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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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sie ihn in einen wahren Sinnestaumel versetzen. Doch sie war mehr als lediglich eine junge Geliebte – es war noch etwas anderes an ihr, das er nicht recht in Worte fassen konnte, etwas Orientalisches, wie er annahm. In ihrer ersten Nacht hatte er festgestellt, dass ihre Brüste größer, voller waren als erwartet. Als sie sich liebten, und als sie anschließend neben ihm lag, kam es ihm so vor, als sei Sarah nicht lediglich ein – und wenn auch noch so interessantes – Mädchen, sondern eine zeitlose Frau voller Schätze und Geheimnisse.
    Er verbrachte so viel Zeit damit, an sie zu denken, dass er sich mitunter ärgerlich fragte, ob er nichts Besseres zu tun habe.
    Nach wie vor holte er jedes zweite Wochenende den kleinen Gorham zu sich. Er war fast soweit, dass er sie mit dem kleinen Jungen bekannt machen wollte. Aber selbst wenn er sie lediglich als »eine Freundin« vorstellte, würde Julie bald von ihr erfahren und die Wahrheit erraten, und dann wären Erklärungen fällig und Ärger. Abgesehen davon fuhr Sarah an diesen Besuchstagen immer nach Brooklyn zu ihrer Familie.
    Das war ein kleines Problem. Er hätte gern alle seine freien Wochenenden mit ihr verbracht, aber meistens blieb sie dabei, dass sie zu ihrer Familie müsse.
    »Wenn ich zu viele Wochenenden ausfallen lasse, werden sie mehr als nur Argwohn schöpfen«, erklärte sie ihm lachend.
    An manchen Wochenenden konnte sie sich allerdings drücken. Ende Januar fuhren sie zum Skilaufen nach Vermont. Sie fiel ausgiebig hin, nahm’s aber sportlich auf, betrachtete anschließend ihre blauen Flecken und erklärte sich bereit, es irgendwann noch einmal zu versuchen – vielleicht nicht allzu bald. Dann, im Februar, lud er sie zu einem Wochenende in ein Landhotel in Connecticut ein.
    An einem kalten Freitagnachmittag brachen sie in New York auf. An den Straßenrändern lag Schnee, doch die Fahrbahn war geräumt. Charlie besaß einen 1950er DeSoto Custom Sportsman, auf den er sehr stolz war.
    Er hatte das Zimmer – in einem reizenden, ihm bekannten Hotel, eine knappe Autostunde von der Stadt entfernt – schon im Voraus gebucht. Auf die Namen Mr und Mrs Charles Master. Solange man sich so eintrug, stellten Hotels in der Regel nicht allzu viele Fragen. Als sie ankamen, dämmerte es bereits. Sie hatten zwei Koffer dabei, die er selbst zur Tür des weißen holzverschalten Gebäudes trug. Im Foyer prasselte ein behagliches Feuer, und während der Geschäftsführer Charlie begrüßte und an den Empfangstresen begleitete, damit er sich eintrug, ging Sarah an den Kamin. Nachdem sie kurz dagestanden hatte, schlüpfte sie aus ihrem Mantel und setzte sich auf einen niedrigen Polsterhocker vor dem Feuer. Sie trug eine weiße Bluse und eine Strickjacke. Charlie sah zu ihr hin und lächelte; die Flammen verliehen ihrem Gesicht bereits einen bezaubernden rosigen Schimmer. Gerade in dem Moment fiel ein glühendes Stück Holz aus dem Kamin. Sie beugte sich nach der Glutzange vor, um es wieder zurückzulegen, und dabei pendelte ihr jüdischer Stern kurz an seinem Kettchen und fing das Licht des Feuers ein. Nachdem sie das Holzstück auf den Kaminrost zurückgelegt hatte, stand sie auf und kam an die Rezeption.
    Der Geschäftsführer, der gerade anfing, sich über das Zimmer zu verbreiten, warf jetzt einen scharfen Blick in Richtung Sarah und starrte auf ihren Halsausschnitt. Er hatte sie bereits zuvor am Kamin aufmerksam beobachtet.
    »Schönes Feuer«, bemerkte sie.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte der Geschäftsführer und verschwand in einem kleinen Büro hinter dem Tresen. Es verging eine gute Minute, ehe er wieder erschien.
    »Es tut mir schrecklich leid, Sir«, sagte er zu Charlie, »aber es scheint bei der Reservierung ein Missverständnis gegeben zu haben. Als Sie hereinkamen, habe ich Sie für einen anderen Gast gehalten. Offenbar liegt gar keine Reservierung für Master vor.«
    »Aber ich habe angerufen und unmissverständlich reserviert.«
    »Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wie das passieren konnte, Sir, und ich bedaure es zutiefst. Aber so leid es mir tut, wir sind restlos ausgebucht. Ich bin nur ins Büro gegangen, um mich zu vergewissern. Alle unsere Wochenendgäste sind bereits hier.«
    »Es muss doch noch ein Zimmer geben!«
    »Nein, Sir. Es ist absolut nichts frei. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Ich bin gerade extra aus der Stadt hergefahren!«
    »Ja, Sir. Ein paar Meilen von hier gibt es noch ein anderes Hotel, zu dem ich Ihnen den Weg

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