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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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seiner Freundin. Er trug nichts außer einer Jeans, womit er seine gut gebaute, kräftige Statur zur Schau stellte. Juna schaute zu der jungen Frau, dann wieder zu ihm. In den Blicken, die diese beiden einander zuwarfen und in den unscheinbaren Gesten schwang ein tiefer Frieden mit. Das war es also, was sie bei all ihren Affären vermisst hatte. Dieses Gefühl, in der Gegenwart des anderen vollkommen eins mit sich zu sein. Leah und Kay, Juna und … das ›und‹ eben.
    »Nick!« Der Mann schien sichtlich erfreut zu sein. »Schön, dass du unserer Einladung zum Kaffeetrinken endlich gefolgt bist – nach wie vielen Monaten?«
    »Ich bin eben kein spontaner Typ.«
    »Ich fürchte, wir haben im Moment nicht einmal Kuchen.«
    »Kein Problem. Ich habe ein großes Vertrauen in deinen Kühlschrank. Wir haben noch nichts gegessen.«
    »Okay. Mein Kühlschrank steht dir zu Diensten. Sagst du mir auch, was los ist?«
    »Eher nicht.« Nick zwinkerte ihm zu. »Sonst müsste ich dich nachher töten.«
    Er wirkte so anders bei diesem Geplänkel. Ein bisschen unecht. Als machte er es sich zum Ziel, die heile Welt, die mit seiner Erscheinung aus den Fugen zu geraten drohte, doch noch zusammenzuhalten. Jeder trug Gespenster mit sich herum. Die seinen hatten anscheinend zu dieser hübschen Wohnung keinen Zutritt.
    Leah begann, mit der Kaffeemaschine herumzuhantieren. Sie mahlte die Kaffeebohnen in einer Handmühle, was Juna unweigerlich an Zuhause erinnerte. An die raren Momente zu dritt. In Moshajsk, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Moskau, hatten sie keine elektrische Kaffeemaschine gehabt, nur Omas alten, verbeulten Kaffeekocher aus Aluminium. Die Mutter mahlte die Bohnen, die Oma brachte das Wasser. Das Pulver wurde in einen zylinderförmigen Behälter am Ende eines langen Röhrchens geschüttet. Beim Kochen stieg das Wasser das Röhrchen hoch und brühte den Kaffee auf. Wenn die Oma ihn in die Porzellantassen einschenkte, schwammen immer Krümel des Pulvers darin herum.
    »Eigentlich sind wir auf der Suche nach ein paar Klamotten«, wandte Nick ein. »Keine leichte Aufgabe um diese Uhrzeit am Sonntag.«
    »Ah ja.« Der Mann stützte sich mit einer Hand an der Lehne des Sofas ab. »Das klingt tatsächlich verdächtig nach ›Keine Fragen‹.«
    »So ist es. Keine Fragen.« Nick grinste, doch die Schwermut wich nicht aus seinen Augen, obwohl seine Haltung etwas anderes suggerierte. »Aber Klamotten für meine Freundin – das hätte was.«
    »Ich will gar nicht genau wissen, was ihr angestellt habt, dass … deine Freundin jetzt nichts anzuziehen hat. Wobei …«, er sah an sich herunter, »ich vielleicht auch etwas salonfähiger aussehen könnte.« Er verschwand in einem der Zimmer.
    Juna betrachtete Nicks Gesicht, das jetzt, ihr zugewandt, nichts mehr von der aufgesetzten Ausgelassenheit zeigte. »Denkst du, ich kann duschen hier?«, fragte sie etwas beschämt. In zerrissenem Oberteil und dreckiger Jeans und in dieser Designer-Wohnung begann ihr Kampfgeist zu schwächeln. Daran, wie sie gerade duften musste, wollte sie nicht einmal denken. Unter den gegenwärtigen Umständen hätte sie sich sogar dazu hinreißen lassen, das Parfümfläschchen ›Rotes Moskau‹ zu öffnen, das ihre Oma in der tiefsten Schublade des Schminkschrankes versteckt hielt. Und dazu gehörte schon eine gewaltige Portion Verzweiflung.
    »Das lässt sich bestimmt organisieren. Mach dir keine Sorgen. Auf Kay kann man sich verlassen.«
    Dieser kehrte auch schon zurück, dieses Mal trug er ein T-Shirt, das seine kräftigen Oberarme betonte. Mit einer ausgestreckten Hand kam er auf sie zu. »Dann lasst uns von vorne anfangen. Ich bin Kay. Freut mich, dich kennenzulernen.«
    Etwas perplex von diesem Ansturm wich sie zurück. Schüttelte man hierzulande einfach so die Hand? Man begrüßte eine Frau doch nicht mit einem kumpelhaften Handschlag!
    »Juna.« Die Jacke rutschte ihr von der Schulter, als sie ihm die Hand gab. Hastig wickelte sie sich wieder darin ein. Jetzt trat Kay ein paar Schritte zurück und sah sie vom Kopf bis Fuß an. »Leahs Sachen würden dir nicht passen. Wie groß bist du? Einsfünfundsiebzig, schätze ich?«
    Schnell stellte sie die Zahlen im Kopf um. Eins. Sieben. Fünf. Ein Meter. Siebzig Zentimeter. Plus Fünf. »Siebenundsiebzig«, korrigierte sie.
    »Oberweite, Taille, Hüftumfang?«
    Diesmal brauchte sie etwas länger. »Sechsundachtzig, einundsechzig, zweiundneunzig.« Eigentlich hätte es sich doch befremdlich anfühlen

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