Es klopfte, eine Putzfrau kam herein. Flink wie eine Fee aus der Zwischenwelt huschte sie mit einem Wischmopp über den Boden und leerte die Mülleimer. Die Folie an dem leeren Bett raschelte zum Abschied, als sie wieder verschwand.
    Juna wollte aufstehen, doch in ihrem Kopf drehte sich alles, und so ließ sie sich zurück auf das Kissen fallen. Bald kam eine Krankenschwester, die viel, sehr viel lächelte. So, als freute sie sich tatsächlich, Juna zum Klo begleiten zu dürfen. Bevor sie wieder ging, stellte sie das Fenster auf Kipp, damit das frühlingsfrohe Vogelgezwitscher die Stille des Krankenzimmers vertreiben konnte. Der Hochnebel würde noch im Verlauf des Vormittags fortziehen, beteuerte sie, sagte, dass es um zwölf Uhr Mittagessen geben würde und erkundigte sich, ob sie noch etwas tun könnte.
    Zwei Stunden später erschien der Arzt. Das meiste verstand Juna nicht, nur, dass soweit alles gut war, sie jedoch für ein

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