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Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Titel: Im Palazzo sueßer Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Wilkinson
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er zuletzt auf Italienisch mit ihr gesprochen hatte.
    Ihr Zimmer war groß, hell und gemütlich eingerichtet und hatte ein angrenzendes Bad. Nach einem schnellen Blick ringsum stellte sie fest, dass jemand ihren Koffer ausgepackt hatte. Ihre Nachtwäsche und ihre Toilettenartikel lagen dort, wo sie hingehörten, und ihre Kleider hingen ordentlich in dem begehbaren Kleiderschrank. Ihre Dessous und ihr Sandelholzkästchen befanden sich in der Schublade des Schminktisches.
    Es schien, als hätte er an alles gedacht.
    Er ist ein schlauer, hinterhältiger Mistkerl, dachte Lucy grimmig, als sie ihre Zähne putzte. Dieses ganze Gerede über Janus, nur um sie wissen zu lassen, dass er sie für verlogen hielt. Und schließlich hatte er sie ertappt .
    Normalerweise waren Lügen und Betrügereien ihr zuwider, und sie war zerknirscht, dass sie sich – seit ihrer ersten Begegnung mit Michele – zweimal dazu hatte verleiten lassen. Nur aus einem dummen Impuls heraus hatte sie Michele gegenüber ihre erste Verlobung geleugnet. Aber damit hatte sie sich in eine unmögliche Lage gebracht. Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, hatte sie ihm auch noch verschwiegen, dass sie Italienisch konnte.
    Noch ist nichts verloren, versuchte Lucy, ihr Gewissen zu beruhigen. Sie hatte niemandem wehgetan. Außer sich selbst. Aber das war harmlos im Vergleich zu dem, was hätte passieren können, wenn heute Abend alles anders gelaufen wäre.
    Sie seufzte. Obwohl sie vorher gewusst hatte, dass er absichtlich nett zu ihr sein würde, hätte sie plötzlich und unerwartet die Welt vergessen und in seinem Bett landen können – wenn er nicht stopp gerufen hätte. Sogar jetzt fühlte sie sich noch so stark zu ihm hingezogen, dass sie vielleicht – sollte er an ihre Tür klopfen – nicht stark genug wäre, um diesen Mann zurückzuweisen.
    Hätte ihr vor einer Woche jemand gesagt, dass ihr so etwas passieren würde, hätte sie darüber gelacht wie über einen guten Witz. Jetzt allerdings, wo es so war, fand sie es gar nicht lustig.
    Lucy legte sich ins Bett, knipste das Licht aus und stellte sich – innerlich aufgewühlt, wie sie war – auf eine schlaflose Nacht ein. Aber schon nach kurzer Zeit fielen ihr die Augen zu …
    Ein Klopfen weckte sie wieder. Im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie war, und spähte konfus in das Dämmerlicht, bis sie plötzlich wieder klar sah.
    Sie kämpfte sich hoch, blickte auf ihre Uhr und rief: „Herein.“
    Die Tür öffnete sich, und Rosa in ihrem üblichen adretten Schwarz kam herein. „ Buon giorno, signorina .“
    „ Buon giorno, Rosa .“
    Vorsichtig stellte die Haushälterin das Tablett, das sie trug, vor Lucy auf das Bett, ehe sie die Fensterläden öffnete und die Morgensonne hereinließ.
    Lucy blinzelte. „Können Sie mir sagen, wie spät es ist, Rosa? Ich fürchte, meine Uhr ist stehen geblieben.“
    „Es ist neun Uhr dreißig, Signorina … Signor Diomede wies mich an, Ihnen seine Grüße zu übermitteln und Ihnen vorzuschlagen, den Morgen freizunehmen. Er selbst wird bis mittags außer Haus sein.“
    Lucy runzelte die Stirn. „Signor Diomede?“
    „ Si .“
    Rosa war schon an der Tür, als Lucy fragte: „Wer ist Signor Diomede?“
    Die Haushälterin wirkte verstört. „Wieso … der padrone di casa, signorina “, stieß sie hervor und ging.
    Ein paar Sekunden starrte Lucy nur verständnislos auf die geschlossene Tür und schließlich auf das Tablett. Erstaunt riss sie die Augen auf. Sie hatte Michele gesagt, dass sie immer hungrig war – und jetzt stand ein komplettes englisches Frühstück vor ihr! Kopfschüttelnd schenkte sie sich Kaffee ein und aß Rührei mit Speck, während sie noch einmal an ihre erste Begegnung mit Michele dachte. Als sie ihn nach seinem Namen fragte, hatte er unmerklich gezögert, ehe er antwortete.
    Sie seufzte. Ein weiteres Puzzleteil. Wenn sie nur alle ineinanderfügen und ein klares Bild von dem Mann bekommen könnte, der sie so faszinierte. Aber anscheinend wollte er geheimnisvoll wirken und sie damit verwirren.
    Warum?
    Lucy erschauerte plötzlich. In den letzten beiden Tagen war einiges Seltsames geschehen, und seit ihrer Ankunft in Venedig hatte sie – obwohl sie es erst jetzt eingestand – eine irgendwie dunkle Bedrohung gespürt.
    Das Klügste wäre es wohl, sie entschuldigte sich und reiste ab, ehe die zarten Bande zwischen ihr und Michele wachsen konnten …
    Der Gedanke nahm gerade Form an, als Lucy ihn verwarf. Es war schon zu spät. Sie konnte

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