Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
den Tresen. Dann entschloss er sich ganz offensichtlich, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war.
»Also, Regan, treffen wir uns in meinem Büro, sodass wir mein Angebot offiziell machen können?«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Wenn es um geschäftliche Angelegenheiten geht, meine ich es immer ernst«, versicherte er ihr. »Rufen Sie die Nummer an, die auf der Karte steht, dann trifft meine Sekretärin die nötigen Vorbereitungen.«
Charles nickte mit dem silberhaarigen Kopf, drehte sich um und steuerte auf die Kneipentür zu.
Regan beobachtete, wie er durch die Tür verschwand, und umklammerte die Visitenkarte, während sie zu entscheiden versuchte, was sie fühlte.
Natürlich fühlte sie sich überrascht. Sie hätte nie zu träumen gewagt, dass ihre dahingeworfenen Zeichnungen irgendetwas wert sein könnten, ganz zu schweigen von einem kleinen Vermögen. Und vielleicht fühlte sie sich auch ein kleines bisschen stolz.Verdammt, sie war ja nicht über ein paar Untugenden erhaben.
Aber sollte es da nicht noch etwas mehr geben?
Genugtuung über das Wissen, dass sie bald über finanzielle Sicherheit verfügen würde. Vorfreude darauf, ihre Zukunft zu planen. Überwältigende Freude und das Gefühl von Erfüllung …
Tobi, die offenbar von der Küche aus spioniert hatte, schoss auf die Theke zu, noch bevor sich die Tür hinter Charles geschlossen hatte.
Sie kam schlitternd zum Stehen und sah Regan mit einem ungeduldigen Ausdruck an.
»Und?«
Regan schüttelte verwirrt den Kopf. »Er will meine Zeichnungen kaufen.«
»Juhuuu!« Gleichgültig gegenüber den neugierigen Blicken, die sie auf sich zog, schnappte Tobi sich Regan und umarmte sie so fest, dass sie ihr fast die Rippen brach. »Ich wusste es! Habe ich dir nicht gesagt, dass du eine tolle Künstlerin bist und zwangsläufig irgendwann entdeckt werden wirst?«
Regan befreit sich sanft, sodass sie Luft in ihre kollabierten Lungen saugen konnte, und verzog den Mund zu einem steifen Lächeln.
»Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das Verscherbeln von Kunstwerken an Touristen bedeutet, dass ich entdeckt werde, aber ich gebe zu, dass du immer wesentlich stärker daran geglaubt hast als ich.«
»Weil ich ein Talent erkenne, wenn ich es sehe.«
Regans gezwungenes Lächeln verwandelte sich in ein echtes, als sie die Hand ausstreckte, um Tobis rosafarbene Stachelhaare zu zerzausen.
»Du bist mir so eine gute Freundin,Tobi.Wenn du nicht …«
»Blablabla.« Die andere Frau winkte ab. Dann riss sie abrupt die Augen auf. »Weißt du, du solltest ausgehen und feiern. Trink einen Schampus, iss etwas Schokolade, such dir irgendeinen geilen Typen, mit dem du die Nacht verbringen und irren Sex haben kannst.« Sie verzog das Gesicht und deutete mit der Hand auf den Tresen. »Ich würde ja mitkommen, aber Carly ist schon wieder nicht aufgetaucht, und ich muss den Laden noch schließen.«
Ja, genau das sollte sie eigentlich wirklich tun.
Ausgehen. Vielleicht in irgendwelche Kneipen gehen. Sich irgendeinen hinreißenden Typen suchen und …
Regans Verstand schaltete sich ab.
Er weigerte sich ganz einfach, sich in Sphären zu begeben, wo möglicherweise hinreißende Typen lauerten, sogar in ihrer Fantasie.
Sie seufzte auf. »Ich glaube, ich gehe einfach nach Hause und genieße meine Glückssträhne.«
Tobi riss die Hände hoch, sodass ihre Silberarmbänder klirrten.
»Gott, was soll ich bloß mit dir machen? Du bist schön, intelligent und höllisch sexy, und wenn du nicht so eine nette Person wärst, würde ich dich für deine Courage hassen, aber du hast nicht die geringste Ahnung davon, wie man Spaß hat.« Sie legte den Kopf auf die Seite, und ihr Lächeln verschwand, als sie Regan mit einem untypisch ernsten Gesichtsausdruck ansah. »Diese Wohnung könnte genauso gut ein Gefängnis sein, Regan. Geh aus. Lebe! Du kannst nicht bis in alle Ewigkeit eine Einsiedlerin bleiben.«
Gefängnis …
Regan zuckte zusammen, als sie das abstoßende Wort hörte.
Weil es wahr war.
Oh, es war völlig anders als ihre Zeit bei Culligan.
Sie konnte kommen und gehen, wie es ihr gefiel. Sie konnte anziehen, was sie wollte, essen, was sie wollte, und ihre eigenen Entscheidungen treffen.
Sie hatte ihre Unabhängigkeit. Ein Zuhause, einen Beruf, die Aussicht auf so viel Geld, wie sie sich nur wünschen konnte.
Aber wo war die herrliche Freiheit, nach der sie gesucht hatte?
Sie arbeitete, sie zeichnete, sie schlief.
Das war nicht so ganz die wilde, ausgelassene Art von
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