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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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nichts mit den Machtspielchen russischer Krimineller zu tun? Womit dann? Internationalen Terroristen?
    Der Kerl drehte sich nach hinten und rief: »Hey, ich glaube, sie versteht überhaupt nicht, was ich von ihr will. Kennst du ein paar russische Wörter?«
    » Dostoprimetschatelnosti «, kam als Antwort aus der Fahrerkabine. »Hab’s mal von Danny gehört.«
    »Und was heißt das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das heißt keine Ahnung? Oder du hast keine Ahnung, was das heißt?«
    Als Antwort wurde etwas Undeutliches gemurmelt.
    »Dann eben nicht.«
    Sie quiekte, als seine Hand sich auf ihren Knöchel legte, aber da zog er sie schon heran und hob sie aus dem Wagen. Die Sonne blendete sie. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die plötzliche Helligkeit, doch irgendwann erkannte sie die Konturen eines Hauses. An der Wand versuchte sie ein Straßenschild zu entdecken, aber es gab nur eine Nummer: 14. In ihren ersten Tagen in Deutschland war sie mehr als verwirrt gewesen, die Straßennamen nur an den Straßenecken vorzufinden. Wie orientierte man sich nur in diesem Land, wenn man nicht gerade an einer Ecke stand? Lief man einfach in irgendeine Richtung und hoffte auf die nächste Kreuzung?
    Sie nahm die Datscha näher in Augenschein. Der kleine Garten vor dem Haus verfügte über einen gemähten Rasen, weit und breit keine Gemüsebeete, und in einem Kübel unter dem Vordach wiegten sich Fuchsien im Wind und keine Tomatenpflanzen. Sogar der Baum hinter dem Haus, der seine Krone über dem Dach ausfächerte, machte nicht den Eindruck, als wäre er in seinem Baumleben schon irgendwann auf den Gedanken gekommen, etwas Nützliches zu tragen. Wie seltsam. Sogar die Villa ihres Vaters war von Weinreben gesäumt.
    Der Sonnenbrillentyp führte sie zum Eingang, sein Komplize blieb wohl in der Fahrerkabine, denn sie konnte ihn nirgends sehen. Schon startete der Van und fuhr davon. Juna humpelte den Gehweg entlang auf ihrem heil gebliebenen Stöckelschuh. Unmöglich, so davonzulaufen.
    Aus den Fuchsien fischte der Kerl einen Schlüssel und dirigierte sie ins Haus. Während er seine Schuhe auszog und sie ordentlich an der Wandleiste abstellte, streifte sie ihr Riemchen-Ungetüm vom Fuß. Endlich. Sie richtete sich auf und wurde mit einer eingerahmten Urkunde an der Wand konfrontiert, die einem Herrn Werner Gaden den ersten Platz im Biotopfschutzwettbewerb ›Stille Wasser‹ bescheinigte. Ach nein. Biotop. Nicht Biotopf.
    Was allerdings noch weniger erklärte.
    Geschwind schob der Typ sie weiter ins Wohnzimmer, sodass sie keine Gelegenheit bekam, noch weiter über Biotope und Herrn Werner Gaden nachzudenken.
    Beim Anblick der gehäkelten Tischdeckchen, die absolut jeden freien Platz bedeckten, fragte sich Juna, ob dieser talentgesegnete Herr auch darin irgendeinen Wettbewerb gewonnen hatte. Oder noch dafür übte.
    Ihr Entführer, der auch drinnen nicht gedachte, seine Sonnenbrille abzunehmen, deutete zu einem Velourssessel. Sie setzte sich. Auf dem Fernseher hatten gleich drei goldene Maneki-neko Platz genommen und winkten ihr mit ihren Pfoten zu wie auf Ecstasy. Vielleicht sollte sie langsam anfangen, wirklich in Panik auszubrechen. Wer seine Entführungsopfer in ein solches Haus brachte, war zu allem fähig. Ihr unter den Klängen der Buranowskije Babuschki einen Finger nach dem anderen abzuschneiden zum Beispiel. Party for Everybody eben.
    Der Typ holte aus der Küche ein Glas Wasser und stellte es vor ihr auf eine Anrichte. Das Tischdeckchen darunter war weiß und bestand aus großen gehäkelten Rosen. Herr Werner Gaden hatte sich damit anscheinend besonders große Mühe gegeben.
    Ihr Entführer setzte sich auf das Sofa und holte ein Handy hervor. Juna starrte auf die Wand hinter ihm, die mit unzähligen Bilderrahmen übersät war. Unter dem Glas präsentierten sich weitere Urkunden, allerdings nicht für Werner, sondern für einen gewissen Marc Gaden: erster Platz im 100-Meter-Brustschwimmen, Fahrradprüfung 4. Klasse Grundschule, erster Platz im 50-Meter-Rückenschwimmen, 2. Platz Staffel. Sogar eine ›Ich kann Schnürsenkel binden‹-Urkunde des Kindergartens Sausewind und vier Siegerurkunden der Bundesjugendspiele waren dabei. Als sich der Typ umdrehte und ihrem Blick folgte, murmelte er etwas wie ›Ach du Scheiße‹, sprang auf die Beine, tippte sie an die Schulter und deutete auf das Sofa. Juna rührte sich nicht. Er nahm das Glas mit dem Wasser, stellte es auf einen Couchtisch, das mit dem zitronengelben Deckchen mit

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