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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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sollen, einem Fremden ihre Körpermaße zu verraten. Aber Kay war anders. Er erweckte den Eindruck, als würde er jeden Tag irgendwelchen wildfremden Frauen Klamotten aussuchen.
    »Idealmaße also. Das ist gut. Ich schaue, was sich da machen lässt.« Er klopfte Nick auf die Schulter und verließ die Wohnung.
    »Könnte sich Juna bei euch duschen?«, fragte Nick.
    »Natürlich.« Leah berührte Juna leicht am Arm. »Soll ich dir das Bad zeigen?«
    »Mh.« Diese zwei – Kay und Leah – schienen so einige Merkwürdigkeiten stoisch zu ertragen, auch wenn Nick eine Freundin mitbrachte und die beiden bat, sie zu waschen und anzukleiden.
    Das Bad war umwerfend. In die Decke der geräumigen Dusche waren winzige Halogenlichter eingelassen, und als Leah das Wasser angemacht hatte, regnete es – aus den unzähligen, oben angebrachten Düsen. »So, fühl dich wie zu Hause.«
    Das – wohl kaum. Juna betrachtete die farblich aufeinander abgestimmten Seifenspender und Handtücher, den Waschtisch aus schwarzem, poliertem Stein, die glänzenden Armaturen und musste an das Badezimmer daheim denken, in dem man sich die Knie an der Waschmaschine stieß, wenn man sich aufs Klo setzte.
    »Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid.«
    »Hm-hm.« Schwer vorzustellen, dass sie in diesem Palast noch irgendetwas brauchen könnte. Doch dann fiel ihr doch etwas ein. »Leah?«
    »Ja?«
    »Du kennst Nick lange?«
    »Also, ich kenne ihn nicht wirklich gut. Er ist ein Jugendfreund von Kay.« Sie sprach schnell, dann hielt sie inne und redete bewusst langsamer. »Sie waren zusammen in einer Pflegefamilie. Nick hat ihm über eine schwere Zeit hinweggeholfen.«
    »Pflegefamilie? Was ist das?«
    Leah betrachtete sie eine Weile. »Wenn die biologischen Eltern sich nicht um die Kinder kümmern können, werden sie …«
    »Weggegeben?« Konnte sich ihre Mutter auch nicht um sie kümmern? Wusste Nick, wie es war, die heißen Handflächen auf den Wangen zu spüren, dieses › Ich komme nach‹ zu hören und zu hoffen, mit ganzem Herzen zu hoffen, dass es so sein würde? »Was hat passiert mit Eltern von Nick?«
    »Das weiß ich nicht so genau.«
    War er deswegen in Olegs Kreise gelangt? Die Straße zog Kinder, die keiner haben wollte, oft in ihre Abgründe. Wer wusste schon, wo sie selbst gelandet wäre, wenn es ihre Oma nicht gegeben hätte?
    »Jedenfalls«, fuhr Leah fort, »glaube ich nicht, dass er je wirklich mit jemandem darüber gesprochen hat. Wenn schon Kay nichts Genaueres über seine Vergangenheit weiß.«
    »Sie sind gute Freunde? Sie sind so …« Schon wieder fehlten ihr Worte. Nick und Kay – die beiden gingen so vertraut miteinander um, so locker. Natürlich hatte sie Pyschka, und musste dennoch gewisse Grenzen wahren . ›Am besten, du schaffst dir einen Hamster an‹, pflegte ihre Oma zu sagen, ›wenn er stirbt, musst du nicht zu sehr weinen.‹
    »Kay würde absolut alles für ihn tun. Und ich auch. Aber er lässt kaum jemanden an sich heran.« Leah zuckte unsicher die Schultern. »Nun ja, bei dir scheint er eine Ausnahme zu machen. Das freut mich. Das freut mich wirklich. Wir haben uns Sorgen um ihn gemacht.«
    »Warum?«
    »Hat er es dir nicht erzählt? Hätte ich mir denken können. War bei Kay mal ähnlich gewesen – er konnte unglaublich gut schweigen. Nick hat Kay einmal das Leben gerettet.« Sie knetete ein Badetuch in den Händen, während ihr Blick stumpf vor sich hin starrte. »Ist in ein brennendes Haus gestürzt, um ihn aus den Flammen zu holen. Seine Narben hat er von diesem Feuer davongetragen. Mir wird fast schlecht, wenn ich sie sehe – wenn ich gewusst hätte, dass er … wenn ich ihm bloß vertraut hätte, wie Kay das immer getan hat, dann wäre vieles womöglich nicht passiert. Tja. Das mit dem Vertrauen musste ich auf die harte Tour lernen. Und jetzt … jetzt sollte ich vermutlich endlich aufhören zu reden.« Leah räusperte sich, drückte Juna das Badetuch in die Hände und hastete aus dem Bad.
    Juna streichelte den weichen, flauschigen Stoff, der nach Pfirsichen roch. Nick.
    Sie wollte ihm wirklich vertrauen.
    Wirklich.

Nick
    Drei Fenster. Zwei sind hinter den champagnerfarbenen Stores verborgen, durch die ich in den leeren Hof sehen kann. Nirgends auch nur die kleinste Regung. Entweder haben wir unsere Verfolger abgehängt oder es hat nie welche gegeben. Mit einem Ruck ziehe ich die Vorhänge zu, sicher ist sicher. Das letzte Fenster, das in der Küche, ist mit einem pergamentdünnen Rollo verdeckt. Nicht

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