Im Rausch der Freiheit
sei. Das Fort wurde gestürmt, Jakob Leisler festgenommen, man riss ihm Perücke, Schwert und Gürtel vom Leib, legte ihn in Ketten und soll ihn auch bespuckt haben.
»Das haben deine Freunde eingefädelt«, sagte die Herrin zum Baas.
»Sei nur froh, dass sie dich nicht ebenfalls verhaftet haben«, antwortete er. Er behielt mit seinen Prophezeiungen recht. Doch als er erfuhr, dass die Stadtväter König Wilhelm III. um die Erlaubnis bitten wollten, Jakob Leisler hinzurichten, war auch er entsetzt und sagte, es wäre eine Schande, wenn es dazu käme.
*
Kurz danach kehrte das Kaperschiff, an dem der Baas und Mr Master beteiligt waren, in den Hafen zurück. Es hatte eine kleine Prise gemacht, aber nicht so viel, dass es einen nennenswerten Gewinn abgeworfen hätte. Ein paar Sklaven waren ebenfalls an Bord.
»Ich glaube nicht, dass sie gesund sind«, sagte Mr Master. »Wir sollten sie möglichst schnell abstoßen.« Schon am Tag darauf verkaufte er sie.
Währenddessen saß der arme Jakob Leisler hinter Schloss und Riegel und wartete darauf, sein Urteil zu erfahren. Auch seinen Schwiegersohn Jakob Milbourne klagte man nun des Hochverrats an. Die meisten Menschen in der Stadt waren bestürzt. In unserem Haus herrschte düstere Anspannung. Die Herrin sprach mit kaum jemandem ein Wort. Als eine der Frauen, die mit der Herrin demonstriert hatten, Anfang Mai fragte, ob sie sich Naomi für ein paar Tage ausborgen könne, weil es auf ihrer Bouwerij einige Näharbeiten zu erledigen gebe, lieh die Herrin sie aus; und ich glaube, Naomi war froh, eine Zeitlang da rauszukommen. Bei uns zu Hause war die Stimmung so trostlos, dass ich zu ihr sagte: »Nimm auch die kleine Martha mit.«
Also gingen sie zu dieser Bouwerij, die gerade ein paar Meilen nördlich der Stadt lag, und sie blieben zehn Tage lang dort.
Während dieser Zeit wurde das Wetter sehr wechselhaft. An manchen Tagen war es heiß und schwül, und der Mist der Pferde und anderer Tiere stank auf den Straßen; unvermittelt schlug das Wetter um, und es wurde kalt und regnerisch. Alle schienen darunter zu leiden. Normalerweise war meine Stimmung ausgeglichen, aber damals fühlte ich mich so niedergeschlagen, dass ich kaum meine Arbeit schaffte. Endlich kehrten meine Frau und meine kleine Tochter zurück. Wir redeten nicht viel. Naomi und Martha waren von der Reise so erschöpft, dass sie sich beide direkt schlafen legten.
Am nächsten Morgen ging ich mit dem Baas zum Hafen. Mr Master und die anderen Kaufleute rechneten die Kaperfahrt ab und erörterten, ob sie eine weitere mitfinanzieren sollten. Anschließend gingen wir zum Fort, weil der Baas und Mr Master sich nach dem Schicksal von Leisler erkundigen wollten. Als sie wieder herauskamen, schüttelte der Baas den Kopf.
»Bayard ist fest entschlossen, ihn zu vernichten«, sagte er zu Mr Master. »Ich glaube nicht einmal, dass sie auf den Bescheid von König Wilhelm III. warten werden.«
Sie wollten gerade in eine Schenke gehen, als wir Hudson sahen, der auf uns zugerannt kam.
»Was gibt’s, Junge?«, fragte der Baas.
»Martha, Herr«, schrie er. »Ich glaube, sie stirbt!«
*
Meine arme Tochter glühte vor Fieber. Sie war entsetzlich anzuschauen. Und Naomi sah auch krank aus und fing an zu frösteln.
»Das waren diese Sklaven vom Schiff«, sagte sie zu mir. »Als wir angekommen sind, waren sie krank, und einer von ihnen ist gestorben. Ich bin sicher, wir haben uns was von denen geholt.«
Doch keiner wusste, welche Krankheit das war. Die ganze Nacht lang fieberte Martha, und am Morgen konnte sie vor Erschöpfung kaum noch atmen. Naomi und ich pflegten sie, aber um Mitternacht herum wurde auch Naomi endgültig krank. Also begoss ich sie beide mit kaltem Wasser, um das Fieber zu senken, doch es schien nicht viel zu nützen.
Am Morgen stand Juffrouw Clara vor der Tür.
»Sie dürfen nicht hereinkommen, Juffrouw Clara«, sagte ich. »Ich möchte nicht, dass Sie ebenfalls krank werden.«
»Das weiß ich, Quash«, sagte sie. »Aber ich will sie pflegen.«
Als sie diese Worte sprach, schnürte sich mir vor Rührung der Hals zu. Ich sagte sofort der Herrin Bescheid, damit sie Juffrouw Clara davon abhielt. Und die Herrin erklärte ihr, sie dürfe nicht hinein. Aber Juffrouw Clara hatte ihren eigenen Kopf. Sie gab nicht nach, selbst als der Baas hinzutrat und ebenfalls auf sie einredete. Sie sagte, sie würde nicht eher gehen, bis sie Martha einen Kräutersud gegeben hätte, den sie mitgebracht habe und der ihr guttun
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