Im Palazzo sueßer Geheimnisse
„Warte bitte, Michel. Ich würde gern noch einen Blick darauf werfen.“
„Ein anderes Mal“, sagte Michel, als wolle er sich nicht länger hinhalten lassen.
Lucy versuchte, den schwer fassbaren Gedanken zu greifen. Aber er schwebte fort wie ein unerreichbarer Geist und war nach einer Minute oder so wie weggewischt, als sie sich in einem fremden, eindeutig von einem Mann bewohnten Schlafraum sah.
„Das ist nicht mein Zimmer“, stieß sie hervor.
„Nein, es ist meins.“
„Aber ich … werde nicht …“
Er legte Lucy auf das Bett und warf die Krücke – nachdem er sie ihr aus der kraftlosen Hand genommen hatte – in die Ecke und setzte sich zu ihr.
Die Aufregung streckte Fangarme nach ihr aus, die ihr Herz und ihre Lungen umschlangen und so gnadenlos zusammendrückten, bis ihr Puls aussetzte und es ihr den Atem raubte.
„Was du für große Augen hast …“ Michele lächelte verstohlen und funkelte sie an, als er sich über sie beugte, um sie zu küssen.
„Dazu bin ich nicht bereit“, protestierte sie.
„Du wirst es bald sein“, versprach er heiser. Alle anderen Worte, die sie hätte sagen können, gingen verloren, als sein Mund den ihren verschloss, kosend und vorfühlend, während sich seine Hände mit raffinierter Magie und auf ihre eigene, spielerische Weise auf eine überwältigende Entdeckungsreise über den leichten Stoff ihrer Bluse und ihres Rocks begaben.
„Gib meinen Händen die Lizenz zum Lieben …“
So etwas hatte Lucy noch nie gespürt. Noch nie erlebt. Noch nie war in ihr so etwas gewesen. Solch ein Begehren. Noch nicht einmal im Traum.
Sie hatte gesagt, sie wäre nicht bereit dafür. Aber sie war es. Oh ja, sie war es! Ihr ganzes Leben hatte sie auf diesen Mann gewartet, diesen Augenblick.
Wie eine verborgene Quelle brach die Lust in ihr auf und sprudelte, bis ihre Sinne tanzten und sie sich wie berauscht fühlte.
Und plötzlich zog er sich unerklärlicherweise von ihr zurück.
Lucy protestierte ein wenig wirr und versuchte, ihn wieder an sich zu ziehen, aber er rückte demonstrativ von ihr ab, schaffte einen Zwischenraum. Einen kalten, leeren Zwischenraum.
„Was ist?“, wisperte Lucy benommen. „Was ist los?“
Michele sah verschlossen aus, und er sprach kurzatmig. „Ich muss sicher sein, dass du es wirklich willst. Dass ich deinen etwas hilflosen Zustand nicht ausnutze. Sag mir, dass du wieder auf dein Zimmer möchtest, und ich bringe dich zurück.“
Irgendwie gehorchte ihr die Zunge. „Willst du mich denn nicht?“
„Natürlich will ich dich.“ Seine Maske fiel. „Aber du musst sagen, ob du bleiben willst oder nicht. … du musst eine Entscheidung treffen, die wesentlich für dein weiteres Leben sein wird …“
Es war keine schwierige Entscheidung. „Ich will bleiben.“
Lucy hörte ihn aufatmen. Sofort war die Wärme wieder da, und eine Woge puren Glücks durchströmte ihre Adern.
Noch voll bekleidet, streckte Michele sich neben ihr aus und zog sie an sich, liebkoste Lucy mit seinen Lippen, raunte ihr ins Ohr, wie schön sie sei und wie sehr er sie begehrte, bis sie ganz weich in seinen Armen wurde und sich danach sehnte, mit ihm zu verschmelzen … als er ihr erst den Rock von der Hüfte streifte und schließlich langsam die Bluse aufknöpfte.
Weil es schneller ging und einfacher, hatte Lucy am Morgen statt BH und Höschen ihren cremefarbenen, hauchzarten Spitzenbody angezogen. Doch als sie nun Micheles Hände durch den fast transparenten Stoff auf ihren empfindsamen Brustspitzen spürte, empfand sie schnell sogar diesen Hauch von Nichts als zu viel und streifte die Träger von ihren Schultern, um auch die letzte Schranke fallen zu lassen.
Sie hörte, wie er den Atem ausstieß – und wieder zog er sich von ihr zurück.
„Michele … warum …?“
„Es ist zu früh“, murmelte er. „ Santo cielo , ich bin ein Schuft, überhaupt nur daran zu denken, dich zu verführen, wo du noch so angeschlagen bist.“
„Aber ich …“ Lucy biss sich auf die Lippe, weil sie unerfahren war, nicht wusste, wie sie ihm seine Skrupel nehmen konnte.
Weil es ihr zu peinlich war zuzugeben, dass sie mit ihm schlafen wollte – ob sie nun angeschlagen war oder nicht. Und weil sie die drohenden Tränen zurückhalten wollte …
Auf einen Ellbogen gestützt, berührte Michele mit der anderen Hand zärtlich ihre Wange. „Es tut mir leid, Lucy. Ich hätte die Dinge nicht so überstürzen sollen.“ Er sank wieder in die Kissen und zog sie an sich, hielt sie, als
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